Fast-Minister Felßner beklagt "unsägliche Kampagne" nach Kontrolle auf seinem Hof
Autor: Robert Wagner
Lauf an der Pegnitz, Donnerstag, 03. April 2025
Zog sich Günther Felßner aus dem Rennen um den Posten des Landwirtschaftsministers zurück, weil Protestierende seinen Hof stürmten? Oder weil Behörden seine Rinderhaltung bemängelten? Sicher scheint: Es ist ein Kampf um die Deutungshoheit ausgebrochen.
Update vom 03.04.2025: Nach Kontrolle auf seinem Hof: Bauernpräsident Felßner beklagt "unsägliche Kampagne"
Nach der amtlichen Feststellung von Mängeln bei der Tierhaltung auf dem Hof des bayerischen Bauernpräsidenten hat sich der Agrarfunktionär nun selbst zu Wort gemeldet. Alle beanstandeten Mängel seien umgehend nach der unangemeldeten Kontrolle des Veterinäramtes behoben worden, sagte Günther Felßner in einer Videobotschaft, die der bayerische Bauernverband veröffentlichte.
Felßner sieht in der Anzeige, die nach Angaben des Veterinäramtes von der Tierrechtsorganisation Peta ausgegangen war, ein koordiniertes Vorgehen. "Ja, zurzeit läuft eine unsägliche Kampagne gegen mich", sagte Felßner. "Ich persönlich wurde und werde diffamiert, ich musste Angriffe auf mich und auf meine Familie erleben und es gab Stalleinbrüche", sagte der Bauernpräsident. Er wolle Transparenz herstellen und veröffentlichte Bilder von seinen Tieren.
Das CSU-Mitglied Felßner war von seiner Partei für das Amt des Bundesagrarministers in einer schwarz-roten Regierung vorgesehen. Bereits im November hatte Markus Söder Felßner als "gesetzt" bezeichnet. "Für uns ist das eine ganz wichtige, eine zentrale Personalie", so Söder damals. Bei der Wahl selbst reichte es dann für Felßner trotz gutem Listen-Platz nicht für den Einzug in den Bundestag - ein Wermutstropfen, aber kein Ausschlusskriterium für einen Ministerposten: Dafür ist ein Bundestagsmandat nicht zwingend notwendig.
Doch es kam anders: Am Dienstag, dem 25.03.2025, hatte Aktivisten der Tierrechtsorganisation "Animal Rebellion" den Hof Felßners betreten und an seinem Stall medienwirksam Plakate angebracht. Nach dem Protest der Tierschutz-Aktivisten auf seinem Hof legte Felßner seine Ambitionen auf das Amt nieder. Seitdem findet ein Kampf um die Deutungshoheit des Vorfalls statt: CSU-Politikerin Dorothee Bär nannte die Aktivisten in einem ntv-Interview "Ökoterroristen", die auf den Hof Felßner eingedrungen seien, während seine Frau und Mitarbeiter gerade im Stall gewesen seien. "Dann werden die Transparente so vor die Stalltür gehängt, dass sie nicht mehr rauskommen", erklärte Bär bestürzt.
Die Demonstrierenden wiesen hingegen jede Verantwortung von sich und betonten den friedlichen Charakter ihres Protests. Sie verwiesen dabei auch mehrfach auf ökologische und veterinärmedizinische Mängel auf Felßners Hof. Tatsächlich hat nun das Veterinäramt des Landkreises Nürnberger Land mitgeteilt, dass bei einer Kontrolle auf dem Hof Felßners im Vorfeld der Proteste geringe Mängel bei der Einstreu und der Entmistung der Rinderstallungen sowie geringgradige bis mittelgradige Mängel bei der tierärztlichen Versorgung einzelner Rinder festgestellt worden waren. Die Behörde bestätigte aber auch, dass die Mängel innerhalb weniger Tage beseitigt worden seien.
Felßner ist seit 2022 Präsident des Bayerischen Bauernverbands und seit 2023 auch Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands. Nach den Vorfällen der letzten Tage hatten sich zahlreiche Landwirte mit Felßner solidarisiert. "Keine kriminellen Übergriffe auf Tierhalter und gegenüber unserem BBV-Präsidenten Felßner", hatten sie in einem Aufruf geschrieben.
Damit geht auch eine Auseinandersetzung über angemessene Formen des Protests in die nächste Runde: Felßner selbst hatte sich während der Bauernproteste gegen die Streichung von Subventionen beim Agrardiesel stark exponiert und hatte einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt. Dabei hatte er den Protest gerechtfertigt - auch, als protestierende Landwirte den damaligen Wirtschaftsminister Robert Habeck bedrängt hatten und eine Radikalisierung des Protests befürchtet wurde.