Katharina Timmig, Betreiberin des Vogelhofs in Dehnberg (Gemeindeteil von Lauf) kann das Leid der Landwirtschaft und der Tiere nach der Horror-Flut in NRW kaum ertragen. Deshalb hat sie eine außergewöhnliche Fluthilfe-Aktion ins Leben gerufen.
- Lauf: Pferdehof-Betreiberin Katharina Timmig hilft Flut-Tieren
- Timmig und ihr Mann kommen nach Heu-Ernte auf außergewöhnliche Idee
- Bereits fünf LKW nach NRW gefahren: Bäuerin im Flutgebiet zu Tränen gerührt
- Kritik an Ende der Lenkzeit-Ausweitung: "Wissen nicht, wie es weitergeht"
Die Flut-Katastrophe in Nordrhein-Westfalen Mitte Juli 2021 hat auch viele Menschen in ländlichen Gebieten getroffen, darunter zahlreiche Landwirte und Landwirtinnen. "Wer Tiere hat, kann nicht einfach fliehen", sagt Katharina Timmig, Betreiberin des Pferdehofs "Vogelhof" in Dehnberg im Nürnberger Land. Nach einem Grillfest im Dorf sei ihr und ihrem Mann die Idee gekommen, wie den von der Flut-Katastrophe schwer getroffenen Bauern und Bäuerinnen in NRW geholfen werden könnte - abseits von Geld- und Essensspenden. Eine Idee, die so überzeugte, dass mittlerweile der halbe Gemeindeteil mit anpackt.
Pferdehof-Betreiberin aus Lauf hat beim Grillen ungewöhnliche Idee für Flut-Tiere
Seit zwölf Jahren betreibe sie den Pferdehof in Dehnberg nebenberuflich zu ihrem Job als Lehrerin, erzählt Timmig gegenüber inFranken.de. "Als die Flut gerade begonnen hat, haben wir gemeinsam mit den Leuten aus dem Dorf gegrillt. Mein Mann ist Metzger", sagt sie. Des Öfteren spende das Ehepaar die Einnahmen aus den Grillfesten an eine Hilfsorganisation für die Landwirtschaft namens "Equiwent". Als sie von der Flut-Katastrophe erfahren hätten, sei klar gewesen: "Das wird ein Spendengrillen."
Doch nicht nur das: "Wir haben dieses Jahr echt eine gute Heu-Ernte gehabt. Wir hatten so viel, dass wir teilweise nur abgemäht und es liegengelassen hätten." Das bringt Timmig auf die ungewöhnliche Idee, Heu in die NRW-Flutgebiete zu schicken. "Erst hieß es, die Bauern haben gar nichts zum Lagern, aber dann hat Equiwent eine große Halle am alten Militärflughafen Güterloh freigehabt und von da aus sollte das Heu dann weiter verteilt werden."
"Wenn jemand in der Stadt lebt, dann kann er nur selber hinfahren und mit seinen Händen helfen", sagt Timmig. "Und wir hier können eben das tun." Schnell hätten sich weitere Landwirte und Landwirtinnen aus der Region gefunden, die unterstützen wollten. "Mittlerweile habe ich einen direkten Kontaktmann bei Equiwent, den ruf ich an und er sagt mir, wo Heu gebraucht wird. Viel geht an einen großen Reiterhof, der genau weiß, wo gerade Not herrscht und es gebraucht wird." Ihren Wintergarten habe sie zur "Organisationszentrale" umfunktioniert, erzählt die 41-Jährige und lacht. Das Heu werde größtenteils bei ihr abgeladen und dann auf die LKW gepackt.
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Dafür habe sie bereits sehr viel Dankbarkeit erlebt. "Es ist natürlich so, wenn du dabei bist, dass dein Haus wegschwimmt und du hast 50 Kühe, stellt sich die Frage, wohin damit?" Einem befreundeten Landwirt, der 200 Kühe versorge, "ein gestandenes Mannsbild", so Timmig, seien die "Tränen in die Augen geschossen, nur als er sich das vorgestellt hat". Und Tränen hat Timmig auch kürzlich bei einem Kontakt zu einer Bäuerin aus NRW erlebt. "Sie hat erzählt, es gibt keine Straße mehr zu ihr, sie muss alles mit dem Bulldog fahren."
"Bei jedem LKW kriege ich Gänsehaut, der sich auf den Weg macht", sagt Timmig über die Aktion. Mittlerweile seien auf fünf LKW insgesamt 166 Ballen Heu von Dehnberg nach Nordrhein-Westfalen zu den Flut-Tieren gefahren worden. "Sie haben dort ja nichts mehr, auch keine Wiesen." Allerdings fehle es Timmig derzeit an einem Schubboden-LKW, der dringend nötig sei, um weitere Hilfslieferungen auszufahren.