Flughafen Nürnberg: "Blut lief aus Ohren" - So erlebte ein Passagier den "Höllenflug" in der Mallorca-Maschine
Autor: Daniel Krüger
Nürnberg, Donnerstag, 16. Juni 2022
Das Ehepaar Kellermann sitzt an Bord eines Flugzeugs von Nürnberg nach Mallorca, als ein mutmaßlicher Defekt plötzlich zu massivem Druckabfall in der Kabine führt. Die Notlandung glückt - doch dann gibt es einen riesigen Knall.
- Flughafen Nürnberg: Passagier schildert "Höllenflug" in Mallorca-Maschine
- "Notlandung aus 10.500 Metern": Crew bemerkt Brandgeruch - Kabinendruck fällt ab
- "Maske gab keinen Sauerstoff": Panik an Bord - Pilot gelingt Notlandung
- Passagier berichtet von "riesigem Knall" - Blut läuft aus Ohren der Reisenden
G. Kellermann und seine Frau hatten sich riesig auf die gemeinsame Mittelmeer-Kreuzfahrt ab Palma de Mallorca gefreut. Doch was sie an Bord der Boeing 737-85R der Corendon Airlines erlebt haben, lasse sich nur als "Höllenflug" bezeichnen, wie der 46-Jährige den Flug am Sonntagvormittag (12. Juni 2022) ab dem Flughafen Nürnberg beschreibt. Die Maschine musste wegen plötzlichem Druckabfall eine Notlandung vollziehen. Doch der wahre Horror begann erst danach, wie aus Kellermanns Schilderungen hervorgeht.
Brandgeruch in Flugzeug von Nürnberg nach Mallorca - "Pilot hat laut geschrien"
"Um 7.03 Uhr haben wir mit etwas Verspätung die Landebahn verlassen. Das weiß ich, weil ich für so etwas ein kleines Faible habe", erinnert sich Kellermann gegenüber inFranken.de. Nach etwa einer Stunde Flug habe es plötzlich "im hinteren Teil der Maschine nach brennendem Kunststoff gerochen". Der mutmaßliche Co-Pilot sei gekommen, um sich nach der Ursache umzusehen. "Plötzlich hat der Pilot per Lautsprecher laut geschrien, er soll nach vorne kommen", so der Mittelfranke.
"Dann sind die Klappen aufgegangen und die Masken sind heruntergefallen. Man hat gesehen, dass die Lage ernst wird. Der Neigungswinkel, das war schon ein echt sportlicher Sinkflug", erzählt er. Allerdings habe es ein weiteres Problem gegeben: "Die Maske gab nach kurzer Zeit keinen Sauerstoff mehr, die hat sich wie ein Vakuum zusammengezogen. Meine Frau hatte Angst zu ersticken", sagt Kellermann. Er habe die Maske weggelassen, sich aber zunehmend Sorgen um eine Rauchgasvergiftung wegen des Brandgeruchs gemacht. "Ich hab dann die FFP2-Maske aufgesetzt."
Im Flugzeug sei es sehr ruhig gewesen. Schockstarre statt Panik. Innerhalb von 20 Minuten sei die Maschine dann umgedreht und am Flughafen in Basel notgelandet. Während des Sinkflugs hätten immer mehr Passagiere über Ohrenschmerzen geklagt. "Nach der Landung wurden dann mit einem Mal die Türen geöffnet. Ich bin kein Experte, aber der Druckunterschied war so enorm, es hat einen riesigen Knall gegeben, wie eine Explosion. Dabei sind bei mehreren der Passagiere, die wir sehen konnten und noch bei vielen mehr, wie wir im Nachgang erfahren haben, die Trommelfelle geplatzt. Das Blut lief ihnen aus den Ohren", schildert Kellermann.
Viele Passagiere müssen nach Notlandung von Mallorca-Flieger in Klinik - Ehepaar reist weiter
Die Reisenden aus Nürnberg seien in Basel dann in einem abgesonderten Abteil im Flughafen medizinisch untersucht worden. Viele von ihnen seien direkt in die Klinik gebracht worden. Auch dem Mittelfranken sei es nicht gut gegangen. Er habe plötzlich "richtig starken Husten" gehabt, erzählt er. "Der Arzt wollte mich in auch in die Klinik einweisen, weil er nicht ausschließen konnte, dass ich einen kleinen Herzinfarkt hatte", so Kellermann. "Doch er ist nicht davon ausgegangen, dass es etwas Lebensbedrohliches ist und unser Schiff in Palma wäre sonst weg gewesen."
Weil auch auf dem Kreuzfahrt-Dampfer eine gute medizinische Versorgung gewährleistet sei, hätten seine Frau und er entschieden, weiterzufliegen. "Allerdings wurden wir in Basel immer weiter vertröstet, was den nächsten Flug angeht und wir hatten Eigenanreise gebucht", so der 46-Jährige. Auf inoffizielles Anraten einer Flughafen-Betreuerin habe er dann auf eigene Kosten einen Weiterflug um 16 Uhr gebucht. "Wir haben noch immer nichts von der Airline gehört, was das Problem war und auch nichts zu unserem Flug", sagt Kellermann.