Der Skandal um einige Filialen der Fast-Food-Kette Burger-King betrifft Franken nicht. Aber Wallraffs Ekel-Enthüllung wirft trotzdem viele Fragen auf. Wie kommt es, dass die Gastwirte unter immer mehr Auflagen stöhnen, schwarze Schafe aber lange unentdeckt bleiben?
Für die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten ist es ein "Skandal mit Ansage": Die Burger-King-Filialen, die der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff mit seiner TV-Reportage an den Pranger gestellt hat, sind auch für die Gewerkschafter schon seit Monaten ein schwarzes Schaf in der Branche. Weniger wegen der Zustände in der Küche als vielmehr wegen der Arbeitsbedingungen.
"Da steht der Profit an erster Stelle. Alles andere ist zweitrangig, auch die Hygiene", sagt Burkhard Siebert, der stellvertretende Vorsitzende der NGG. Er stellt klar, dass sich diese Vorwürfe nicht gegen Burger King insgesamt richten. Die Restaurantkette unterhält in Deutschland 700 Lokale, die von Franchise-Unternehmen geführt werden. Darunter ist die von Wallraff aufgespießte Yi-Ko-Holding, die vor einem Jahr 91 Burger-Bratereien übernommen hat und im Dauerclinch mit der Gewerkschaft liegt.
300 Gerichtsverfahren Die NGG zählte seit Mai 2013 mehr als 300 Verfahren gegen Yi-Ko, zahlreiche weitere Klagen laufen noch (unter anderem wegen der Kündigung von Betriebsräten). "Ein Ende der Prozesslawine ist nicht in Sicht", sagt der NGG-Vertreter.
Die gute Nachricht: Yi-Ko betreibt nach einer dieser Redaktion vorliegenden Liste in Franken keine einzige Filiale; der Schwerpunkt liegt in Großstädten wie München. Über die fränkischen Burger-King-Franchiser kann die Gewerkschaft nicht klagen, im Gegenteil. Als geradezu vorbildlich lobt die NGG einen Burger-King-Unternehmer in Nürnberg.
Heile Fast-Food-Welt also in Franken? Ein Mitarbeiter eines Schnellrestaurants aus Unterfranken meint, dass die Zustände, die Wallraffs Team aufgedeckt hat, nur die Spitze des Eisbergs sind. "Du hast ein paar Sekunden Zeit für einen Burger und darfst nicht zu viel Abfall produzieren", erzählt der 31-Jährige vom täglichen Spagat in der schnellen Küche. "Da wird schlecht bezahlt, und die Leute, die da arbeiten, haben von Küche meistens keine Ahnung", sagt er. "Skandale" seien programmiert: "Man muss nur suchen. Dann findet man was."
99,8 Prozent tadellos Diese Einschätzung will das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit so nicht teilen. Dort verweist man auf die tadellosen Zeugnisse, die die Lebensmittelüberwacher der Gastronomie und dem Lebensmittelhandel ausstellen: "99,8 Prozent der Proben waren 2012 unbedenklich", sagt LGL-Präsident Andreas Zapf. Ob allerdings die 70 000 Proben bei alleine gut 30 000 Gasthäusern in Bayern repräsentativ sind? Zumal in dieser Zahl die Imbissbuden, Dönerläden, Pizzaverkäufer und Partydienstleister noch gar nicht enthalten sind?
"Ich kann jedes Jahr einen ganzen Ordner mit neuen Vorschriften und Protokollen füllen", klagt ein etablierter Gastwirt aus dem Steigerwald. "Und ich frage mich, ob die Behörden bei den Bruzzelbuden auch so genau hinschauen können."
Ein Teil der Berufsehre Hygiene, so sagt der Koch aus Leidenschaft, "gehört bei einem Profi zur Berufsehre." Schwarze Schafe gebe es freilich überall. "Aber fragen Sie doch mal, wie es in den Schulen ist, wo das Mittagessen für zwei fünfzig von Sonstwoher kommt und stundenlang warm gehalten wird."
Das Haar in der Suppe? Die Suche nach ihm wollte das LGL 2012 transparent machen. Damals führte das bayerische Verbraucherschutzministerium mit viel Wirbel eine Hygiene-Ampel ein. Als auch in bekannten Restaurants unter anderem in Nürnberg gelbe und rote Lampen leuchteten, stellte der Hotel- und Gaststättenverband diesen "modernen Pranger" an den Pranger. Die Klagen gegen diese moderne Form von Verbraucherschutz laufen noch, die Ampel wurde in aller Stille vor einem Jahr wieder ausgeknipst.
Ein Kommentar von Günter Flegel zu diesem Thema finden sie hier.
dass es sowas in Franken nicht gibt. Es gibt überall diese schwarzen Schafe und das ganze heißt ja nicht umsonst -Fastfood-, sondern weil es möglichst schnell auf den Tisch bzw. über die Theke soll.
Nur auch hier die Frage, wer soll das alles kontrollieren? Selbst wenn man es dem Gesundheitsamt oder Ordnungsamt meldet, passiert meistens nichts oder es wird groß angekündigt.
Manchmal frage ich mich aber auch, warum immer mehr Hygienevorschriften erlassen werden und warum vieles reglementiert wird. Ich kann ich noch gut erinnern, dass meine Mutter mit den Vorratsbehältern zum Metzger ging und dort ihre Wurst hineingelegt bekam, heute darf man das nicht mehr.
als langjähriger Gaststättenbetreiber kann ich nur sagen ich denke hier wird mit zweierlei Maß gemessen,
der kleine fränkische Landgasthof, der im Normalfall alle der immer mehr werdenden Auflagen erfüllt, wird wie ich finde teilweise schikaniert, während die großen Burgerketten meiner Meinung nach fast unangetastet bleiben.
Wenn man als Gaststättenbetreiber mal zu einer dieser Ketten geht und was bestellt sieht man teilweise von der Theke aus schon Sachen die die nicht zugestanden werden (neulich selbst gesehen in einer kleinen Filiale in Forchheim: der Burger wird mit der blanken Hand zubereitet und mit der gleichen Hand wird dann kassiert).
Ich frage mich oft, wenn ich in irgendeinen Imbiss gehe, wann hier mal ein Gesundheitsamt auftaucht. Besonders peinlich ist es, wenn Fernsehsender egal ob privat oder Öffentlich rechtliche solche Läden aufsuchen und deren Missstände zeigen. Da ist die Frage schon erlaubt , warum z.B. drei Tage alter Salat unerkannt ständig umetikettiert werden kann und wo dann die staatliche Kontrolle bleibt.
Nach all den Berichten der Fernsehsender kann ich den Aussagen des Landesamtes nicht rechtgeben. Ich finde, die machen sich ein schönes Beamtenleben. Mehr Energie wäre dringend angebracht. Vor allem plötzliche Kontrollen ohne Voranmeldung. Vielleicht sollte man mal bei der genannten Firma Burger King in Franken anfangen.