Bis 1. September soll die Umgestaltung des Bezirksklinikums Obermain abgeschlossen sein. Das Konzept steht zum Großteil.
Welches Konzept der geplanten Klinik-Kooperation Kutzenberg-Bamberg-Scheßlitz-Burgebrach zu Grunde liegt war Inhalt einer Pressekonferenz am Donnerstagvormittag. Bezirkstagspräsident Günther Denzler, Bambergs Landrat Johann Kalb (beide CSU) und Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) hatten dazu nach Kutzenberg eingeladen. Mit dem Klinikverbund Regiomed ist eine Kooperation noch möglich.
Seit Herbst 2016 würden seitens des Bezirks Sondierungsgespräche mit anderen Krankenhausträgern geführt, um zu prüfen, wie die Qualität im Klinikum Obermain erhalten und der Versorgungsauftrag sichergestellt werden kann, sagte Günther Denzler. "Verlagern können wir nicht, das muss der Krankenhausplanungsausschuss machen", fuhr er fort. Bis 1. September soll die Neustrukturierung jedoch abgeschlossen sein. "Wir brauchen schnelle Entscheidungen", sagte der Bezirkstagspräsident und fügte hinzu: "Wir sind auf einem Weg, der die Arbeitsplätze sichert." Die Besitzstandswahrung der Mitarbeiter sei gewährleistet.
Lungenkrebszentrum angestrebt
Zusammen mit Johann Kalb und Andreas Starke ging Denzler auf die Kooperation ein, an der die drei Klinik-Träger Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken (GeBO), Sozialstiftung Bamberg und Gemeinnützige Krankenhausgesellschaft des Landkreises Bamberg (GKG) beteiligt sind. An den Standorten Klinikum Bamberg und Bezirksklinikum Obermain soll demnach ein gemeinsames "Lungenkrebszentrum Oberfranken" entstehen. Dafür soll die Thoraxchirurgie, die derzeit in Kutzenberg 22 Betten hat, nach Bamberg verlagert werden. Bamberg sei als gemeinsamer thoraxchirurgischer Standort für das Lungenkrebszentrum vorgesehen. Die internistisch-stationäre Weiterbehandlung - etwa bei einer Chemotherapie - soll in Kutzenberg erfolgen. Nur so ließen sich die vom Gesetzgeber für ein Lungenkrebszentrum vorgeschriebenen Mindestmengen (Fallzahlen) erreichen, verdeutlichte Xaver Frauenknecht, der Geschäftsführer der Sozialstiftung Bamberg.
"Ausgewogenes Konzept"
Eine enge Zusammenarbeit der GeBO soll es mit der Juraklinik Scheßlitz geben, die zur GKG gehört, bekräftigte Landrat Johann Kalb. Die orthopädische Abteilung des Bezirksklinikums könne nach Scheßlitz verlagert werden: "Wir könnten 30 Betten zur Verfügung stellen" - sofern der Landesplanungsausschuss damit einverstanden ist. Insgesamt hält Kalb das Konzept für gut und ausgewogen.
Durch diese konzeptionelle Lösung gelinge es, den Standort Kutzenberg dauerhaft zu sichern, sagte Andreas Starke. Er attestierte den drei Krankenhausträgern eine vorbildliche Handlungsweise. Ziel der Kooperation sei es, Krankenhausleistungen zu bündeln, die Qualität zu verbessern und die Kliniken wirtschaftlich zu führen.
Die Jobbörse für die Kutzenberger Mitarbeiter habe große Resonanz gefunden, sagte Katja Bittner, Vorstand der GeBO. Daran hätten sich 91 Mitarbeiter beteiligt. 115 Vollzeitarbeitsplätze sind von den geplanten Verlagerungen betroffen. "Es ging darum, den Mitarbeitern Alternativen aufzuzeigen", sagte Bittner, "wir wollten Angebote machen". Die betroffenen Mitarbeiter hätten durch Hospitanzen bereits neue Arbeitsplätze kennenlernen können. Ende Mai seien diese Hospitanzen abgeschlossen.
Kennenlerngespräche und Hospitanzen mündeten dann in ein Angebot für den einzelnen Mitarbeiter, der freiwillig entscheide, ob er wechseln könne oder nicht, fuhr Katja Bittner fort. Besitzstandswahrung definierte sie so: Die Mitarbeiter werden bei einem anderen Arbeitgeber fürs gleiche Gehalt angestellt, ihre erworbenen Berufsjahre werden anerkannt. In einem halben Jahr, sagte Katja Bittner, habe man geschafft etwas zu tun, woran andere Träger lange laborieren.
"Jobbörse gut angenommen"
Monika Röther, Geschäftsführerin der GKG, lobte die Jobbörse, die besser als erwartet angenommen worden sei. 80 Mitarbeiter des Bezirksklinikums hätten sich bei der GKG beraten lassen. Bei der Sozialstiftung Bamberg, sagte Xaver Frauenknecht, hätten sich 62 Mitarbeiter aus Kutzenberg informiert; 26 hätten sich schon beworben, zwölf machten Hospitanzen und fünf Arbeitsverträge seien bereits abgeschlossen.
Der Ärztliche Direktor der GeBO, Thomas Kallert, erläuterte, was der Kernpunkt des Konzepts - der Ausbau der Kernkompetenzen auf psychiatrischen Sektor - für Kutzenberg bedeutet. Demnach sollen neben der Verlagerung der Abteilungen für Thoraxchirurgie und Orthopädie die Schwerpunkte Rheumatologie und Pneumologie erweitert werden.
Regiomed wartet auf Zahlen
"Wir müssen in die Zukunft blicken, und da sollte Regiomed dabei sein", sagte der Bezirkstagspräsident und verwies auf einen Brief Katja Bittners an den Klinikverbund vom 30. März, der noch unbeantwortet sei. Joachim Bovelet, Hauptgeschäftsführer des Klinikverbunds Regiomed, antwortete auf die Anfrage dieser Zeitung, dass der Brief Katja Bittners eingegangen sei - versehen mit Meldefrist zum 8. Mai.
Am Donnerstag fuhr Bovelet nach München ins Gesundheitsministerium, um dort vorzutragen, wie Regiomed zu einer solchen Kooperation steht. Im Vorfeld, sagte er, habe es lediglich zwei unverbindliche Gespräche mit Angehörigen der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks gegeben. Bovelet: "Wir haben bis heute keine aussagefähigen Zahlen von Frau Bittner." Zudem seien die notwendigen Gremien nicht frühzeitig eingeschaltet worden, kritisierte er. Man hätte sich zum Beispiel gemeinsam beim Landesplanungsausschuss treffen können, um zu überlegen, wie eine Klinikverlagerung aussehen könnte und welche Verlagerungen sinnvoll wären. "Um zu wissen, auf welcher Basis wir Angebote abgeben, muss ich mir doch 'n Kopf machen, was geschieht mit den Mitarbeitern."