Fränkischer Autozulieferer insolvent: Firma braucht dringend Investor - 1000 Beschäftigte vor ungewisser Zukunft

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Für den insolventen Autozulieferer Bolta-Werke mit Sitz in Diepersdorf (Nürnberger Land) gibt es inzwischen mehrere Interessenten. Das berichtet die zuständige Sanierungskanzlei.
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Michael Schwarzenberger / Pixabay (Symbolbild)

Der insolvente fränkische Autozulieferer Bolta-Werke braucht dringend einen Investor. Erste Interessenten gibt es offenbar bereits. Für die rund 1000 Angestellten am Standort Diepersdorf geht das Bangen indes weiter.

Seit der fränkische Automobilzulieferer Bolta-Werke Ende September Insolvenz angemeldet hat, ist die Verunsicherung innerhalb der Belegschaft groß: Viele der rund 1000 Beschäftigten am Standort Diepersdorf (Landkreis Nürnberger Land) dürften spätestens seit dem Bekanntwerden der wirtschaftlichen Schieflage ihres Arbeitgebers um ihre Stelle bangen. 

Der vorläufige Insolvenzverwalter der angeschlagenen Bolta-Werke hat sich nun mit neuen Details zu Wort gemeldet. Demnach gibt es inzwischen erste Investoren, die sich für den insolventen Autozulieferer interessieren. Das berichtet die Sanierungskanzlei Schultze & Braun, deren Anwalt Volker Böhm vom zuständigen Insolvenzgericht in Nürnberg als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt wurde. 

Diepersdorf: Erste Interessenten für insolventen Automobilzulieferer Bolta-Werke

Die Bolta-Werke fertigen Bauteile und einzelne Komponenten wie Typenschilder und Zierleisten für mehrere Automarken. Verantwortlich für die anhaltende Talfahrt ist der Geschäftsführung zufolge die weltweite Halbleiterkrise und der daraus resultierende massive Umsatzeinbruch. Der globale Chip-Mangel stellt seit Längerem viele Akteure der Automobilbranche vor immense Herausforderungen. Auch der fränkische Autozulieferer Brose bekam den Lieferengpass unlängst am eigenen Leib zu spüren. 

Die Neuaufstellung der Bolta-Werke infolge des Sanierungsprozesses geht derweil in die nächste Phase: Nach Angaben der Kanzlei Schultze & Braun hat der vorläufige Insolvenzverwalter Volker Böhm  gemeinsam mit der Geschäftsführung des Diepersdorfer Unternehmens "einen strukturierten Investorenprozess" eingeleitet. Demnach haben erste potenzielle Erwerber bereits ihr Interesse angemeldet.

"Die Bolta-Werke benötigen einen Investor, der Kapital zur Verfügung stellt, um die nötigen Investitionen zur Neuaufstellung des Unternehmens zu finanzieren“, erklärte Böhm laut Pressemitteilung am vergangenen Freitag (29. Oktober 2021). "Ich bin  optimistisch, dass uns dies gelingt." Laut dem Experten gehöre der fränkische Automobilzulieferer in seinem Marktsegment zu den international führenden Spezialisten.

"Bolta nicht im selben Maße von Transformation betroffen wie andere Zulieferer"

"Zudem ist Bolta nicht im selben Maße von der Transformation betroffen wie andere Zulieferer", konstatierte Böhm. Ihm zufolge würden Bolta-Produkte für E-Autos genauso benötigt wie für Verbrenner. "All das macht die Bolta-Werke zu einem attraktiven Investitionsziel", betonte der vorläufige Insolvenzverwalter. 

Wie die Sanierungskanzlei Schultze & Braun mitteilt, würden bei dem gegenwärtigen strukturierten Investorenprozess mögliche nationale und internationale Investoren angesprochen. Mit den geeignetsten Kandidaten komme es in der Folge schließlich zu Vertragsverhandlungen. Um wen es sich bei den potenziellen Investoren konkret handelt, ist unbekannt. Der Grund: Während des Investorenprozesses vereinbarten beide Seiten umfassende Verschwiegenheit, heißt es in der Pressemitteilung. 

Die Situation des Unternehmens sei indessen "unverändert stabil", schildert die Kanzlei den Status quo des insolventen Autozulieferers. "Die Lage ist unter den gegebenen Umständen zufriedenstellend“, erklärte Böhm am Freitag in Diepersdorf. "Es ist uns gemeinsam gelungen, den Geschäftsbetrieb der Bolta-Werke nach dem Insolvenzantrag ohne Unterbrechungen in vollem Umfang fortzuführen." Die Produktion läuft demnach. "Alle Aufträge werden wie vereinbart erbracht.“

Experte vermutet: Autozulieferer müssen sich wohl "auf längere Durststrecke einstellen“

Parallel zum Investorenprozess habe Böhm weitere Schritte zur Restrukturierung des mittelfränkischen Unternehmens eingeleitet, teilen Schultze & Braun mit. Hierbei stehe unter anderem die Einsparung von Kosten im Fokus. Alle wesentlichen Maßnahmen erfolgten in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat und mit regelmäßigen Informationen der Belegschaft. "Unser gemeinsames Ziel in dieser Situation ist klar: die langfristig wirksame Sanierung des Unternehmens", so Böhm.

Der vorläufige Insolvenzverwalter weist gleichwohl darauf hin, dass die Marktlage weiterhin angespannt sei. Durch die Halbleiter- und Rohstoffkrise sei aktuell nicht absehbar, wie viele Fahrzeuge die Automobilhersteller in den nächsten Monaten tatsächlich bauen könnten. "Die Bolta-Werke wie auch andere betroffene Unternehmen müssen sich wohl auf eine längere Durststrecke einstellen“, vermutete Böhm. Nichtdestotrotz sei er aber "unverändert optimistisch", dass das Unternehmen trotz der schwierigen Umstände den Neustart schaffen werde. 

Auf eine erfolgreiche Zukunft - unter welchem Investor auch immer - hoffen nicht zuletzt die zahlreichen Angestellten des Zulieferers. Die Bolta-Werke beschäftigen an ihrem deutschen Standort in Diepersdorf momentan rund 1000 Arbeitnehmer. Viele von ihnen bangen vermutlich seit Wochen um ihren Job. Volker Böhm hob in Hinblick auf den eingeleiteten Sanierungsprozess "das enorme Engagement der Mitarbeiter" hervor: "Dieses Engagement ist das wichtigste Kapital für den erfolgreichen Neustart der Bolta-Werke.“ Inwieweit dieser gelingt, muss nun die Zukunft zeigen.