Dirk Rosenbauer musste sich im Michelauer Rathaus nicht mehr groß vorstellen. Mit dem neuen Intranet hat er den Informationsfluss zwischen Verwaltung und Gemeinderäten verbessert - ganz im Sinne seines Wahlslogans.
Als "Teamplayer" hatte sich Dirk Rosenbauer (CSU) um die Gunst der Michelauer Wähler beworben und im März den Sieg errungen. Der ehemalige Zweite Bürgermeister bekam 1842 Stimmen und wurde im Mai Chef im Rathaus. Für Mitbewerber Jürgen Spitzenberger (SPD) blieben 1513 Stimmen und letztlich nur der Platz im Gemeinderat. Nach drei Monaten ist es nun Zeit für eine erste Bilanz. Wie lässt sich das viel beschworene Miteinander an?
Da fragt man vielleicht besser mal jemanden, der nicht der Fraktion des Bürgermeisters angehört, zum Beispiel Simone Naumann, die neue SPD-Fraktionsvorsitzende in Michelau. Und tatsächlich spricht sie von einer angenehmen Zusammenarbeit. Eine richtig gute Note gibt es für den Informationsfluss. Rosenbauer hat nicht nur im Rathaus selbst ein Intranet eingerichtet, sondern ermöglicht jedem einzelnen Gemeinderat online Zugriff auf wichtige Informationen. Dafür bekam er Lob aus allen Reihen - noch nie sei man so gut vorbereitet gewesen, hieß es. Für Rosenbauer ist das Ausdruck seines Verständnisses dessen, wofür das gewählte Gremium da ist: "Das ist der Aufsichtsrat der Gemeinde." Dass nicht Jürgen Spitzenberger sein Stellvertreter wurde, sondern CSU-Mann Jochen Weber verweist der neue Bürgermeister in die Verantwortung der Fraktionen. Ein Lager-Denken könne er im Gemeinderat aber ebensowenig ausmachen wie er den Wahlkampf als Kampf gegeneinander gesehen habe. Er würde es eher Bewerbungszeit nennen.
Unterstützung für Schulkinder
Und nun gilt es, sich zu bewähren, die Dinge anzupacken, die er sich auf die Fahnen geschrieben hatte. Per Gemeinderatsbeschluss erledigt werden konnte bereits die Übernahme der Busfahrkosten für von der Drei-Kilometer-Regelung betroffene Schulkinder. Eine freiwillige Leistung zwar, für die 25 000 Euro im Haushalt eingeplant wurden, für Rosenbauer aber eine Frage der Gerechtigkeit.
Der Übergang zum Alltagsgeschäft verlief für den Neugewählten unkompliziert. Die einzige Extra-Schulung betraf seine neue Funktion als Standesbeamter. Eine Eheschließung den Vorgaben entsprechend vorzunehmen, das machte den 40-Jährigen, der kein Problem mit dem freien Sprechen hat, doch ziemlich nervös, wie er einräumt. Mittlerweile hat er schon vier Paare getraut.
Bei den um die 50 Mitarbeitern in der Verwaltung brauchte Dirk Rosenbauer sich nicht mehr bekanntzumachen. Schließlich hatte er in den vergangenen sechs Jahren als Zweiter Bürgermeister schon vertretungsweise die Amtsgeschäfte geführt und gehörte seit 2008 dem Gemeinderat an. "Ich kannte fast alle", sagt er, das habe ihm den Einstieg leichter gemacht. Gleiches gilt für das Arbeitsklima, das er hier vorgefunden habe, "ein sehr gutes". Man sei hier offen, freundlich und zeige großen Einsatz. Rosenbauer, der sich als jemanden beschreibt, der gern Verantwortung übernimmt, spürt gleichwohl die gestiegene Last auf seinen Schultern. Corona und die damit einhergehenden Fragen und Regelungen erlaubten keine Schonzeit. Das Verständnis der Vereine und Gruppen für die Einschnitte sei sehr hoch, merkt er an. Inzwischen hätten fast alle wieder Aktivitäten aufnehmen dürfen. Für die Kegler tue es ihm leid, weil die Belüftung der Halle einen Betrieb nach wie vor nicht erlaube.
Schulsanierung viel teurer
Das Hallenbad konnte noch nicht wiedereröffnet werden, dies allerdings nicht wegen Corona, sondern wegen der ausgedehnten Baustelle vor seinem Eingang. Die Schule wird gerade umfassend saniert, und damit ist auch schon das erste Ärgernis genannt, das Rosenbauer noch geraume Zeit beschäftigen wird: Es kommt zu einer Bauverzögerung und ganz erheblichen Preissteigerung. "Von sechs Millionen Euro waren wir ausgegangen, jetzt liegen wir bei 9,6 - und es werden wohl zehn Millionen. Das ist viel Geld, das im Haushalt nicht berücksichtigt ist." Zudem werde die Gemeinde - coronabedingt - Gewerbesteuerausfälle zu verkraften haben.
Auf Firmen zugegangen
Immerhin: Mit Vertretern zweier größerer Firmen hatte der neue Bürgermeister bereits Gespräche und freute sich, dass die dabei doch recht positiv in die Zukunft blickten. An dieser Stelle lässt Rosenbauer durchblicken, dass er nicht nur die Großen auf der Agenda hat. Immerhin gebe es in der Gemeinde mehr als 500 angemeldete Gewerbe. Dazu gehört auch das Elektro-Unternehmen der Familie Rosenbauer. Unternehmerisches Denken ist dem neuen Bürgermeister also vertraut. In der eigenen Firma sei er einer der Geschäftsführer geblieben, gibt er zur Auskunft. Einer, der sich dann und wann nach Feierabend dem Controlling widmet, unentgeltlich, versteht sich, wie er hinzufügt.
Korbmuseum auf der Agenda
Wenn es um Zahlen und Aushängeschilder geht, ist das Korbmuseum ein wichtiger Faktor für die Gemeinde, der nach Rosenbauers Meinung eine Aufwertung erfahren sollte. Unter anderem durch Einrichtung eines Tourismusbüros, Ausweitung der Öffnungszeiten und bessere Vernetzung und Vermarktung. Allerdings wird es auch hier Geduld brauchen, denn noch ist das Haus coronabedingt geschlossen.
Corona-Schutzmaßnahmen bestimmen auch das gemeindliche Handeln am Badesee Rudufer. Der Aufwand sei groß, um den Betrieb am Laufen zu halten, hebt Rosenbauer hervor, und nutzt die Gelegenheit zu einem Appell, die Parkverbote zu beachten. Diese dienten einer Einschränkung der Personenzahl auf den Liegewiesen, um für den nötigen Abstand zu sorgen. "Wenn die Parkplätze voll sind, dann ist es auch voll!"