Wanderung zum letzten Weinbauer vom Staffelberg

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Zum Abwechslungsreichtum der Strecke zählten auch solche Motive: Wanderer durch Blumenfelder. Fotos: Markus Häggberg
Zum Abwechslungsreichtum der Strecke zählten auch solche Motive: Wanderer durch Blumenfelder. Fotos: Markus Häggberg
Weinbauer Jürgen Schneidawind hat selten Wandergäste bei sich. Eine Verkostung bei sich auf dem Berg wertete er als "Premiere".
Weinbauer Jürgen Schneidawind hat selten Wandergäste bei sich. Eine Verkostung bei sich auf dem Berg wertete er als "Premiere".
 

"Herb, trocken und leicht", so wird der Rebensaft von der markantesten Erhebung im Obermaintal beurteilt. Jürgen Scheidawind produziert 500 Liter im Jahr.

Wein? Am Staffelberg? Was nach einer Geschichte aus weit zurückliegender Zeit klingt, hat auf einer Fläche von rund 1400 Quadratmetren Aktualität behalten. Der Kur- & Tourismus-Service der Stadt empfahl eine Erkundungstour durch Geschichten und Geschichte, die auch auf 500 Meter Höhe führen sollte.


Passionierte Wanderin

Hildegard Wächter hat sich kundig gemacht. Die Seniorin und passionierte Wanderin, die nun die sechste der insgesamt zehn "Genusswanderungen" anführte, weiß um die Zeichen, die an so vielen Stellen der Stadt stehen. Sie war einst Lehrerin, aber sie genügt nicht dem Klischee, wonach ein Lehrer auch in Freizeit belehrend auftritt. Gegen 10 Uhr stand sie inmitten von zwölf weiteren Wanderern am Stadttor, mit ihnen eine Strecke mittleren Schwierigkeitsgrads anzugehen.
Und wie bei wohl allen bisherigen Genusswanderungen stieß das Angebot auf Interesse von Feriengästen und Einheimischen gleichermaßen. Zwölf, vielleicht sogar 15 Kilometer waren sie miteinander unterwegs. Aber in Gesellschaft ist das Zurücklegen einer solchen Strecke nicht merklich. Besonders dann nicht, wenn immer wieder Rast für Genuss und Betrachtung eingelegt werden kann.


Steinernen Weinranken

Die Zeichen sind überall verteilt. An der Georgskapelle, an der steinernen Brandsäule, die an der Stadtpfarrkirche St. Kilian steht, an einen Brand des 17. Jahrhunderts erinnert und von steinernen Weinranken umgeben ist. Und überhaupt: Gilt der Name Kilian nicht als Schutzpatron für Winzer?


Dem Weinbau verbunden

Hildegard Wächter führte in die Kirche hinein, direkt unter die Statue des heiligen Urban. Tatsächlich gab es vor und nach dem 30-jährigen Krieg eine Urbanbruderschaft, dem Weinbau in Staffelstein verbunden. Doch das eigentliche Ziel lag für die 13 Wanderer dem Ort Horsdorf zugeneigt und knapp unterhalb des Staffelbergplateaus.
Schon einmal ging es an diesem Tag hinauf zum Berg, über eine Route mit Seitenwegen, dem alten Steinbruch und durch blühende Felder und Wiesen. Für den neuerlichen Aufstieg dorthin kam es in der Horsdorfer Fuchsenmühle zu einer stärkenden Einkehr.
Wer nun vor die Tür der Mühle trat und nach oben zum Berg sah, konnte die ungefähre Lage des kleinen Weinanbaugebietes ausmachen.
Eine Begegnung stand dort oben bevor: mit dem letzten Weinbauern vom Staffelberg. Jürgen Scheidawind (54) heißt der Mann, der für die Wanderer den Tisch deckte und sie probieren ließ. "So wie jetzt, ist das eigentlich Premiere", erklärte er die mit ihm vereinbarte Weinprobe. 1982 zog sein Vater die Reben in dieser Hanglage, seit dieser Zeit ist auch er mit dem Hang vertraut. Heute kümmert er sich alleinig um ein Hobby ohne größere kommerzielle Absicht. "Es ist sandiger Lehmboden", erfahren seine Gäste, und dass sich in einem guten Jahr 500 Liter erwirtschaften ließen. Doch interessiert waren die Wanderer nach allen Strapazen auch an der Verkostung. "Herb, trocken und leicht", befand eine Wanderin den Tropfen.