Weismain leuchtet warmweiß

2 Min
Passanten bleiben stehen und verweilen: Die Altstadt bei einem Testlauf zu "Weismain leuchtet" Fotos: Christian Bauriedel
Passanten bleiben stehen und verweilen: Die Altstadt bei einem Testlauf zu "Weismain leuchtet" Fotos: Christian Bauriedel
Baustrahler bringen die Bäume vor der Kirche zum leuchten.
Baustrahler bringen die Bäume vor der Kirche zum leuchten.
 
Mit Plastikzubern sind die Studenten die ganze Nacht unterwegs. Das Equipment darin kann auch schon mal einen Zentner wiegen.
Mit Plastikzubern sind die Studenten die ganze Nacht unterwegs. Das Equipment darin kann auch schon mal einen Zentner wiegen.
 
Am Markt
Am Markt
 
Ein Lichtlein brennt links oben noch. Ansonsten nur von außen beleuchtet: Das Weismainer Rathaus.
Ein Lichtlein brennt links oben noch. Ansonsten nur von außen beleuchtet: Das Weismainer Rathaus.
 
Der Torbogen am Kastenhof
Der Torbogen am Kastenhof
 
Die Studenten beim Ausrichten der Scheinwerfer.
Die Studenten beim Ausrichten der Scheinwerfer.
 
Ein einzelner blauer Farbtupfer ist zu sehen. Vorwiegend werden Naturfarben verwendet.
Ein einzelner blauer Farbtupfer ist zu sehen. Vorwiegend werden Naturfarben verwendet.
 
"Fachwerk leuchtet"
"Fachwerk leuchtet"
 
In der Hölle geht das Licht an
In der Hölle geht das Licht an
 
Das Kirchenportal bekommt eine ganz andere Wirkung.
Das Kirchenportal bekommt eine ganz andere Wirkung.
 
Stefanie Brückner beim Justieren der Leuchten an der Kirche.
Stefanie Brückner beim Justieren der Leuchten an der Kirche.
 
Rund zwei Kilometer Kabel wurden von den Studenten insgesamt verlegt.
Rund zwei Kilometer Kabel wurden von den Studenten insgesamt verlegt.
 
Erst durch das Licht kommt die Struktur in den Hausmauern so richtig zur Geltung.
Erst durch das Licht kommt die Struktur in den Hausmauern so richtig zur Geltung.
 
Stefanie Brückner studiert Innenarchitektur an der Hochschule Coburg.
Stefanie Brückner studiert Innenarchitektur an der Hochschule Coburg.
 
Dank Hebebühnen auch im Rampenlicht: der Kirchturm
Dank Hebebühnen auch im Rampenlicht: der Kirchturm
 
Lichtleisten vor dem Kastenhof
Lichtleisten vor dem Kastenhof
 
Zum Verwechseln ähnlich: Nicht, das infranken "i" sondern eine Steinverzierung vor dem Pfarrhaus
Zum Verwechseln ähnlich: Nicht, das infranken "i" sondern eine Steinverzierung vor dem Pfarrhaus
 
Michael Müller, Dozent für Lichtgestaltung an der Hochschule Coburg. Dort trägt der den Spitznamen "Der Lichtmüller".
Michael Müller, Dozent für Lichtgestaltung an der Hochschule Coburg. Dort trägt der den Spitznamen "Der Lichtmüller".
 
Lichtbögen
Lichtbögen
 
Hin und her, die ganze Nacht - zu sehen sind die Wannen mit Kabeln und Leuchten.
Hin und her, die ganze Nacht - zu sehen sind die Wannen mit Kabeln und Leuchten.
 
Wie im Märchen
Wie im Märchen
 
Am Wasser in der Hölle
Am Wasser in der Hölle
 
Krallenschatten an der Wand
Krallenschatten an der Wand
 
Gespenstisches Licht
Gespenstisches Licht
 
Der Treppenaufgang zur Kirche
Der Treppenaufgang zur Kirche
 

Die ganze Woche schon bevölkern Studenten der Coburger Hochschule die Altstadt von Weismain. Sie installieren über 200 Lichtquellen, damit bei der Eröffnung von "Weismain leuchtet" die Fassaden in voller Pracht erstrahlen können. Ein Testlauf hat schon vorher einen imposanten Eindruck gemacht.

Die Tage sind kurz. Gerade hell geworden, ist es schnell wieder stockfinster. Es hat begonnen zu schneien. Die Flocken wirbeln und es ist klamm. Eigentlich lädt nichts dazu ein, länger als nötig draußen zu bleiben. Lieber nach Hause und die Türe hinter sich zu machen. Für die Aktion "Weismain leuchtet" ist es genau die richtige Jahreszeit, da ist sich Michael Müller sicher. "Die beleuchtete Architektur soll die Menschen auf die Straße locken. Sie sollen verweilen und die Eindrücke genießen", erklärt er das Konzept.

Erfahrener "Lichtmüller"

Müller ist Dozent für Lichtgestaltung an der Hochschule Coburg. Dort nennen ihn alle nur "den Lichtmüller", erzählt er schmunzelnd zwischen dutzenden Kisten, voll mit Kabelrollen und jeder Menge Strahlern und LED-Leisten. Er steht im Gang des Kastenhofes, hinter der Weismainer Kirche.
Hier haben acht Studenten ihr Lager eingerichtet. Sie kommen von der Hochschule Coburg und studieren an der Fakultät Design den Studiengang Innenarchitektur. Ihr Dozent trägt seinen Spitznamen nicht zu Unrecht. Schon über 150 Lichtprojekte hat er umgesetzt. Ob in Kronach, Kulmbach oder beim Schlossgartenfest in Erlangen - wenn er kommt, gehen die Lichter an. Bis 27. Januar werden nun auch die historischen Gemäuer Weismains unter seiner Leitung illuminiert.

Die ganze Woche ist er schon mit seinen Studenten in der Stadt rund um Marktplatz und Kirche unterwegs und bringt die Altstadt-Fassaden zum Strahlen. Dabei kommen zwei Hebebühnen zum Einsatz, um auch in luftiger Höhe von bis zu 32 Meter für Helligkeit zu sorgen.

Zwei Kilometer Kabel verlegt

Insgesamt zwei Kilometer Kabel haben seine Studenten verlegt. Heute, am Freitagabend, um 18 Uhr wird die Aktion im Seminarraum der Umweltstation Kastenhof eröffnet. Bis dahin werden über 200 Leuchtpunkte gesetzt sein. "Natürlich muss ich ihnen hier und da unter die Arme greifen", sagt Müller bei einem Rundgang durch die Stadt. Wo setzt man den Strahler? Welche Stärke muss die Lichtquelle haben? Und auch auf die Farbe kommt es an: "Weismain wird nicht quietschbunt beleuchtet werden, sondern mit neutralen Farben bestrahlt", sagt der Lichtexperte. Es gebe die Mischungen kaltweiß, neutralweiß und warmweiß, die auch in der Natur vorkommen, etwa in den Morgenstunden oder bei Sonnenuntergängen. Die Studenten können also viel über die Wirkung des Lichts lernen.

Als Teil ihres Seminars werden sie nach der praktischen Umsetzung auch eine Präsentation halten. Am Schluss wird es eine Note geben. Vor Ort zählt aber weniger der Schein an der Uni, als der Schein an der Wand.
Stefanie Brückner stapft dick eingepackt um die Weismainer Kirche. Die 25-Jährige aus Obersdorf ist im dritten Semester. Zwar ist es schon ihr zweites Lichtprojekt - auch bei "Kronach leuchtet" war sie schon dabei - aber ihr Dozent hat immer noch viel praktische Tipps. Gerade verändert sie den Abstrahlwinkel einer Lampe an der Kirche. An ihrer Hose hängt ein Bündel mit Kabelbindern zum Befestigen. "Die Schlepperei ist das eine. Das Ausrichten der Leuchten ist aber das eigentlich Anspruchsvolle", sagt sie und steckt einen neuen Strahler an.

Leuchten wiegen bis zu zehn Kilo

In kleinen Teams schwärmen die Lichtdesigner aus. Los geht es am Mittag, Schluss ist erst gegen vier Uhr morgens. In großen Plastikzubern transportieren sie ihr Equipment. "Eine der großen Entladungslampen wiegt allein um die zehn Kilo. Mit den Kabeln kann so ein Bottich dann schon mal locker einen Zentner wiegen", schätzt Müller. Dazu kämen noch die Wege. Bei anderen Projekten sei er schon auf über zehn Kilometer in einer Nacht gekommen. Aber der Aufwand lohnt sich. Die Passanten bleiben stehen, bewundern die Häuser. Und sie kommen mit den Studenten ins Gespräch. Ein Anwohner wünscht sich auch für seine Hauswand das warme Licht. Der örtliche Optiker hat sich spontan ein paar Tipps für die Außenbeleuchtung seines Geschäfts geben lassen. Man müsse es ja nutzen, wenn schon mal die Lichtexperten zu Besuch sind.