Mutter mit Baby sperrt sich aus - niemand aus der Nachbarschaft hilft

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Junge Mutter in Not: Als Raquel Elger aus Feucht (Mittelfranken) Hilfe braucht, muss sie durch den Ort irren.
privat

Raquel Elger aus Feucht hat ein zwei Monate altes Baby. Als sich die junge Mutter aus der Wohnung aussperrt, bittet sie im Ort um Hilfe. Was dann folgt, schockt sie und ihren Mann zutiefst.

Odyssee in Feucht (Mittelfranken): Raquel Elger will wie jeden Tag mit ihrem zwei Monate alten Sohn und ihrem Hund spazieren gehen, da passiert ihr das Missgeschick: Die Haustür fällt zu, der Rucksack liegt noch in der Wohnung. Auf Hilfe wartet sie vergeblich.

"Es musste schnell gehen, wie es mit Babys oftmals ist", erzählt die gebürtige Portugiesin inFranken.de. Eben noch kontrolliert sie ihren Rucksack mit Handy, Geldbeutel und Schlüssel, da steht sie schon vor der Tür - ohne Rucksack! In ihrer Panik klingelt sie erst bei den Nachbarn, erreicht aber niemanden. Dann läuft sie in den Ort. 

Keine Hilfe für Mutter und Kind in Feucht: "Habe gefühlt, wie mir die Tränen kamen"

"Die Freundin meines Neffen arbeitet in einer Bäckerei, er hat einen Schlüssel", erzählt die junge Frau. Nach ihrem ersten Schock ist das ihre erste Anlaufstelle. Vor Ort ist nicht die Freundin ihres Neffen im Dienst, sondern zwei andere Mitarbeiterinnen. "Ich habe die Situation erklärt und gebeten, dass sie sie anrufen", aber ohne Erfolg. Erst habe man sie nur angestarrt, dann sollte sie ihre Geschichte wiederholen. "Ich war so aufgeregt und panisch und bin über meine eigenen Worte gestolpert." Man lässt sie einige Zeit warten. "Dann haben sie mir gesagt, dass sie nicht ans Telefon gegangen ist", erzählt Raquel Elger. Sie wird gebeten, die Bäckerei zu verlassen. 

Geschockt läuft sie weiter. "Die Mitarbeiterinnen kennen mich, ich bin oft dort." Draußen ist es bitterkalt, es schneit ununterbrochen. Langsam bekommt sie Panik um ihr Baby. Als Nächstes geht sie zu ihrer Bank. "Ich weiß die Handynummer meines Mannes nicht auswendig und in der Aufregung konnte ich nicht klar denken", erzählt sie. Die junge Mutter bittet einen Mitarbeiter, die Firma ihres Mannes zu googeln und dort anzurufen. Reingebeten wird sie nicht. Nachdem der junge Mann niemanden erreicht, teilt er ihr mit, dass er ihr nicht helfen könne. Sie muss die Bank verlassen. 

"Ich hatte das Gefühl, dass niemand die Situation versteht", beteuert sie. "Ich war allein, ohne Handy, mit meinem sehr kleinen Baby." Die junge Mutter ist mittlerweile fast eine Stunde unterwegs, bald muss sie ihren Sohn wieder füttern. "Ich war so panisch und hilflos." Kurz überlegt sie, den weiten Weg zur Polizei zu laufen oder nach Nürnberg zu fahren, wo sie Freunde hat. "Aber das hätte alles zu lange gedauert. Ich habe schon gefühlt, wie mir die Tränen gekommen sind."

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Die Panik einer Mutter: Allein in der Kälte

Schließlich bekommt sie die Idee, zur Feuerwehr zu gehen. Mittlerweile ist sie so aufgewühlt, dass sie in Tränen ausbricht. "Der junge Mann war sehr nett", erzählt sie. Die Feuerwehr verspricht, sie an ihrem Wohnhaus zu treffen. Keine fünf Minuten später ist Raquel Elger sicher in ihrer Wohnung. Die Feuerwehr öffnete die Wohnungstür. "Ich war so dankbar, dass mein kleiner Sohn wieder im Warmen war." Sie habe dann noch lange nachgedacht, ob es auch andere Möglichkeiten gegeben hätte: "Im Nachhinein ist man immer schlauer. Aber in meiner Angst konnte ich nicht klar denken." 

Geschockt über das Ereignis postet ihr Mann später etwas auf Facebook. "Ihm war wichtig, darüber zu sprechen", erklärt die junge Frau. Sie habe viel aus dieser Erfahrung gelernt. "Es hat etwas in mir bewegt. Sich so unsichtbar und hilflos zu fühlen, ist nicht schön." Woran es liegt, dass man ihr nicht geholfen hat, weiß sie nicht: "Es waren alles junge Leute, vielleicht haben sie die Panik einer Mutter nicht verstanden." Die Portugiesin lebt seit einigen Jahren in Deutschland. Vielleicht liegt es daran, dass sie kein akzentfreies Deutsch spricht. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass den Leuten dann oftmals die Geduld fehlt, um mit mir zu sprechen." 

Mittlerweile habe die Chefin der Bäckerei um ein Gespräch gebeten, auch bei der Bank habe sie bald einen Termin. Raquel Elger ist es wichtig, Aufmerksamkeit zu schaffen. "Wir sind alle Menschen und mal in Panik. Wichtig ist, dass es dann jemanden gibt, der hilft." Empathie solle in unserer manchmal so anonymen Gesellschaft nicht verloren gehen. 

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