Die IG Metall ist sauer auf Playmobil

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Dieses Bild ist auf dem Flugblatt abgedruckt, das bei Playmobil kursiert. Darunter steht unter anderem: "Die IG Metall hat schon einige Schiffe ,absaufen lassen‘... " Quelle: IG Metall
Dieses Bild ist auf dem Flugblatt abgedruckt, das bei Playmobil kursiert. Darunter steht unter anderem: "Die IG Metall hat schon einige Schiffe ,absaufen lassen‘... " Quelle: IG Metall
Das gesamte Flugblatt, das bei Playmobil kursiert Quelle: IG Metall
Das gesamte Flugblatt, das bei Playmobil kursiert Quelle: IG Metall
 

Ein Handzettel, der am Zirndorfer Stammsitz der Brandstätter-Gruppe und im Produktionswerk Dietenhofen kursiert, erhitzt die Gemüter.

Ein sinkendes IG-Metall-Piraten-Schiff samt Playmobilfiguren, auf dem Segel die Logos der Firmen AEG, Metz, Grundig und MAN, und daneben ein intaktes Schiff mit dem Playmobil-Logo: Wenn es darum geht, bestimmte Szenen in spielerischer Weise nachzustellen, haben die Figuren der Firma Geobra Brandstätter aus Zirndorf (Landkreis Fürth) in der Vergangenheit schon oft herhalten müssen. Doch die aktuelle Szenerie betrifft das Unternehmen selbst. Sie ist auf einem Flugblatt abgedruckt, das im Unternehmen kursiert - anonym.


"Erfüllungsgehilfe des Arbeitgebers"

"Ich mache seit über 20 Jahren hauptamtlich Gewerkschaftsarbeit, aber so etwas ist mir noch nicht untergekommen", sagt Reiner Gehring, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Westmittelfranken.
"Die IG Metall hat schon einige Schiffe ,absaufen lassen‘, trotz Tarifvertrag und einer Schatztruhe voller Mitgliedsbeiträge", lautet eine Textpassage unter dem Flugblattbild. Der IG Metall werde indirekt Geldgier unterstellt, empört sich Gehring. Daneben würden renommierte Unternehmen aus der Region wie Metz schlecht gemacht. Die Gewerkschaft will aus Mitarbeiterkreisen erfahren haben, dass die Flugblätter unter anderem von der bisherigen Betriebsratsvorsitzenden verteilt wurden. "Ich halte es für denkbar, dass dieses Verhalten der Firmenspitze im mindesten bekannt ist", sagt Gehring. "Der bisherige Betriebsrat war der Erfüllungsgehilfe des Arbeitgebers."


Gewerkschaft siegt vor Gericht

In der Auseinandersetzung bei Playmobil geht es im Kern um die bevorstehende Betriebsratswahl - die Wiederholung der Wahl von 2014. Die IG Metall hatte die Wahl angefochten, weil der damalige Wahlvorstand die Kandidatenliste der Gewerkschaft zurückgewiesen hatte. Der Rechtsstreit beschäftigte drei Instanzen. Alle erklärten die Wahl für ungültig.


"Wir werten das als Meinungsäußerung"

Die Unternehmensleitung gibt an, von der Flugblatt-Aktion im Vorfeld nichts gewusst zu haben. Die Flugblätter seien von ehemaligen Betriebsratsmitgliedern bzw. Mitarbeitern erstellt und am Verwaltungssitz Zirndorf sowie im Produktionswerk Dietenhofen (Landkreis Ansbach) verteilt worden.
Bislang habe die Unternehmensleitung keine Veranlassung dazu gesehen, gegen die Flugblätter vorzugehen, sagt Playmobil-Pressesprecherin Anna Ermann. "Wir werten das als Meinungsäußerung unserer Arbeitnehmer."


Vorbereitung zur Betriebsratswahl

Rainer Gehring findet es "bedenklich, dass das Unternehmen das duldet" - auch, weil das Playmobil-Logo verwendet wurde. In der Firma herrsche "eine riesengroße Kultur der Angst". Lächelnde Spielzeug-Gesichter würden bezahlt mit den Tränen der Beschäftigten.
Mitte März wird bei Playmobil ein Wahlvorstand gewählt, einige Wochen später kommt es dann zur Betriebsratswahl. Die IG Metall steht mit einer eigenen Liste bereit. "Damit endlich mal ein Betriebsrat gewählt wird, der diesen Namen auch verdient", sagt Gehring.

Playmobil beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit 4100 Mitarbeiter.