"Totaler Räumungsverkauf": Spekulation um Depot-Schließungen in Franken - was steckt wirklich dahinter?

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Alles nur Marketing? Wie hier am Depot-Standort in der Fürther Rudolf-Breitscheid-Straße wirbt die Kette deutschlandweit mit einem Räumungsverkauf und entsprechenden Rabatten.
Depot startet Räumungsverkauf: Fürther Filiale vor Schließung?
Strahinja Bucan / inFranken.de

Seit Wochen gibt es Gerüchte um mögliche Depot-Filialschließungen in Franken - ein laufender "totaler Räumungsverkauf" heizt die Gerüchteküche an. Doch mehrere Anzeichen deuten darauf hin, dass alles nur ein kluger Marketing-Schachzug sein könnte.

"Alles reduziert", "totaler Räumungsverkauf", "jeden Tag neue Ware": Mit reißerischen Riesen-Plakaten in den Fenstern wirbt die sonst eher auf ruhiges Design bedachte Deko-Kette Depot derzeit in vielen fränkischen Filialen - so unter anderem auch in der Rudolf-Breitscheid-Straße in Fürth. Die Aktion hat die Gerüchteküche um mögliche Schließungen kräftig angeheizt. 

Bereits im März bestätigte ein Depot-Sprecher gegenüber inFranken.de , dass die Unternehmensmutter Gries Deco Company aus Niedernberg (Landkreis Miltenberg) mit "Umsatzeinbußen" zu kämpfen habe. "Das Marktumfeld ist aktuell sehr schwierig", hieß es gegenüber unserem Portal. Bezüglich der Weiterführung der Depot-Filialen müsse man "richtungsweisende Entscheidungen treffen", so ein Sprecher. In Verbindung mit dem "totalen Räumungsverkauf" könnte daher auf den ersten Blick eine Schließung naheliegen. Doch mehrere Entwicklungen und Äußerungen in den vergangenen Wochen sprechen tatsächlich eher für einen Marketing-Coup. 

Beharrliches Schweigen bei Depot: Deko-Kette aus Franken hat mit Umsatzrückgang zu kämpfen

Hinter der Gries Deco Company liegt bereits eine rasante Berg- und Talfahrt. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Großhandel für Weihnachtsschmuck aufgebaut, stellte der Enkel des Gründer-Ehepaars, Christian Gries, die schlecht laufende Produktion in den 90er-Jahren ein und etablierte das spätere "Depot" als Einzelhandelskette für Dekorationsartikel - vorwiegend aus Asien. Das immer stärkere Wachstum lockte Investoren an - zweimal kaufte Gries deren Anteile aber wieder zurück. Auch eine Beteiligung der mächtigen Schweizer Handelsgenossenschaft Migros wurde nach zehn Jahren wieder aufgelöst. 

Insgesamt beschäftigte das Unternehmen vor der Corona-Krise rund 5200 Mitarbeiter und betrieb 536 Filialen - die meisten davon in Deutschland. Doch mit Corona und dem Ukraine-Krieg stiegen die Kosten rasant, wie Geschäftsführer Christian Gries Ende März in einem Gespräch mit dem Handelsblatt erklärte. Gries leitet das Unternehmen demnach nun wieder selbst und hat sich einen erfahrenen Restrukturierungsexperten ins Haus geholt. Notwendig sei jedoch auch ein striktes Sparprogramm. 

Mit Blick auf die fränkischen Filialen fällt insbesondere eine Aussage des Unternehmers gegenüber dem Handelsblatt ins Auge. So stünden rund 90 von etwas mehr als 300 deutschen Filialen auf der Kippe. Der Grund: Hier laufen laut dem Wirtschaftsmagazin die Mietverträge aus. Um die Kosten zu senken, wolle Depot die Verpächter zu einer Senkung der Mietpreise bewegen. Dies spielt insofern eine Rolle, als Depot zu jeglichen Fragen hinsichtlich des Hintergrunds der Räumungsverkaufs-Aktionen und möglicher Schließungen beharrlich schweigt. 

"Totaler Räumungsverkauf" nur Werbemasche? Mitarbeiter-Äußerungen machen stutzig

Wie viele Medien hat auch inFranken.de zu einem umfassenden Fragenkatalog zu den Rabatt-Aktionen in den Filialen, die unter anderem in Fürth, Bad Neustadt an der Saale und Coburg stattfinden, eine wohl standardisierte Antwort erhalten. "Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir Medienanfragen dieser Art aktuell nicht beantworten können. Wir bitten um Ihr Verständnis", erklärte ein Depot-Sprecher. Tatsächlich ist es nicht unüblich, dass große Ketten zu negativen Entwicklungen in der Öffentlichkeit schweigen. 

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Stutzig machen hier allerdings Äußerungen von Depot-Mitarbeitern gegenüber anderen Medienhäusern. Wie etwa Idowa berichtet, hängen auch in der Straubinger Depot-Filiale seit Anfang April große "Räumungsverkauf"-Plakate. Eine Mitarbeiterin habe gegenüber dem Portal allerdings geäußert, dass es sich nicht um eine Schließung, sondern um einen "flächendeckenden" Lager-Räumungsverkauf handle. Das Stadtportal Du bist Halle zitiert Beschäftigte in einer örtlichen Filiale sogar mit den Worten "reines Marketing". Hierzu passt auch die Tatsache, dass laut verschiedenen Medien deutschlandweit in Depot-Filialen mit dem Räumungsverkauf geworben wird. 

Bereits im September 2023 berichtete ein Lokalportal aus Hilden (Nordrhein-Westfalen) von einer "Werbemasche" bei Depot. Hier wurde ebenfalls auf großen Plakaten in den Schaufenstern eine Schließung angekündigt - klein darunter dann der Hinweis "vorübergehend". In Bad Neustadt an der Saale (Rhön-Grabfeld) gehört die örtliche Depot-Filiale am Markt mittlerweile fest zum Stadtbild. Auch dort hat die Aktion der Deko-Kette Fragezeichen hinterlassen. "Wir kennen die Spekulationen, aber wir wissen nichts von einer Schließung", erklärt eine Sprecherin des Stadtmarketings gegenüber inFranken.de. Weitere Nachrichten aus Franken findet ihr hier.

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