Unwetter wütet in Franken: Main-Spessart versinkt in Wassermassen - "von allen Seiten ins Dorf geschossen"
Autor: Redaktion, Agentur dpa
Aura im Sinngrund, Donnerstag, 17. August 2023
Ein Video zeigt, wie schwer das Gewitter Unterfranken getroffen hat: Im Kreis Main-Spessart war ein Dorf überschwemmt. Ein Industriebetrieb war in Gefahr.
Das schwere Gewitter, das über Franken gezogen ist, hat die Feuerwehr in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (17. August 2023) zu mehreren Einsätzen ausrücken lassen. In Teilen Unterfrankens wurden Straßen komplett überflutet, Anwohner beschrieben die beunruhigende Lage vor Ort.
Ab etwa 10 Uhr prasselte Starkregen auf den Landkreis Main-Spessart herunter, um 11 Uhr ging dann der erste Alarm bei der Feuerwehr ein, wie Marcus Remlein, stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Aura im Gespräch mit News5 erzählt. Die Kräfte rückten zunächst in den Gemeindeteil Deutelbach aus: "Da haben wir festgestellt, dass das Dorf und zahlreiche Keller schon circa kniehoch unter Wasser standen."
Unwetter in Franken: Kreis Main-Spessart besonders stark von Regenmassen betroffen
In Aura habe es bis zu 25 Einsatzstellen gleichzeitig gegeben, weshalb sich die Feuerwehr aufteilen musste. Unter anderem drohte das Gelände eines Industriebetriebs mitsamt Trafostationen und Chemiebereich überschwemmt zu werden. "Es sind sehr starke Wassermassen über die Hauptstraße durchs gesamte Dorf geflossen", so Remlein weiter. "Dass es über eine Stunde so stark regnet, das hatten wir noch nicht. Wir sind in einem Tal gelegen und von allen vier Seiten ist das Wasser vom Hang runter ins Dorf geschossen." Mehrere Feuerwehrgruppen sowie das THW waren mit insgesamt 85 Einsatzkräften vor Ort.
Die tatsächlichen Schäden werden laut dem Kommandanten wohl erst bei einer Kontrolle am Donnerstagvormittag sichtbar. Auch mehrere Anwohner berichten, dass sich die Wetterlage erst am späten Abend so sehr verschärft habe. Selbst langjährige Bewohner erzählten im News5-Interview, dass die Wassermassen außergewöhnlich für Aura seien. "Die Hauptstraße sieht aus wie ein Fluss", beschrieb Daniel Fischer, der sein Grundstück vor dem Wasser zu schützen versuchte. Teresa Haberkorn empfand die Lage unterdessen als "beängstigend". Vor allem das Risiko, dass das Wasser in die Keller der Häuser laufen könnte, bereitete Anwohnern Sorge.
Auch im Raum Aschaffenburg sind Straßen überflutet worden, Keller vollgelaufen und Bäume umgestürzt, sagte ein Sprecher der Integrierten Leitstelle Bayerischer Untermain. Verletzte hat es nach ersten Informationen der Polizei keine gegeben. Schwerpunkt der Einsätze sei um Mitternacht in der Region um Aschaffenburg gewesen, sagte ein Sprecher des Präsidiums Unterfranken am Donnerstag.
Keller bis zur Decke überflutet: So schwer traf das Unwetter Laufach
Die Feuerwehren im Landkreis waren mit rund 600 Kräften an mehr als 350 Einsatzstellen gefordert. Besonders betroffen war die Gemeinde Laufach, wie die Kreisbrandinspektion Aschaffenburg mitteilte. Die drei Zuflüsse der Laufach brachten der Kreisbrandinspektion zufolge derartig starke Wassermassen mit sich, dass zahlreiche Straßen überflutet wurden und Keller vollliefen. Davon betroffen waren auch einzelne Firmen, deren Keller bis zur Decke mit Wasser gefüllt waren. Löschzüge aus weniger betroffenen Gebieten wurden zur Unterstützung alarmiert.
In Großostheim und Stockstadt wurde die Feuerwehr ebenfalls zu mehreren Einsätzen alarmiert - hier waren meist vollgelaufene Keller vom eingedrungenen Wasser zu befreien oder umgestürzte Bäume zu beseitigen. Im weiteren Verlauf der Nacht zog das Unwetter in den Kahlgrund.