Werbeprospekt von 1926 stellt Staffelstein vor

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Adelheid Waschka steht vor der Bärengasse 4, wo früher eine Wirtschaft war. Fotos: Tobias Kindermann
Adelheid Waschka steht vor der Bärengasse 4, wo früher eine Wirtschaft war. Fotos: Tobias Kindermann
 
Die "Alte Post" einst
Die "Alte Post" einst
 
Berbigs Wurstwaren neben dem Rathaus gibt es nicht mehr, hier steht heute die Raiffeisenbank
Berbigs Wurstwaren neben dem Rathaus gibt es nicht mehr, hier steht heute die Raiffeisenbank
 
Aus der einstigen "Alten Post" ist heute das "Treibhasu" geworden
Aus der einstigen "Alten Post" ist heute das "Treibhasu" geworden
 
 
 
 

Die Stadt Bad Staffelstein wusste schon früher ihre Reize zu vermarkten. Im Stadtarchiv gibt es einen Neuzugang, einen Werbeprospekt aus dem Jahr 1926. Eine Spurensuche im Heute.

Natürlich, es ist alles noch da. Das Rathaus, der Stadtturm, Kloster Banz und die Basilika Vierzehnheiligen. Und auch der Staffelberg ist noch in der Stadt. Also alles so wie noch 1926?

Ein Faltblatt mit sechs Din-A5-Seiten des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Staffelstein preist die Region an - und das liest sich, obwohl fast 90 Jahre her, nicht einmal so antik. "Staffelstein, altes, malerisches Frankenstädtchen im landschaftlich reizvoller Umgebung, Geburtsort des berühmten Rechenmeisters Adam Riese, birgt in seinen Mauern noch manch schönes altertümliche Bauwerk und manch reizenden Winkel."

Ja, das möchte man heute noch so sagen - und auch in anderer Hinsicht ist das antike Blatt nicht unmodern: Es enthält Werbung. Und da merkt man dann doch: Es hat sich einiges gewandelt im Ort, obwohl es vieles noch gibt.
Wie den "Grünen Baum" etwa, das sich als "erstes und leistungsfähigstes Haus am Platze" empfiehlt. Mit "Fremdenzimmer und Autohalle". Auch in anderer Hinsicht war das Haus schon modern. Es besaß einen Telefonanschluss, dessen Nummer den Anspruch untermauerte. Er trug die Nummer 1, anders als etwa der Gasthof "zur Post", der unter der Nummer 5 zu erreichen war.

Doch während man den "Grünen Baum" in der Bamberger Straße heute noch leicht findet, tut man sich mit der "Post" schon schwerer. Denn in den Anzeigen stehen keine Straßennamen. Immerhin, dort gab es einen "schönen schattigen Garten, Glasveranda und elektrisches Licht".

Ein Versäumnis der Gestalter? Nein, sagt Stadtarchivarin Adelheid Waschka: "Es gab damals noch keine Straßennamen, die wurden erst später in der NS-Zeit eingeführt." Bis dahin trugen die Häuser einfach Nummern, etwa bis zur Ziffer 280.

In der "Post" ist heute die Gaststätte "Treibhaus" untergebracht, sie liegt am Ende der Bahnhofstraße fast an der Station. Adelheid Waschka weiß auch noch andere Anzeigen zuzuordnen: Die Wein- und Bierwirtschaft von Heinrich Flieger, die unter anderem mit einer "eigenen Metzgerei mit Maschinen und Motorbetrieb" wirbt, trug damals die Hausnummer 238, die heutige Bärengasse 4.

Auch die Brauerei und Gaststätte "Zum Staffelberg" gibt es noch: Sie befindet sich hinter dem Modehaus Dinkel in der Horsdorfer Straße. Dort warb man damals mit eine "großen Glashalle mit Klavier und Kegelbahn". Tourismus war in Staffelstein durchaus ein Thema. Waschka schätzt die Zahl der Betten zu dieser Zeit im Ort und Umgebung auf rund 400.

Verschwunden ist allerdings das Haus am Marktplatz, in dem Pankraz Berbig seine "feinen Fleisch- und Wurstwaren" anbot, ein "Motorbetrieb", wie der Besitzer stolz vermerken ließ. Hier steht heute die Raiffeisen-Volksbank.

Wenig bekannt ist dagegen über den Verein, der dieses Blatt herausgab. Tatsächlich ist es erst der zweite Hinweis auf dessen Aktivitäten, die die Stadt besitzt. "1910 trat er einmal in Erscheinung, als er die Einsiedlerklause auf dem Staffelberg von Ivo Hennemann ausräumte, sanierte und die Gegenstände ins ehemalige Spital brachte, in dem damals das Stadtmuseum untergebracht war."

Das Haus steht noch, etwas heruntergekommen und unbewohnt auf der anderen Seite der Lauter gegenüber dem "Grünen Baum".

Die Stadt wird wohl nicht Mitglied gewesen sein, vermutet Waschka: "Jedenfalls habe ich in Stadtprotokollen keine Hinweise darauf gefunden." Im Zuge der Gleichschaltung unter den Nationalsozialisten sei der Verein vermutlich aufgelöst worden.

Über die Grenzen hinweg

Immerhin, so weit war man auch schon damals: Man blickte über die Grenzen der Stadt hinaus, um Werbung für das Faltblatt zu bekommen: Die größte Anzeige stammt von der Coburger Hofbräu, und auch eine Fabrik für Vereinsfahnen, Tischbanner und Abzeichen in Metal und Emaille wies auf ihre Existenz hin, auch zwei Lichtenfelser Betriebe nutzten die Prominenz Bad Staffelstein: Das Hotel Anker und das Café Zentral.

Und wem es dann in Staffelstein doch nicht gefiel, der konnte sich nach Alternativen umschauen. Im Lloyd-Reisebüro Haeßler & Hülbig, Coburg. "Sämtliche Fahrkarten und Fahrscheinhefte ohne Aufschlag", versprach man dort den Kunden. Und eine "kostenlose Auskunft".