Die Metropolregion Nürnberg nimmt die Stadt Sonneberg in Thüringen auf. Damit wird nicht nur geografisch eine Grenze überschritten: Es könnte der Anfang einer Gebietsreform sein, die in Bayern aber noch ein Tabu ist.
Die Metropolregion Nürnberg ist für viele Menschen auch sieben Jahre nach ihrer Geburtsstunde eine große Unbekannte. Das könnte sich bald ändern. Vielleicht wird sie zur Keimzelle einer Gebietsreform und am Ende gar eines Bundeslandes Franken. Das hofft man nicht zuletzt in Thüringen.
Passend zum Tag der Wiedervereinigung hat die Stadt Sonneberg in Südthüringen als erste Ost-Kommune den Sprung nach Westen geschafft: Bürgermeisterin Sibylle Abel (CDU) hat geklopft, die Franken haben die Tür geöffnet. Ohne Begrüßungsgeld, aber herzlich. Bei der Sitzung des Rats der Metropolregion am Dienstag in Hof wurde Sonneberg, seit einem Jahr "Gast" in Nürnberg, offiziell in den Status eines "assoziierten Mitglieds" erhoben.
Das sei keine Mitgliedschaft zweiter Klasse, sagt ein Sprecher der Metropolregion, aber doch ein Sonderstatus, denn an sich können nur Landkreise oder kreisfreie Städte in die Metropolregion. Die Sonderrolle würdigt die besondere Lage Sonnebergs, auf die Sibylle Abel wieder und wieder hingewiesen hat: Nicht nur historisch ist der Raum Südthüringen eng an Franken gebunden, auch die wirtschaftlichen Beziehungen gehen eher nach Westen als nach Osten. "Selbst die Verkehrsverbindungen nach Nürnberg sind besser als die nach Erfurt", sagt die Bürgermeisterin.
Sie steht damit - wenn auch nicht ausdrücklich - an der Spitze einer Separatistenbewegung in Thüringen, die bis in die Landesspitze wirkt. So hat die Thüringer SPD, Juniorpartner der großen Koalition in Erfurt, wiederholt auf eine Gebietsreform noch vor der Landtagswahl 2014 gedrängt - erfolglos.
Ein neuer Zuschnitt der Kreise und Länder in der ehemaligen DDR würde Grenzen in Frage stellen: Etliche Gemeinden und Kreise in Südthüringen haben angekündigt, dass sie nicht in einem möglichen Bundesland Mitteldeutschland auf- oder untergehen wollen. "In diesem Fall würden wir nach Bayern wechseln", sagen die Landräte aus Hildburghausen und Sonneberg, Thomas Müller und Christine Zitzmann (beide CDU).
Zwar sind die Thüringer in Bayern grundsätzlich willkommen, sagen Innenminister Joachim Herrmann und Finanzminister Markus Söder (beide CSU). Dass in so einem Fall aber auch die "Verwaltungseinheiten" unter der blau-weißen Fahne neu sortiert werden müssten, ist in München ein Tabu. Noch.