Die Staffelsteiner Kelten-, Brauerei- und Pilger-Wandertouren finden guten Zuspruch. Reinhold Müller begleitet die Teilnehmer auf diesen Touren.
Es gibt viele Gründe zu wandern. Manche Menschen suchen Geselligkeit, andere die Stille in der Natur. Urlauber und Kurgäste möchten die schönsten Orte der Region kennenlernen. Doch auch Einheimische kennen oftmals besonders reizvolle Wege nicht und lassen sich gern über diese führen. In Bad Staffelstein werden vom Kur- und Tourismus-Service sowie von der Ökumenischen Kur- und Urlauberseelsorge geführte Wanderungen angeboten.
Einer der Wanderführer ist Reinhold Müller. Der 68-Jährige begleitet die Wanderer programmgemäß oder nach vorheriger Absprache auf einer Route des Keltenwegs, auf dem Brauereiwanderweg sowie auf dem Pilger- und Kapellenweg am Obermain. Seine Erlebnisse mit den Teilnehmern sind durchwegs gut.
Der "Keltenweg F", der von Frauendorf aus über die Küpser Linde und die Dornigspitze verläuft, ist Reinhold Müllers Tour.
"Bei meinen Führungen zeige ich den Leuten die Schönheit unserer Landschaft, Kulturdenkmäler und Besonderheiten wie Aussichtspunkte", sagt er.
"Die meisten Besucher wollen zu Sehenswürdigkeiten in der schönen Landschaft geführt und nicht mit Jahreszahlen vollgepflastert werden", ergänzt Müller. Deshalb langweile er niemanden durch zu viele Fakten, sondern erzähle G'schichtla und Sagen oder lasse persönliche Erlebnisse einfließen. Das gilt nicht nur für seine Tour auf dem Keltenweg.
Frankenlied als Auftakt
Seine Wanderungen beginnt Reinhold Müller stets mit dem Frankenlied. "Als überzeugter Franke trage ich auch die Strophen 7, 8 und 9 vor", sagt er und grinst - denn diese gehören eigentlich nicht zu Scheffels Urtext, sondern sind volkstümliche Verfremdungen aus der Feder des fränkischen Bänkelsängers Gerd Backert.
Das Jubiläum "500 Jahre deutsches Reinheitsgebot", sagt Reinhold Müller, habe seine sechs Brauereiwanderungen heuer beflügelt - frei nach dem Frankenlied: " ... ich wollt, mir wüchsen Flügel".
Bier prägt das Lebensgefühl
Und dann zitiert Reinhold Müller den Lichtenfelser Landrat Christian Meißner, weil er selbst es nicht besser ausdrücken könnte: "Bier ist uns am Obermain nicht nur ein Getränk, es ist Kulturgut, es ist Lebensgefühl, es prägt unsere Geschichte, es ist ein touristischer Faktor - und ein maßvoller Biergenuss gehört bei uns zum Alltagsleben."
Normalerweise stehen die Termine der Wanderungen fest, werden in der Presse bekanntgegeben. Sie sind aber so populär, dass sich Gruppen melden, die außerhalb der gesetzten Termine wandern möchten.
Reinhold Müller ist in solchen Fällen meist flexibel genug, einen Termin einzuschieben, "denn nicht ich gebe an, was gemacht wird, sondern der Gast äußert seinen Wunsch".
Ganz anders als die Brauereitouren sind die Wanderungen im Programm der Ökumenischen Kur- und Urlauberseelsorge konzipiert. Reinhold Müller begleitet die Pilger - etwa auf den Rundkursen von Pferdsfeld über die Hankirche und den Veitsberg oder von Grundfeld über Kloster Banz und Vierzehnheiligen. Teilnehmen kann jeder, eine konfessionelle Bindung ist nicht erforderlich.
Für das Wandern auf diesen vier Pilgerwegen unter dem Leitgedanken "Die Seele fliegen lassen" gibt es kein vorgegebenes Programm. Unterwegs ist Zeit für stille Gebete oder ein spontanes Lied. Das ist jeweils abhängig von der Stimmung der Teilnehmer. Große Andachten gibt es gar nicht.
Es gehe darum, die Natur zu genießen, die Nähe zu Gott zu spüren, innere Einkehr zu halten oder mit anderen ins Gespräch zu kommen, sagt Reinhold Müller.
Die Strecken folgen teilweise entweder dem Jakobsweg oder den beiden Pilgerwegen, die Vierzehnheiligen zum Ziel haben. Auf diesen landschaftlich reizvollen Pfaden bleibt dem Pilger genügend Zeit sich vorzustellen, wie es wäre, wenn ihm Flügel wüchsen, so dass nicht nur seine Seele, sondern er selbst flügge würde. Das letztgenannte Erlebnis wäre freilich wohl eher auf dem Brauereiwanderweg anzusiedeln.