Seit Freitag müssen Zigarettenfirmen auf neue Schachteln Schockbilder drucken. Wir haben uns umgehört, was man im Landkreis von dieser Aktion hält.
Bei Stichproben in Bad Staffelstein und Lichtenfels gab es am Freitagmittag noch keine. Fakt ist aber: Zigarettenpackungen, auf denen Schockbilder abgebildet sind, werden in die Läden kommen.
Seit Freitag müssen Hersteller die Motive auf neue Schachteln drucken, spätestens in einem Jahr dürfen herkömmliche Packungen nicht mehr verkauft werden. Doch macht diese Abschreckungskampagne Sinn? Wir haben uns umgehört.
Landrat
Christian Meißner (CSU) bewertet die Maßnahme positiv, da es vor allem darum gehe, Kinder und Jugendliche vom Rauchen abzuhalten. In anderen Ländern, zum Beispiel in Australien, gebe es bereits gute Erfolge. Meißner: "Ich gehe davon aus, dass sich auch junge Menschen bei uns dann Gedanken machen." Ob auch sein eigenes Rauchverhalten beeinflusst wird, weiß der Landrat noch nicht. "Sicherlich regen die Bilder zum Nachdenken an.
Inwieweit, wird die Zeit zeigen."
Bereits seit 15 Jahren nicht mehr zum Glimmstängel greift der Lichtenfelser
Manfred Brösamle-Lambrecht, Lehrer am Meranier-Gymnasium und Mitarbeiter in der Schulleitung. "Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen und bin heilfroh, dass ich davon weg bin." Der 60-Jährige findet die Kampagne richtig ("Wir brauchen Offenheit und klare Informationen"), möchte ihre Wirkung aber nicht überschätzen. Dennoch überwiegt bei ihm das positive Fazit: "Alles, was das Image des Rauchens verschlechtert, ist gut."
Staat zahlt Millionen für die Folgen
In die gleiche Richtung argumentiert
Claudia Jung (CSU), Gemeinderätin in Ebensfeld. "Die Warnhinweise sind richtig.
Rauchen ist einfach nicht gesund und die Folgekrankheiten kosten den Staat Millionen", sagt die stellvertretende Stationsleiterin am Bezirksklinikum Kutzenberg. Persönlich raucht sie drei Zigaretten am Tag. "Zu wenig zum Aufhören, da hat man noch keine Beschwerden." Dass die Ekelbilder abschreckende Wirkung entfalten, davon ist Jung nicht restlos überzeugt. Zwar erschrecke man, wenn man eine Schachtel anschaue. Nichtraucher, die mal eine angeboten bekommen, würden die Bilder aber oft gar nicht sehen.
Positiver Einfluss der Oma
Zwiespältig äußert sich auch
Udo Dauer (CSU), Bürgermeister von Weismain und Nichtraucher. "Es ist die Entscheidung jedes Einzelnen. Ein überzeugter Raucher lässt sich durch so eine Kampagne nicht abhalten", so Dauer, der noch nie eine Zigarette im Mund hatte.
"Meine Großmutter hat mir oft erklärt, dass das nichts ist." In Einzelfällen könnten die Bilder bei Leuten, die noch nie geraucht haben, aber schon einen gedanklichen Prozess anstoßen.
Günther Kestel, stellvertretende Leiter des Bauamtes Bad Staffelstein, raucht seit 35 Jahren. Auch er meint, dass die Bilder Jüngere vielleicht beeinflussen können, langjährige Raucher aber nicht. Generell sieht er die Sache negativ. "Das ist schon seltsam. Auf Autos kleben auch keine Bilder von Unfällen."
Wie Kestel ist auch der Staffelsteiner Stadtrat
Dieter Leicht (SPD) seit vielen Jahren Raucher. Dass die Bilder nun abgebildet werden, findet er aber gut, "vor allem im Hinblick auf die jungen Leute", die es vielleicht ein wenig abschreckt.
Selbstkritisch fügt er hinzu: "Ob's mir hilft, weiß ich nicht." Er fände es sogar gut, wenn man, wie in Australien, noch weiter ginge. Dort gebe es keine Markennamen auf der Packung, sondern nur Abschreckung. Über seinen eigenen Konsum sagt er: "Ein Päckchen reicht drei Tage - außer wenn ich im Biergarten bin."
Kritik vom Nichtraucher
Im Gegensatz zu Dieter Leicht, der raucht und sich trotzdem für die Abschreckung ausspricht, ist
Helmut Fischer (CSU) ein Nichtraucher, der das Ganze negativ sieht. Der Bürgermeister von Michelau und stellvertretende Landrat: "Jedem sein Vergnügen, solange andere nicht belästigt werden." Die Schockbilder würden eher Kinder erschrecken als Raucher abhalten.
"Das wird genauso wenig Wirkung haben wie die steigende Zigarettenpreise."
Ein Plädoyer für die Kampagne hält indes
Dr. Dietmar Geiger, Chefarzt der Lungenfachklinik in Kutzenberg. "Jede Aktion, die über Gefahren des Rauchens informiert, ist richtig." Zwar seien solche Bilder eine zweischneidige Sache, da manche Jugendlichen nun vielleicht erst recht solche Packungen kaufen möchten, um cool zu sein. "Einen Versuch ist es aber wert, so wird wenigstens über die Gefahren gesprochen."
Früher hat Geiger zur Entspannung selbst geraucht. Als er Vater und Facharzt wurde, hat er vor 25 Jahren aber aufgehört. "Ich weiß, was Tabak bewirken kann und könnte als Raucher kein Vorbild sein."