Weismainer Kita stellt Arbeit in München aus

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Die Kinder der Tagestätte Kinderzeit in Weismain haben mit ihrer Lehmhütte aus Weidenzweigen eine preisgekrönte Projektarbeit abgeliefert. Sven und Jesper (v. links) fangen gleich an, ihr Wissen auszuprobieren.Fotos: Christian Bauriedel
Die Kinder der Tagestätte Kinderzeit in Weismain haben mit ihrer Lehmhütte aus Weidenzweigen eine preisgekrönte Projektarbeit abgeliefert. Sven und Jesper (v. links) fangen gleich an, ihr Wissen auszuprobieren.Fotos: Christian Bauriedel
Die stolzen Bauherren ihrer eigenen Lehmhütte.
Die stolzen Bauherren ihrer eigenen Lehmhütte.
 

Die Kindertagesstätte "Kinderzeit" in Weismain hat den ersten Preis in einem Projekt für Nachwuchswissenschaftler gewonnen. Das Ergebnis wird im Deutschen Museum in München zu sehen sein.

Eins steht fest: Kinder mögen Matsch. Für den fünfjährigen Jesper und den sechsjährigen Sven aus Weismain gibt es auf jeden Fall nichts Schöneres, als mit bloßen Händen ein bisschen im Schlamm zu wühlen. Für die beiden kam deshalb das Projekt "Es funktioniert?!" wie gerufen. Denn Hemmungen, mit den Händen ordentlich in den Matsch zu fassen, waren dabei fehl am Platz.

Das Projekt, für das sich Sven und Jesper so begeistern, wurde organisiert von den Bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbänden. Die Kinder sollen spielerisch an naturwissenschaftliche Themen herangeführt werden. Das Motto dabei lautet, kreativ mit Technik umzugehen. Wohl denkt man dort: Früh übt sich, wer ein Meister werden will.


Trampolin fürs Fundament

Die beiden Jungs sitzen in der Kindertagesstätte "Kinderzeit" in Weismain und erzählen mit leuchtenden Augen von ihren Erlebnissen im letzten Frühjahr. "Wir haben alle zusammengeholfen. Wir haben Äste gesammelt und sie dann so geformt, dass wir sie mit dem Lehm beschmieren konnten", sagt Jesper stolz, ohne dabei zu vergessen, dass er auf den Fotos auch mit zu sehen ist. Auf dem Tisch vor den beiden Nachwuchsarchitekten liegt ein gebundenes Heft. Darin zu sehen ist, in Bildern festgehalten, was die Kinder beim Projekt so alles erlebt haben.

Das Thema in der Weismainer Kita war der traditionelle Hausbau mit Naturmaterialien wie Weidenzweigen und Lehm. "Das Bohren der Löcher im Boden war das Beste", ruft Jesper, und auch Sven erzählt davon, wie er das Fundament der Hütte mit "vorgelöchert" hat. Als Maske für den runden Grundriss nahmen die Kinder kurzerhand ein Trampolin.

Spielerisch die Technik entdecken

Erzieherin Elfi Bienlein muss schmunzeln: "Es ist immer wieder fantastisch, zu sehen, wie schnell die Kinder mit ein bisschen Inspiration für etwas zu begeistern sind." Keineswegs belehrend, sondern spielerisch und für Kinder aufbereitet war die Idee der Betreuerin, für die Aktion für Nachwuchswissenschaftler zusammen mit der Gruppe im Garten eine geflochtene Weidenhütte mit Lehmputz zu bauen.

Inspiration direkt vor der Haustür

Bambushütten, Ziegelbauten, Baumhäuser oder Wolkenkratzer. Wie wohnen andere Kinder auf der Welt? Und wie wohne eigentlich ich? Diese Fragen waren der Ausgangspunkt, um den Entdeckergeist so richtig in Fahrt zu bringen. Inspiration holten sich die rund 30 Kinder nicht nur auf Bildern und bei Häusern in der Nachbarschaft, sondern auch im Nord-Jura Museum, gleich vor Ort. Und auch im Café Jahn, wo ein Teil einer alten Lehmmauer freigelegt ist, konnten sie etwas lernen: "Dort haben wir gesehen, wie die Menschen bei uns früher ihre Häuser gebaut haben, stimmt`s Jesper?" Der Gefragte nickt, ist aber schon wieder bei einem anderen Thema. Den Lehmziegeln. Erst haben sie Erde von einem Maulwurfshügel genommen. Dann kam ein anderes Kind darauf, dass es ja zu Hause auf der Baustelle jede Menge Lehm gibt. Mit dem Bollerwagen ging´s dann durch den Ort, um ihn abzuholen.

Erster Platz bringt 500 Euro

In den vergangenen Jahren hat die Kita schon mehrmals am Projekt für Nachwuchsforscher teilgenommen - und auch gewonnen. Prämiert wurden zum Beispiel schon ein Wasserrad, oder ein Zeit-Messapparat, der mit einer Sanduhr und einem Rechenschieber funktioniert. Diesmal war das Thema "Hausbau" dran, das bei der Jury der Aktion gut angekommen ist. Die Gruppe machte unter allen bayerischen Einsendungen den ersten Platz. Der Gewinn: 500 Euro und ein Bauarbeiterhelm voller Süßigkeiten. Zur Übergabe fuhr die ganze Gruppe nach München, wo im Zentrum der Bau-Innung ein großes Familienfest stattfand.

Bienlein, die die Arbeit der Kinder umfangreich dokumentiert hat, erscheint nun auch in einer pädagogischen Fachzeitschrift als eine Anregung für andere Einrichtungen. Und die Weismainer bekamen noch mehr Aufmerksamkeit: Am heutigen Donnerstag fährt Elfi Bienlein noch einmal nach München. Im Deutschen Museum wird eine Ausstellung eröffnet, bei der auch die Arbeit der Kinder aus Weismain zu sehen sein wird. Natürlich wird nicht die Hütte selbst ins Museum gebracht - die bleibt zum Spielen weiterhin vor der Kita. Aber Bilder und Texte werden die traditionellen Baumaterialien Lehm, Weiden und Schilf und die Begeisterung der Kinder beim Bauen zeigen. "Wir sind sehr stolz darauf, dass unser Konzept ausgestellt wird", meint Bienlein, die vor allem eins damit bezwecken wollte: Die Kinder naturnah auf die regionalen Besonderheiten aufmerksam zu machen. Fast jeden Tag sei sie mit ihren Schützlingen in Wald und Flur unterwegs - die "Matschsachen" an der Garderobe beweisen die Abenteuer draußen. Aber es gebe auch hier auf dem Land immer öfter das Gegenteil: "Manche Kinder haben etwas zu viel Medienkontakt. Zu viel Fernsehen und Computer sind nicht nur schlecht für die Konzentrationsfähigkeit, sondern lassen die Kinder wie in einer abgeschlossenen Welt leben", sagt die Erzieherin, die nicht müde wird, den Eltern immer wieder frische Luft und viel Bewegung für ihre Kleinen zu empfehlen. Der überwiegende Teil der Kinder führe aber noch immer das typische Leben auf dem Land, das den größten Spielplatz vor der Haustür bietet.

Die preisgekrönte Lehmhütte, die - vom Winter schon etwas angegriffen - im Garten der Kita steht, hat beides geschafft: Abenteuerlust und Entdeckergeist zu wecken und die Kinder mit der Natur in Kontakt zu bringen. Sven und Jesper haben schon begonnen, eine zweite Hütte zu bauen. Auf dem Grundstück wurden die Weidenhecken geschnitten. Die Äste haben sie sich gleich geschnappt und losgelegt. Sie wissen jetzt ja, wie man aus Matsch ein Haus baut.