Die Bio-Brauerei "Neumarkter Lammsbräu" stellt kurz vor der Eröffnung der Bio-Fachmesse in Nürnberg neue Produkte vor. Grund dazu geben Rekordzahlen.
Mit neuen Produkten geht die bekannte Bio-Brauerei "Neumarkter Lammsbräu" in das bevorstehende Bio-Branchentreffen in Nürnberg. Grund zum Optimismus geben die Rekordzahlen aus dem letzten Jahr. Allerdings glaubt Lammsbräu-Chefin Susanne Horn an das Ende der exorbitanten Wachstumszahlen in der Bio-Branche. Beim Thema Export will sich der Bio-Getränkepionier trotzdem zurückhalten.
Für den Vorzeigebetrieb unter den Bio-Brauereien ist das Treffen der Bio-Branche in Nürnberg ein Heimspiel. Pünktlich zur bevorstehenden Bio-Fachmesse lädt die "Neumarkter Lammsbräu" traditionell nach Nürnberg ein, um kurz vor der Eröffnung neue Produkte vorzustellen und auf das vergangene Geschäftsjahr zurückzublicken.
Umsatz deutlich gestiegen
Die Zahlen aus dem Jahr 2016 können sich sehen lassen. Um satte 13,2 Prozent konnte der Umsatz auf rund 23 Millionen Euro gesteigert werden. Wachstumsmotor seien besonders die alkoholfreien Getränken mit einem Plus von 7,2 Prozent gewesen, freute sich Susanne Horn. Besonders stolz ist die Lammsbräu-Chefin über den Erfolg des Bio-Mineralwassers mit einem zweistelligen Absatzzuwachs in Höhe von 11,2 Prozent. Selbst beim gehopften Markenkern der Traditionsbrauerei wurden Rekorde verbucht.
Beim Bier sei der Absatz trotz des stagnierenden Marktumfeldes um knapp über neun Prozent gestiegen. Der alkolhofreie Gerstensaft habe mit einem Plus von rund sieben Prozent ebenfalls zum deutlichen Wachstum beigetragen. Zum ersten Mal in der langen Geschichte der Brauerei habe man im Jahr 2016 den Ausstoß über die magische Grenze von 200.000 auf genau 206.819 Hektoliter hieven können, freute sich Horn. Das Überwinden dieser Hürde sei in der Traditionsbrauerei mit einem spontanen Fest gefeiert worden.
Mit diesen beeindruckten Zahlen hebt sich der Bio-Musterknabe aus Neumarkt deutlich von der Konkurrenz ab. Die gesamte Bio-Branche sei im vergangenen Jahr nur um 3,3 Prozentpunkte gewachsen. Vor anhaltender Euphorie im laufenden Geschäftsjahr warnte die Lammsbräu-Chefin allerdings. Die gesamte Bio-Branche werde nicht mehr so stark wachsen wie in den vergangenen Jahren, ist sich Horn sicher. Bis zum Jahresende erwarte sie ein "moderateres Wachstum", sagte die Generalbevollmächtigte der Familien-Brauerei Ehrnsperger. Der Jahresumsatz der Lammsbräu lande im Jahr 2017 demnach voraussichtlich "nur" bei rund 25,5 Millionen, prognostizierte Horn.
Produktneuheiten vorgestellt
Zum Wachstum beitragen sollen heuer vier Produktneuheiten, die bei der vor Tür stehenden Bio-Fachmesse in Nürnberg präsentiert werden sollen. "Unsere Mitarbeiter knobeln, tüfteln und probieren das ganze Jahr an neuen Produkten herum. Deswegen ist die Präsentation unserer neuen Getränke in jedem Jahr das Highlight", erklärte Susanne Horn und öffnete eine Flasche der neuen Bio-Zitronenlimonade. Die sei entwickelt worden, damit sich die Bio-Freunde im Sommer ein waschechtes Bio-Radler mit Zitronen-Limo in hundertprozentiger Bio-Qualität einschenken können.
Für den Export will sich die Brauerei allein schon aus ökologischer Überzeugung nicht hergeben. "Wir haben natürlich ganz viele Anfragen besonders aus Asien", erklärte Horn. Allerdings wolle man der Versuchung weiterhin widerstehen. "Die Kunden auf der Bio-Fach haben Verständnis für diese Haltung." Auf normalen Braumessen werde man für diese ökologische Ansichten dagegen häufig belächelt. Nicht ausschließen wollte Horn, dass die Öko-Brauerei in der Zukunft neue Braustätten im Ausland eröffnen wird, um auf diesen Weg den aktuell niedrigen Exportanteil im Unternehmen von derzeit zwei Prozent langfristig steigern zu können.
Solche Ideen bezeichnete Horn freilich noch als absolute Zukunftsmusik. Aktuell will der Vorzeigebetrieb ausländische Unternehmen vielmehr von der Bio-Idee überzeugen. Dafür bietet das Bundeslandwirtschaftsministerium heuer ausgewählten Firmen aus Deutschland eine Bühne. Die Bio-Brauerei aus Neumarkt ist dabei und darf Deutschland als Bio-Land auf der Bio-Messe präsentieren. "Wir sind stolz darauf, das wir dafür ausgewählt worden sind", sagte Horn.
Umbau abgeschlossen
Noch mehr dürfte sich die Lammsbräu-Chefin darüber freuen, dass der Umbau der Traditionsbrauerei im letzten Jahr erfolgreich abgeschlossen worden ist. Rund zwölf Millionen Euro habe das Unternehmen in die Hand genommen, um das bestehende Brauereigelände auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. "Wir wollten nicht irgendwo auf der grünen Wiese neu bauen", sagte Horn. Mit dem Abschluss der Bau- und Modernisierungsarbeiten sei eine "wichtige Weiche für eine erfolgreiche Zukunft und Weiterentwicklung" des Familienunternehmens gestellt worden.
Apropos Familie: Der 26-jährige Johannes Ehrnsperger wolle bereits in diesem Herbst sein Brauer-Diplom in Weihenstephan absolvieren. Horn versicherte, dass sie dem designierten Nachfolger an der Spitze des Familienunternehmens mit dieser Ankündigung nicht unter Druck setzen wolle.
Preisniveau wird bleiben
Die Brauerei lasse sich ihrerseits nicht vom Fachhandel unter Druck setzen, der derzeit die Hersteller dazu ermuntern wolle, dem normalen Einzelhandel die kalte Schulter zu zeigen. Darauf, stellte Horn deutlich fest, lasse sich die Neumarkter Brauerei auf keinen Fall ein. Der Traditionsbrauerei sei es egal, ob die Kunden das Bio-Bier im Supermarkt oder im Reformladen kaufen würden.
"Wir werden die Menschen nicht dazu zwingen können, unsere Produkte in einen bestimmten Laden einzukaufen." Hoffnung auf Preisnachlässe brauchen sich Discounter-Freunde deshalb nicht machen. "Wir werden unser Preisniveau halten müssen, weil wir sonst nicht unsere Philosophie halten können." Man wolle weiterhin faire Löhne für die Mitarbeiter und faire Preise für die Produkte von den Bauern in der Region bezahlen. Mit dieser Maxime ist die Lammsbräu schließlich groß geworden.
Fakten am Rande
Rekordjahr: Im abgelaufenen Jahr hat die Bio-Brauerei "Neumarkter Lammsbräu" genau 206.819 Hektoliter Getränke verkauft. Im Jahr 2015 waren es "nur" rund 193.000.
Bio-Wasser: Immer mehr Menschen greifen zum Bio-Mineralwasser. Allein die Familienbrauerei aus Neumarkt erhöhte im vergangenen Jahr den Absatz um 11,2 Prozent auf rund 16.000 Hektoliter.
Neuheiten: In diesem Jahr will die Bio-Brauerei aus der Oberpfalz beim Kunden besonders mit einer neuer Bio-Zitronenlimonade und einem glutenfreien Weißbier punkten.