Autozulieferer Flabeg Germany stellt Betrieb ein - "nicht mehr möglich"
Autor: Ralf Welz
Nürnberg, Samstag, 01. März 2025
Der Autozulieferer Flabeg Germany muss seinen Betrieb einstellen. Alle verbliebenen Mitarbeiter des angeschlagenen Betriebs verlieren ihren Job. "An ihnen hat es nicht gelegen", betont der Insolvenzverwalter.
Vielerorts ist die Lage ernst: Die deutsche Automobilbranche steckt in einer handfesten Krise. Nicht nur das produzierende Gewerbe zählt zu den Leidtragenden, sondern auch die Zuliefererindustrie. In Schweinfurt schlug diesbezüglich unlängst sogar der Oberbürgermeister Alarm. Andernorts herrschen ebenfalls trübe Aussichten: In Würzburg wird die Schließung des dortigen Brose-Werks befürchtet. Der Autozulieferer Continental will indessen bundesweit rund 3000 Stellen streichen - der Standort Nürnberg soll ganz dichtgemacht werden.
Auch die Firma Flabeg Germany hatte zuletzt schwer zu kämpfen. Im vergangenen Jahr musste der auf Glasveredelung spezialisierte Zulieferer Insolvenz anmelden. Jetzt steht fest: Der geschichtsträchtige Betrieb hat keine Zukunft. Der Betrieb muss wohl noch im Frühjahr eingestellt werden. Sämtliche Angestellte verlieren ihren Arbeitsplatz.
Mitarbeiter von Flabeg Germany erhalten Kündigung - "wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr möglich"
Flabeg ist ein Unternehmen, das sich auf Glasprodukte spezialisiert hat. Die Wurzeln liegen im Jahr 1882 im oberpfälzischen Furth im Wald. Die Flabeg Automotive Germany GmbH (Produktionsstandort Furth im Wald) ist Teil der in Nürnberg sitzenden Flabeg Automotive Glass Group GmbH. Heute werden Spiegel und Glaslösungen für die Automobil- und Solarindustrie gefertigt. Zum Portfolio zählen außerdem Produkte für die Luft- und Raumfahrt sowie die Architektur. Schon in Kürze ist für einen Unternehmensbereich allerdings Schluss damit. "Die Flabeg Automotive Germany GmbH muss voraussichtlich noch in diesem Frühjahr ihren operativen Betrieb einstellen", heißt es vonseiten der Sanierungskanzlei Schultze & Braun. Den Standort Nürnberg betrifft das nicht.
Über das Aus sei die Belegschaft in Furth am Wald am Montag (24. Februar 2025) in Kenntnis gesetzt worden. Auslöser für den drastischen Schritt ist demnach ein geplatzter Deal. Nach einem gescheiterten Test für ein neues Display-Glas habe der entsprechende Kunde entschieden, Flabeg den Auftrag zu entziehen. "Ohne den Umsatz aus diesem Auftrag ist ein wirtschaftlicher Betrieb von Flabeg Germany nicht mehr möglich", betont Insolvenzverwalter Volker Böhm in der Mitteilung seiner Kanzlei. "Deshalb ist auch keiner der möglichen Investoren bereit, bei Flabeg Deutschland einzusteigen und die nötigen Finanzmittel für den Weiterbetrieb zur Verfügung zu stellen."
Laut Angaben von Schultze & Braun gestattet das deutsche Insolvenzrecht die Fortführung eines Unternehmens nur dann, wenn es keine Verluste macht, weil ansonsten die Gläubiger weiter geschädigt werden. "Nach dem Scheitern der Investorenlösung müssen deshalb die verbliebenen 180 Flabeg-Mitarbeiter in den nächsten Tagen gekündigt werden", heißt es in der Verlautbarung. Davon werden rund 100 Mitarbeiter mit sofortiger Wirkung freigestellt. Die übrigen rund 80 Arbeitnehmer werden voraussichtlich bis mindestens Ende Mai 2025 weiterbeschäftigt, um die noch vorliegenden Aufträge zu produzieren. "Ich bedauere sehr, dass dieser Schritt nötig wurde", wird Böhm zitiert. "Die Mitarbeiter haben die vergangenen sieben Monate trotz dieser äußerst schwierigen Situation mit vollem Engagement weitergearbeitet. An ihnen hat es nicht gelegen."
Produkttest gescheitert: Autozulieferer muss Betrieb in Furth im Wald einstellen
Nach dem Insolvenzantrag von Flabeg Germany im Juli letzten Jahres sei es dem Insolvenzverwalter gemeinsam mit der Geschäftsführung gelungen, den Geschäftsbetrieb schnell zu stabilisieren und in vollem Umfang fortzuführen. "Lieferanten und Kunden hatten dem Sanierungskurs ihre Unterstützung zugesagt und waren zu Zugeständnissen bereit", heißt es vonseiten der Sanierungskanzlei. Parallel hatte Böhm demnach einen sogenannten strukturierten Investorenprozess aufgesetzt und weltweit nach möglichen Investoren gesucht. "Ohne einen Eigentümer, der frisches Kapital mitbringt, war und ist eine Sanierung von Flabeg nicht machbar", heißt es in der Medieninformation.
Die möglichen Investoren hätten allerdings zur Bedingung gemacht, dass vor einer Übernahme eine neue Produktlinie zur Marktreife geführt werde. Dabei handelt es sich der Kanzlei zufolge um ein Display-Glas für Armaturenbretter in Personenkraftwagen. "Die Gläubiger erklärten sich deshalb bereit, die dadurch entstehenden Verluste mitzutragen, damit die Entwicklung dieser Produktlinie auch im Insolvenzverfahren weiterlaufen und abgeschlossen werden konnte", heißt es in der Pressemitteilung weiter.