Weihnachten im Wohnwagen - wie immer

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Dunja Renz zeigt stolz den von ihrer Tochter selbst gemachten Adventskranz im Küchen-Wagen. Unter dem Kreuz an der Wand wird am Tag vor Heiligabend der Christbaum aufgestellt. Fürs Schmücken ist Ehemann Alois Renz zuständig. Foto: Popp
Dunja Renz zeigt stolz den von ihrer Tochter selbst gemachten Adventskranz im Küchen-Wagen. Unter dem Kreuz an der Wand wird am Tag vor Heiligabend der Christbaum aufgestellt. Fürs Schmücken ist Ehemann Alois Renz zuständig. Foto: Popp
Zirkus ist Arbeit und Familie gleichzeitig. Hier eine Probe am Vormittag in der Manege des Circus Renz Venezia Foto: Popp
Zirkus ist Arbeit und Familie gleichzeitig. Hier eine Probe am Vormittag in der Manege des Circus Renz Venezia  Foto: Popp
 
Bis zum 4. Januar bleibt der Circus Renz Venezia in Schney nahe dem FC-Sportgelände. Täglich gibt es um 16 Uhr eine Vorstellung, Heiligabend und sonntags nur um 14 Uhr. Foto: Popp
Bis zum 4. Januar bleibt der Circus Renz Venezia in Schney nahe dem FC-Sportgelände. Täglich gibt es um 16 Uhr eine Vorstellung, Heiligabend und sonntags nur um 14 Uhr. Foto: Popp
 
Die Akrobaten sind ein Highlight im Zirkus. Foto: Circus Renz Venezia
Die Akrobaten sind ein Highlight im Zirkus. Foto: Circus Renz Venezia
 
Akrobatik in luftiger Höhe Foto: Circus Renz Venezia
Akrobatik in luftiger Höhe  Foto: Circus Renz Venezia
 
Tägliches Training muss sein, um sich so verbiegen zu können. Foto: Circus Renz Venezia
Tägliches Training muss sein, um sich so verbiegen zu können. Foto: Circus Renz Venezia
 
Kostüm, Kosmetik, Körperspannung - alles muss stimmen beim Auftritt Foto: Circus Renz Venezia
Kostüm, Kosmetik, Körperspannung - alles muss stimmen beim Auftritt  Foto: Circus Renz Venezia
 
Kopfüber mit einem Lächeln im Gesicht Foto: Circus Renz Venezia
Kopfüber mit einem Lächeln im Gesicht  Foto: Circus Renz Venezia
 
Hoch oben im Zirkuszelt fühlt sich diese Akrobatin wohl. Foto: Circus Renz Venezia
Hoch oben im Zirkuszelt fühlt sich diese Akrobatin wohl. Foto: Circus Renz Venezia
 
Auch ein Feuerspucker ist dabei. Foto: Circus Renz Venezia
Auch ein Feuerspucker ist dabei. Foto: Circus Renz Venezia
 
Dass es ihren Tieren gut geht, ist den Familienmitgliedern wichtig. Foto: Circus Renz Venezia
Dass es ihren Tieren gut geht, ist den Familienmitgliedern wichtig. Foto: Circus Renz Venezia
 

Letztes Jahr Weimar, heuer Schney. Die Zirkus-Familie Renz verbringt die Feiertage immer an anderen Orten, aber sehr traditionell.

An Heiligabend gibt es Gans mit Kartoffeln und Rotkohl, am Feiertag gibt es Rinderrouladen mit Spätzle, Blumenkohl und ein Dessert. Dunja Renz hat alles schon genau geplant. In ihrem Küchenwagen kocht sie für acht bis 15 Personen. Dort hat auch der Weihnachtsbaum seinen Platz, wie schon seit Jahrzehnten. Fürs Schmücken ist Ehemann Alois zuständig, er macht den Baum bunt, mit Glaskugeln, Vögeln, Glocken und Lametta. Bunt und fröhlich ist auch das Fest im Familienkreis: Es wird gesungen, musiziert mit Trompete, Orgel und Schlagzeug. Aber immer an einem anderen Ort.
Dunja und Alois Renz stammen beide aus Zirkusfamilien. Sie lernten sich kennen, als sie wenige Kilometer voneinander entfernt die Vorstellung des jeweils anderen Unternehmens besuchten. Gucken, was die Konkurrenz so macht. Dabei war man ins Gespräch gekommen. Dunja Renz war Luftakrobatin, Seiltänzerin, Bodenturnerin. Sie führte Elefanten vor.
Jetzt ist die 44-Jährige Mutter von sechs Kindern und Zirkus-Chefin. Sie kümmert sich um alles: Behördengänge, Werbung, dass die Tiere gut versorgt sind, dass das Programm passt und im 700-Personen-Zelt immer etwas Neues geboten wird. Ihr Tag beginnt schon um 5 Uhr. Das Unternehmen Renz Venezia, einer von mehreren Zirkussen, die aus dem 1842 in Berlin gegründeten Zirkus Renz hervorgegangen sind, umfasst derzeit 30 Leute. "Da muss man hinten und vorne mit bei sein", sagt sie.
Ob stürmischer Wind am Wohnanhänger rüttelt oder Regen aufs Dach prasselt, die Zirkusleute können sich ein Leben in einem Haus gar nicht vorstellen. "Da kann ich nicht schlafen", sagt Tochter Manjana. "Zu ruhig." Die 16-Jährige tritt auf, seit sie acht ist. Hula-Hoop-Reifen sind ihre Spezialität, ein- bis eineinhalb Stunden täglich trainiert sie. Das ist ihr Sport. "Zirkusleute sind fit", sagt sie. Einen Hausarzt haben sie nicht. Wenn sie mal krank werden, begeben sie sich in eine Klinik oder zu einem Arzt vor Ort, ihre Unterlagen immer dabei.

Schule und Show

Viermal die Woche kommt ein Lehrer zum Unterrichten. Hausaufgaben und selbstständiges Lernen bleiben Zirkuskindern nicht erspart. Stressig findet die 16-Jährige das nicht. "Ich bin's gewohnt." Gemeinsam mit ihren älteren Geschwistern geht sie ab und zu ins Kino und lernt Jugendliche aus den Gastspielorten kennen. Daraus entstehen durchaus Freundschaften, auch wenn sie zumeist nur via Handy gepflegt werden können. Die Post kommt an eine Adresse in Hildburghausen, wo sich Freunde um die Weiterleitung kümmern. Eine feste Station hat der Zirkus nicht. Sommers wie winters zieht er durch Deutschland, ist kaum länger als vier Tage an einem Ort. Das Gastspiel in der Weihnachtszeit ist die Ausnahme.
Für viele Geschenke reicht das Budget nicht. "Wir haben über 30 Tiere zu versorgen", sagt Dunja Renz. Der Bonbonteller mit Apfelsinen, Nüssen und Schokolade sei für alle in der Familie schon etwas Besonderes, ein Geschenk.
Das Zirkusleben ist ein hartes Leben geworden. Während früher Kinder mit dem Fahrrad zum Zirkus und den Tieren geradelt kamen, beschäftigen sie sich heute mehr mit Handy und Computer zuhause, weiß Dunja Renz. Nichtsdestotrotz hat sie für die Heiligabend-Vorstellung über die Lichtenfelser Tafel 50 Freikarten an Kinder aus hilfsbedürftigen Familien gegeben. Damit auch diese ein unvergessliches Fest haben, so wie sie es selbst immer wieder erlebte. Missstimmung sei dabei noch nie aufgekommen: "Wir sind eine glückliche Familie. Wir sind froh, wenn wir alle beieinander sitzen." Die älteste Tochter, die in eine Zirkusfamilie geheiratet hat und seit April Mutter ist, wird mit Mann und der kleinen Tochter für einen Tag aus München nach Schney kommen. Darauf freuen sich die jungen Großeltern, die sogar bei der Geburt des Enkelkindes dabei waren, sehr. Man sieht sich sonst nur einmal im Jahr.



Zirkus-Vorstellungen


Vorstellungen im Circus Renz Venezia in Lichtenfels-Schney gibt es bis zum 4. Januar täglich ab 16 Uhr, an Heiligabend und sonntags ab 14 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf täglich von 11 bis 12 Uhr an der Zirkuskasse.