Nachdem auf einem ehemaligen Hersbrucker KZ-Gelände historisch bedeutsame Funde zutage getreten waren, finden nun archäologische Grabungen statt. Unter anderem wurde eine Häftlingsmarke entdeckt.
- Nach Funden in ehemaligem Hersbrucker KZ-Gebiet: Grabungen finden statt
- Häftlingsmarke zeugt von traurigem Kapitel - diese Bedeutung steckt dahinter
- "Sensible Stelle": Betreuungseinrichtung für 110 Senioren soll entstehen
Das KZ-Außenlager in Hersbruck ist das größte Außenlager des KZ Flossenbürg auf bayerischem Boden. Bald soll hier ein Seniorenzentrum für 110 Senioren von Diakoneo auf einem Teilareal entstehen. Weil hier aber Jahrzehnte alte Artefakte aus einer schauerlichen Phase der deutschen Geschichte im Boden liegen, finden seit Anfang Juni 2023 archäologische Grabungen statt. Eine Häftlingsmarke ist unter den Funden von 2022. Ein Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg hat inFranken.de ihre vermutliche Bedeutung erklärt. Immer wieder ist Franken in den Archäologie-Schlagzeilen. So Ende Juli: Saurier-Sensationsfund aus dem Steigerwald - Cyclotosaurus war eine Gefahr am Wasser.
Häftlingsmarke in Hersbruck gefunden - gehörte sie einem gefangenen Soldaten?
Nach dem Krieg seien die Gebäude des Außenlagers zunächst weitergenutzt, dann abgerissen und das Areal neu bebaut worden. Im Wesentlichen auf dem ehemaligen Appellplatz des Konzentrationslagers solle das Seniorenzentrum entstehen, erklärt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege auf Anfrage von inFranken.de. Bis zu Beginn der Bauarbeiten habe sich hier eine Sportanlage befunden. Vor der geplanten Bebauung sei diese abgeräumt beziehungsweise rückgebaut worden. Hierbei hätten sich beispielsweise Knöpfe, Metallverpackungen und eine Häftlingsmarke im Boden gezeigt, wie die Stadt Hersbruck in einer Pressemitteilung berichtet.
Derzeit laufe die Dokumentation der Funde. Der Stadt Hersbruck liegen aktuell keine Bilder der Häftlingsmarke vor. Der Mitarbeiter der Gedenkstätte Flossenbürg habe die Marke selbst nicht gesehen, spricht aber gegenüber inFranken.de seine Vermutungen aus: "Es gibt verschiedene Arten von Marken. In Flossenbürg gab es Aufnäher auf der Kleidung mit einem farbigen Winkel mit dem Haftgrund, einem Buchstaben des Herkunftslandes und einer Nummer." In Hersbruck scheint es sich um metallene Plättchen gehandelt zu haben.
"Sie bekamen eigentlich nur Soldaten. Wahrscheinlich gehörte sie einem sowjetischen Kriegsgefangenen." Diese "Umhängemärkchen" seien nach dem Tod abgenommen und zurückgeschickt worden, "damit man die Person identifizieren kann", so der Experte. Diakoneo wie auch die Stadt Hersbruck seien sich bewusst, dass die Betreuungseinrichtung an einer "sensiblen Stelle" entstehe, schreibt die Stadt weiter.
"Verantwortungsvoll damit umgehen": Stadt lädt zu Gedankenaustausch ein
"Damit und mit der künftigen Würdigung des Areals werden wir verantwortungsvoll umgehen", werden Bürgermeister Robert Ilg (FRB) und Manuela Füller, Vorständin Dienste für Menschen bei der Diakoneo, zitiert. Die Stadt Hersbruck habe deshalb Vertreter der HEWA GmbH, der Stadtwerke Hersbruck, von Diakoneo, vom Landesamt für Denkmalpflege sowie der Gedenkstätte Flossenbürg zu einem Gedankenaustausch eingeladen.
"Ziel ist, die jeweiligen Einschätzungen zu diskutieren und - auch im Hinblick auf anstehende Tiefbaumaßnahmen in der Nachbarschaft - einen praktikablen Weg zu finden, künftig mit diesem dunklen Kapitel der Stadtgeschichte umzugehen", heißt es zum Schluss. Weitere Nachrichten aus Nürnberg und dem Nürnberger Land findest du in unserem Lokalressort.