"Irgendwas stimmt da nicht": Fränkischer Starfriseur äußert Verdacht zur Masse an Barber-Shops

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Friseur Marcel Schneider bildet in Nürnberg Fachkräfte aus, die später mit Meisterbrief selbst "Barber Shops" eröffnen. Doch so laufe es nicht überall, so sein Verdacht.
Nürnberg: Starfriseur äußert Kritik zu "Barber Shops" - "geht mir heftig gegen den Strich"
Marcel Schneider

Der bekannte Nürnberger Friseur Marcel Schneider beobachtet laut seinen Aussagen eine enorme Zunahme von "Barber Shops". Darunter seien auch viele "schwarze Schafe". Er sieht sein Handwerk benachteiligt - und fordert mehr Kontrollen.

Der Nürnberger Friseur Marcel Schneider hat sich im Laufe seiner Karriere als Promi-Friseur etabliert und bildet in seinem Salon neue Fachkräfte aus. Seit einiger Zeit machen ihn zunehmende "Barber Shops" in der Stadt nachdenklich, erklärt er.

"Gerade in der Südstadt schießen sie aus dem Boden wie Pilze. Irgendwas stimmt da nicht", schildert er sein Gefühl im Gespräch mit inFranken.de. "Schwarze Schafe" nutzten laut Schneider "rechtliche Grauzonen". 

Wann dürfen "Barber Shops" Haare schneiden? Handwerkskammer äußert sich

Die Handwerkskammer Mittelfranken macht auf Anfrage deutlich, dass "Barber Shops" gesetzlich nicht einer eigenen Sparte zugeteilt sind. Es existiere "weder eine gesetzliche noch sonstige trennscharfe Definition, ab wann ein Betrieb ein 'Barber Shop' ist". Bei jeder Gründung seien "Fertigkeiten und Kenntnisse im Handwerk nachzuweisen".

Die Zuständigkeit für Ordnungswidrigkeitenverfahren und Handwerksuntersagungsverfahren lägen bei den Kreisverwaltungsbehörden. Die Handwerkskammer arbeite mit diesen, den Ordnungsämtern und dem Zoll zusammen. Generell gibt es neben Einzelfällen mit Ausnahmegenehmigung für Friseurläden eine klare Meisterpflicht, also für Geschäfte, in denen Kopfhaar geschnitten wird.

Eine illegale Ausübung liege vor, wenn es keinen "Inhaber oder angestellten handwerklich-technischen Betriebsleiter mit Meisterbrief oder gleichwertiger Qualifikation" gebe. Dann könne die Handwerkskammer "den Betrieb aus der Handwerksrolle löschen und die Kreisverwaltungsbehörde um Durchführen eines Handwerksuntersagungs- oder Ordnungswidrigkeitenverfahrens bitten". 

Nürnberger Friseur fordert Kontrollen

Die Gesetze der Handwerksordnung (HwO) enthielten allerdings "Schlupflöcher", wie es Star-Friseur Schneider beschreibt. Auf diese griffen manche "Barber Shop"-Betreiber laut seinem Verdacht zurück. "Die meisten Barber haben weder eine Ausbildung noch einen Meisterbrief", so seine Überzeugung, die er auch in den sozialen Medien teilt. Gleichzeitig komme es häufig vor, dass ein Meister seinen Namen gleich mehreren Betrieben zur Verfügung stelle. 

Das "geht mir heftig gegen den Strich", schreibt Schneider in einem Post. Der Starfriseur ist überzeugt von der Notwendigkeit der im Gesetz vorgeschriebenen Ausbildung. "Hier werden Fachkräfte ausgebildet. Wir müssen auch hohe Hygienestandards einhalten", betont er. "Ich fordere die Landratsämter, Ordnungsämter und die Handwerkskammer dazu auf, sich darum zu kümmern. Es müssen Kontrollen stattfinden", führt er im Gespräch aus. 

"In Mittelfranken sind uns bisher keine Fälle bekannt, in welchen ein Gewerbetreibender anbieten will, nur den Bart nicht aber das Haupthaar zu schneiden", schreibt die Handwerkskammer. Sprich: Die der Kammer bekannten "Barber Shops" sind also allesamt als klassische Friseurgeschäfte angemeldet. Zu illegalen Tätigkeiten heißt es: "Es ist nicht möglich, 2000 Friseurbetriebe dauerhaft und lückenlos zu überwachen. Sollten wir konkrete Hinweise über illegale Handwerksausübung erhalten, gehen wir diesen nach."

Marcel Schneider zweifelt über Haarschnitte für unter zehn Euro - "frage mich, wie sie Mindestlohn zahlen wollen"

Schneider ist skeptisch. Ihm fielen beim Gang durch die Nürnberger Straßen auch Haarschnitt-Preise in "Barber Shops" von teils unter zehn Euro auf. "Da frage ich mich, wie sie einen Mindestlohn von 12,41 Euro zahlen wollen." Schneiders öffentliche Ansage löste viele Reaktionen aus - darunter auch Unverständnis und so manche heftigen Vorwürfe, wie er inFranken.de berichtet.

Er sehe definitiv die "Daseinsberechtigung" von "Barber Shops" und wolle "nicht alle über einen Kamm scheren", betont er. Gegen Vorwürfe der Ausländerfeindlichkeit wehre er sich gleichzeitig vehement. "Ich habe 25 Lehrlinge ausgebildet. Über die Hälfte mit Migrationshintergrund."

Ein ehemaliger Auszubildender habe "seine Meisterprüfung mit Bravour abgelegt und hat jetzt seinen eigenen 'Barber Shop' mit Meisterbrief". Er fügt hinzu: "Leben und leben lassen und vor dem Gesetz müssen alle gleich sein." Weitere Nachrichten aus Nürnberg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.