Fußballmannschaften haben sie. Ferienlager haben sie: Betreuer, oder neudeutsch Coaches, betreuen und trainieren so allerhand. In Lichtenfels hat nun auch die Zukunft einen Coach. Oder besser gesagt, eine Coachin. Dilber Demiray arbeitet seit Juli 2012 als Zukunftscoachin des Landkreises.
Dass nicht nur die Vergangenheit in Form von Archiven und Geschichtsbüchern fachkundige Betreuung braucht, sondern auch die Zukunft, ist eine sehr neue Idee. So neu, dass Dilber Demiray in Bayern bisher noch keine 20 Zukunftscoach-Kollegen hat. Denn bis vor wenigen Jahren glaubten selbst viele Experten noch, dass die Menschheit stets Kinder bekommen würde und es völlig ausreichend sei, für das eigene Leben zu planen. Die Zukunft würde sich schon irgendwie ergeben.
Heute hält der Landkreis eine volle Stelle für die Gestaltung der Zukunft vor. Dilber Demiray ist sich dieser Verantwortung bewusst. Und auch der anspruchsvollen Aufgabe, die viele Facetten hat.
Anreize für Jugendliche schaffen Da sind die Jugendlichen, die zur Ausbildung oder zum Studium den Landkreis verlassen und nicht wiederkommen. Demiray will Anreize schaffen, damit mehr von ihnen zurückkommen.
Da sind die Arbeitskräfte, die zwar von hier stammen, aber auswärts arbeiten und irgendwann das Pendeln satt haben und wegziehen. Demiray versucht, in enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit, dem Lichtenfelser Jobcenter, dem Regionalmanagement und den Industrie- und Handelsgremien, einige dieser Kräfte zurückzuholen. Und wenn man schon beim Zurückholen ist, kann man ja auch gleich neue Arbeitskräfte anwerben, die dann (hoffentlich) hier mit ihren Familien Wurzeln schlagen.
Das Gleiche gilt für Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund, die langfristig hier bleiben und sich mit der Region identifizieren sollen. Außerdem gehören auch die Frauen zur Zielgruppe der Zukunftscoachin, die nach einer Familienphase Mut, Schwung und Informationen brauchen, um beruflich wieder Fuß zu fassen, eine Umschulung, oder eine Weiterbildung in Angriff zu nehmen.
Vielleicht gründen sie ja gar eine neue Firma. Denn auch potenzielle Unternehmensgründer gehören zu Demirays Zielgruppen. "Ich weiß, das klingt alles viel", räumt sie ein. "Ich knüpfe Kontakte, führe Gespräche. Bisher ist meine Arbeit ein Kennenlernen und Abtasten, das Zeit braucht." Ansprechpartner gibt es viele: Die Schulen im Landkreis, der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft, die Wirtschaftsjunioren, die Kreishandwerkerschaft und die Volkshochschule nennt Demiray als Beispiele.
Ein Puzzle mit vielen Teilen Nach heutigem Stand ist die Zukunft des Landkreises ein Puzzle, das viele Teile hat. Teile, die Demiray zusammenfügen will. Wo sind die Ecken, die das Ganze zusammenhalten? Wie muss der Rahmen aussehen? Und welche Projekte und Projektpartner ergänzen das Puzzle zu einem stimmigen Bild?
Insbesondere für die junge Generation will die Zukunftscoachin den Landkreis, seine Angebote und Vorzüge auch in den social media präsentieren. "Um Twitter, Facebook und YouTube kommen wir nicht herum, wenn wir jungen Menschen zum einen den Landkreis Lichtenfels im Gedächtnis halten und ihnen zum anderen Job-Perspektiven in der Region auftun wollen", sagt Demiray. Und auch davor ist ihr nicht bang. "Ich habe bei meiner Arbeit mit vielen verschiedenen Menschengruppen zu tun, das ist spannend", sagt die Coachin und fügt hinzu: "Und braucht Zeit."
Die Lichtenfelser Zukunft endet nach heutigem Stand übrigens am 30. Juni 2015. Auf dieses Datum ist Dilber Demirays Arbeitsvertrag befristet.