Flughafen Nürnberg: Foto löst nostalgische Gefühle aus - heute nicht mehr denkbar
Autor: Isabel Schaffner
Nürnberg, Mittwoch, 10. Mai 2023
Es gab eine Zeit, in der sich Menschen bei Lärm und Kerosingeruch mit viel Freude in eine Gaststätte am Rollfeld des Flughafens Nürnberg setzten und sich die Sahne vom Erdbeerkuchen wehen ließen. Ein Foto aus den 60er-Jahren sorgt für nostalgische Gefühle im Netz.
Nur wenige Meter trennen die Gäste des Nürnberger Flughafenrestaurants direkt am Rollfeld von den großen Passagierflugzeugen. Das vom Airport veröffentlichte Foto aus den 1960ern bietet einen Einblick in eine Attraktion, die zu dieser Zeit an vielen Flughäfen zu finden war, bestätigt Pressesprecher Jan Beinßen im Gespräch mit inFranken.de.
Das ebenerdige "Café mit Landebahn" im Westflügel des Gebäudes existierte ab Flughafen-Gründung 1955 bis weit in die 60er hinein, so Beinßen. In den ersten Jahren war sie der wohl meist frequentierte Teil des gesamten Flughafens und musste wegen Überfüllung mehrmals schließen. Die Faszination am Betrachten von Flugzeugen wiegte beim Publikum somit schwerer als Unannehmlichkeiten wegen Lärm, Wind und Gestank.
Café mit Gartenzaun an Rollfeld - Flughafen Nürnberg über Hotspot in den 60ern
"Damals gab es noch keine Sicherheitsumzäunung wie heute. Es gab nur eine Art Gartenzaun, über den man theoretisch auch steigen konnte. Es war eine ganz andere Sicherheitslage", erklärt der Pressesprecher. Sicherlich seien damals auch noch nicht so viele Flugzeuge unterwegs gewesen, doch durch die Propellermaschinen "waren sie deutlich lauter". Auch bezüglich der Emissionen "waren sie deutlich weniger sauber".
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Ein Zeitzeuge habe einmal erzählt, "dass es einem, wenn ein Flugzeug angelassen wurde, schonmal die Sahne vom Erdbeerkuchen aufs Hemd geweht hat", berichtet Beinßen weiter. Erreichbar sei der Flugplatz zu Fuß über einen Waldweg, mit dem Auto, das auf einem Besucherparkplatz für zehn Pfennig geparkt werden konnte, oder mit einer neu errichteten Buslinie gewesen. Die Gaststätte entpuppte sich als Goldgrube: Im Jahr 1961 habe sie einen Brutto-Umsatz von 850.000 D-Mark verzeichnet. Die Einnahmen aus Landegebühren hätten dagegen nur 500.000 D-Mark betragen.
Das Bild weckt bei einigen ehemaligen Besuchern und Besucherinnen Nostalgie: "Ich liebte die Terrasse und den Spielplatz", schreibt eine Frau auf Facebook. Ein Mann erinnert sich: "In den einfliegenden Fliegern konnte man zum Teil Gesichter in den Fenstern erkennen. Den Spielplatz trennte vom Vorfeld ein Zaun von vielleicht einem Meter Höhe. An den Geruch verbrannten Kerosins kann ich mich noch gut erinnern. Schade, dass ich das heute nicht mehr erleben kann. Seit dieser Zeit bin ich vom 'Flieger-Virus' infiziert."
Hohe Sicherheitsmaßnahmen: Das ist die Besucherterrasse heute
Heutzutage besitzt der Flughafen Nürnberg immer noch eine Besucherterrasse - allerdings höher gelegen, mit einer Scheibe zwischen Flugplatz und Terrasse und einem zusätzlichen Netz, damit niemand etwas hinüberwerfen kann, informiert Beinßen.
Vor allem durch die Anschläge am 11. September 2001 verschärften sich die Sicherheitsmaßnahmen enorm.