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Flughafen Nürnberg: Streicht nach Ryanair auch Eurowings Ziele?


Autor: Ralf Welz

Nürnberg, Dienstag, 15. Oktober 2024

Steigende Kosten, weniger Flüge: Nach Ryanair hat eine weitere Airline in Deutschland die Reißleine gezogen. Werden am Flughafen Nürnberg nun erneut Ziele gestrichen?
Seit April 2024 gibt es eine Basis der Lufthansa-Tochter Eurowings am Flughafen Nürnberg.


Aufgrund seiner strategischen Position in Mitteleuropa spielt Deutschland im globalen Luftverkehr eine wichtige Rolle. Von hier aus bestehen Flugverbindungen in sämtliche Regionen der Welt. Doch die Luftfahrt steht hierzulande vor großen Herausforderungen: Aus finanziellen Gründen kehrt mancher Akteur der Bundesrepublik den Rücken. Die Airline Ryanair streicht am Flughafen Nürnberg mehrere Reiseziele. Als Grund gibt das irische Billigflieger-Unternehmen ein Versagen der Ampel-Regierung an. Beklagt werden die in Deutschland anfallenden Gebühren und Steuern. 

Um Kosten einzusparen, steuert Ryanair ab Sommer 2025 die Ziele Cagliari, Lamezia Terme, Valencia und Sevilla nicht mehr von Franken aus an. In Hamburg nun eine weitere Fluggesellschaft angekündigt, ihr Programm zu reduzieren. Die Folgen sind drastisch: Laut seinem Geschäftsführer Jens Bischof cancelt Eurowings im kommenden Jahr in einem ersten Schritt mehr als 1000 Flüge in der Hansestadt. Ist Hamburg nur der Anfang? Auch am Flughafen Nürnberg ist die Lufthansa-Tochter mit zahlreichen Verbindungen vertreten. Wird jetzt auch hier der Rotstift angesetzt?

Nach Ryanair-Streichungen am Flughafen Nürnberg: Cancelt auch Eurowings Flüge?

Wie zuvor Ryanair begründet auch Eurowings seinen Schritt mit den zu errichtenden Abgaben und Aufwendungen. Mit der Angebotsminderung reagiert Deutschlands zweitgrößte Airline laut Eigenaussage auf die aus ihrer Sicht "unverhältnismäßige Gebührenentwicklung". Die in Hamburg wegfallenden Verbindungen sollen an andere Standorte verlagert werden. Die Maßnahme werde das Fliegen vor Ort spürbar verteuern, wird Eurowings-CEO Jens Bischof in einer aktuellen Verlautbarung zitiert. "Diese Entwicklung wäre vermeidbar gewesen. Aber die Pläne des Flughafens für eine völlig unverhältnismäßige Erhöhung der Entgelte lassen uns keine Wahl." Dass keine tragfähigen Lösungen angeboten worden seien, sei sehr bedauerlich. "Die Leidtragenden sind jetzt Urlaubs- und Geschäftsreisende aus der Region."

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Laut Angaben der Airline sind an anderen deutschen Flughäfen weitere Streichungen in Prüfung. Drohen neben Hamburg nun auch in Nürnberg harte Einschnitte seitens Eurowings? inFranken.de hat das Unternehmen nach etwaigen Auswirkungen am Albrecht-Dürer-Airport gefragt. "Unsere Entscheidung betrifft aktuell Hamburg", teilt Eurowings-Sprecher Florian Gränzdörffer am Montag (14. Oktober 2024) inFranken.de mit. "Für Nürnberg sind derzeit keine Veränderungen geplant - wir haben ja erst kürzlich unsere Basis in Nürnberg eröffnet." Die Basis der Lufthansa-Tochter auf dem fränkischen Airport ging erst im vergangenen April in Betrieb. Seitdem hat Eurowings ein eigenes Flugzeug vor Ort. Angeflogen werden mehrere Destinationen. Neustrecken sind unter anderem Flüge nach Hamburg und Madeira. 

Inwieweit es in Nürnberg künftig zu Änderungen im Eurowings-Programm kommt, bleibt derweil abzuwarten. "Selbstverständlich unterziehen wir alle Verbindungen und Standorte einer permanenten Überprüfung bezüglich Wirtschaftlichkeit und passen unser Angebot immer der jeweiligen Nachfrage an", konstatiert der Unternehmenssprecher. Dies sei jedoch ein normales Prozedere, das kontinuierlich stattfinde. "Dass dies am teuren Luftverkehrsstandort Deutschland immer schwieriger wird, zeigt das aktuelle Beispiel von Hamburg." Dort ist Eurowings - mit gegenwärtig 16 stationierten Flugzeugen - nach eigenen Angaben Marktführer. Das Angebot umfasst bislang 70 Ziele.

"Fliegen in und ab Deutschland immer teurer": Airline beklagt hohe Abgaben

Angesichts stetig steigender Infrastruktur- und Standortkosten für Airlines in Deutschland sei man gezwungen, weitere Streckeneinstellungen auch an anderen deutschen Airports zu prüfen - zu Gunsten eines Flugangebots in anderen EU-Ländern, heißt es in einer am Freitag (11. Oktober 2024) veröffentlichten Mitteilung. "Denn durch die Summe aller deutschen und europäischen Kostenbelastungen wird Fliegen in und ab Deutschland immer teurer und auf vielen Strecken unrentabel", moniert Eurowings. Bundesweit haben Ryanair und Eurowings bereits zahlreiche Flüge aus ihrem Programm genommen.

Durch die massiven Kostenerhebungen rechnet Lufthansa-Chef Carsten Spohr damit, dass weitere Fluggesellschaften folgen werden. "Ich mache mir große Sorgen um die Anbindung unseres Wirtschaftsstandorts." Auch am Nürnberger Flughafen dürfte man die jüngste Entwicklung mit regem Interesse verfolgen. "Die Verlagerung von 1,8 Millionen Sitzen für den Sommer 2025 von deutschen Flughäfen ins europäische Ausland durch Ryanair zeigt, dass insbesondere die durch die öffentliche Hand definierten Steuern und Gebühren, wie die Luftverkehrssteuer, Deutschland für Airlines unattraktiv macht", heißt es in einem Statement des fränkischen Airports.

Durch die damit einhergehende Kapazitätsverknappung würden die Ticketpreise in Deutschland weiter steigen, so die Verantwortlichen. "In Nürnberg haben wir es dank unseres Kostenmanagements und unserer Preisstrategie geschafft, dass Ryanair auch im nächsten Sommer ein breites Angebot an europäischen Zielen ab dem Albrecht-Dürer-Airport anfliegen wird", betont der Flughafen Nürnberg. Eine Übersicht der Ryanair-Verbindungen findet sich auf der Airport-Webseite. Der aktuelle Winterflugplan 2024/25 beinhaltet indessen etliche Reiseziele für die kalte Jahreszeit - darunter auch eine portugiesische Insel. Weitere Nachrichten aus Nürnberg und der Region findest du in unserem Lokalressort.