Ein Cocktail-Stäbchen gegen die K.o.-Falle

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Ein Stäbchen gegen die durchsichtige Gefahr: Per Sensor zeigt der "DrugCop" an, ob K.o.-Tropfen im Getränk sind. Foto: privat
Ein Stäbchen gegen die durchsichtige Gefahr: Per Sensor zeigt der "DrugCop" an, ob K.o.-Tropfen im Getränk sind.  Foto: privat

Immer häufiger werden Menschen Opfer von K.o.-Tropfen. Die pfiffige Idee des Nürnberger Unternehmens "burning heads" könnte dem schon bald ein Ende setzen.

Sie sind äußerst gefährlich und weiter auf dem Vormarsch: K.o.-Tropfen. Farb- und geruchlos ins Glas geträufelt, setzen sie den menschlichen Organismus in kürzester Zeit außer Gefecht. Mit oft dramatischen Folgen: Immer wieder werden Opfer ausgeraubt und sogar vergewaltigt.

Weil die Substanzen nur kurze Zeit nachgewiesen werden können, ist die Aufklärungsquote der Verbrechen gering. Und die Dunkelziffer entsprechend hoch. Die Polizei wird zwar nicht müde, vor K.o.-Tropfen zu warnen. Eine Patentrezept gegen die heimtückische Droge hat sie aber auch nicht.


Rot warnt: Vorsicht K.o.-Tropfen

Und so dürfte die Polizei die Produktidee des Nürnberger Unternehmens "burning heads" freudig zur Kenntnis nehmen. Geschäftsführer Mirko Karafiat und sein Team wollen ein Cocktail-Stäbchen auf den Markt bringen, das die gefährlichen Substanzen erkennt. Ein kleines Lämpchen liefert das entscheidende Signal. Grün bedeutet: Alles okay. Rot warnt: Vorsicht, K.o.-Tropfen!

Im Sommer 2014 hatten Karafiat und seine Kollegen wegen einer anderen Produktidee einen Termin bei der Wiesbadener Kriminal-Prävention. Überzeugen ließen sich die Beamten damals nicht, allerdings gaben sie ihren Besuchern einen "Auftrag" mit auf den Weg. "Entwickeln Sie doch was gegen K.o.-Tropfen. Damit haben wir ein riesiges Problem."


250 Projekt-Ingenieure beteiligt

Karafiat und seine Kollegen recherchierten und erkannten schnell: Mit K.o.-Tropfen werden ahnungslose Menschen weltweit immer wieder zu Opfern. Auch in ihrem direkten Umfeld waren Freunde schon in die K.o.-Falle getappt.

Die Nürnberger entwickelten eine Produktidee und holten sich kompetente Hilfe ins Boot: 250 Projekt-Ingenieure aus allen Wissenschaftsbereichen - unter anderem mit Erfahrungen aus Projekt-Entwicklungen für das Militär - beteiligten sich.

Die Technologie, die die Entwickler "DrugCop" nennen, soll sofort erkennen, wenn einschlägige Wirkstoffe in ein Getränk geschüttet wurden. Das Cocktail-Stäbchen, das ausziehbar ist, soll auch funktionieren, wenn es von Glas zu Glas wandert. Und: Das Produkt soll aktualisiert werden können, wenn neue Drogen-Stoffe auf den Markt kommen. "Der DrugCop wird per Software-Update in Funktionen und Stoffgruppen erweiterbar sein", so Karafiat.

Ein Aspekt ist den Machern besonders wichtig: Das Stäbchen soll von den Besitzern nicht als lästiges Mitbringsel angesehen werden. "Es soll so gestaltet werden, dass man es gerne auf Partys oder anderen Veranstaltungen dabei hat. Es soll cool sein, so ein Produkt zu besitzen." Deshalb will man die Zielgruppe im Vorfeld auch an der Restplanung beteiligen. "Wir haben eine Facebookseite und eine Website aufgebaut und hoffen auf viel Feedback."


Kosten: Nicht mehr als 100 Euro

Dass die besonderen Cocktail-Stäbchen auch bezahlt werden müssen, ist den Nürnbergern bewusst. Eine finale Kalkulation steht noch aus, der "DrugCop" soll aber weniger als 100 Euro kosten. Karafiat hält den Preis für angemessen. "Bei der großen Gefahr , die von K.o.-Tropfen ausgeht, muss man sich die Frage stellen: Was ist mir meine Gesundheit wert?"

In Kürze versucht das Unternehmen, über "Crowdfunding" Geld zu akquirieren. Auch auf anderen Ebenen ist man auf Sponsorensuche. Karafiat kann sich beispielsweise vorstellen, dass Vertreter der Getränkeindustrie eine eigene Version kreieren.

In zwei bis drei Monaten soll ein "DrugCop"-Prototyp fertig sein. Karafiat hofft, dass das Cocktail-Stäbchen vielleicht schon Mitte 2016 auf den Markt gebracht werden kann.



So wirken K.o.-Tropfen

Gammabutyrolacton (kurz: GBL) ist eine durchsichtige chemische Flüssigkeit, die unter den Bezeichnungen "K.o.-Tropfen" oder "Liquid Ecstasy" bekannt ist. Bereits eine geringe Menge kann zur Bewusstlosigkeit und bis zum Koma sowie zum Atemstillstand führen.

Die Täter mischen die K.o.-Tropfen meist in Getränke. Der leicht salzig-seifige Geschmack ist so kaum auszumachen. Teilweise enthemmen die Substanzen ihre Opfer anfangs, so dass das Umfeld glaubt, man würde sich prächtig amüsieren. Die Bewusstlosigkeit tritt immer verzögert auf, so dass der Täter das Opfer problemlos an einen anderen Ort bringen kann.

GBL ist ein Bestandteil von Lösungsmitteln und wird unter anderem in Lacken verwendet. Die Droge fällt nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Sie zu besitzen und zu konsumieren, ist somit legal. GBL, eine Vorstufe von GHB, ist in Deutschland sogar legal erhältlich.

Mehr Informationen zum Produkt "DrugCop" findet man auf www.drugcop.net (mit einer Betroffenen-Datenbank) sowie auf auf der Facebookseite www.facebook.com/mydrugcop. Hier kann man auch mit den Machern Kontakt aufnehmen.