Viel Bewegung auch im Winter

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Ein Gabelstapler fährt mit Bau-Stützen über das Betriebsgelände der Firma Raab in Ebensfeld. Auch in den Wintermonaten wird dort und auf den Baustellen viel Betrieb sein, wenn das Wetter mitspielt. Die Auftragslage ist gut. Foto: Tobias Kindermann
Ein Gabelstapler fährt mit Bau-Stützen über das Betriebsgelände der Firma Raab in Ebensfeld. Auch in den Wintermonaten wird dort und auf den Baustellen viel Betrieb sein, wenn das Wetter mitspielt. Die Auftragslage ist gut. Foto: Tobias Kindermann
 

Solange die Witterung mitspielt, wird im Landkreis auch in der kalten Jahreszeit auf dem Bau gearbeitet werden. Wolfgang Schubert-Raab gibt einen Ausblick.

"Es gibt jede Menge zu tun, kein Betrieb kann jammern." Wolfgang Schubert-Raab hat sich auf der jüngsten Versammlung der Baubetriebe, die Mitglied der Lichtenfelser Innung sind, umgehört. Die Auftragslage ist gut. Sehr gut. Das spürt Schubert-Raab auch in seiner eigenen Firma in Ebensfeld. Mit 215 Mitarbeitern ist es nach Dechant in Weismain das zweitgrößte Bauunternehmen im Landkreis. "Ich bin seit 1983 hier tätig. Eine so gute Auftragslage habe ich vor Weihnachten bisher noch nie erlebt."


Kredite sind günstig

Woran das liegt? Drei Gründe führt Schubert-Raab an - und alle haben mit der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zu tun. Wer Geld hat, investiert es gerne in Umbauten und Renovierungen, weil eine Anlage bei der Bank ohnehin nur noch Minizinsen gibt. "Die Bereitschaft zu investieren ist größer geworden."
Wer Eigenkapital hat, kann günstig Geld aufnehmen für einen Hausbau, die im Landkreis Lichtenfels immer noch dominierende Bauform. Nicht zuletzt kommt auch der Staat mit neuen Aufträgen an: "Das ist ein zusätzlicher Effekt der gigantisch guten Konjunktur." So könnten jetzt Dinge angeschoben werden, die nötig seien. "Die Infrastrukturmaßnahmen, die man jahrzehntelang hat schleifen lassen, kommen jetzt in Gang."
Doch die gute Konjunktur besitzt auch eine andere Seite. "Vor allem kleinere Handwerksbetriebe haben Probleme, Personal zu bekommen und Nachwuchs zu gewinnen." Wenn einer von acht Mitarbeitern gehe, müsse man mit sieben weitermachen, haben die Kollegen ihm geschildert. Auch dieses Problem kennt er aus dem eigenen Unternehmen. An Ausweitung des Mitarbeiterstamms war für ihn heuer nicht zu denken. "Wir haben mit allen Anstrengungen unsere Beschäftigtenzahl halten können."
Der Raab-Personalleiter war viel in Schulen und bei Messen unterwegs, um Nachwuchs anzusprechen. "Das kann ein kleiner Handwerksbetrieb natürlich so nicht leisten. Oft kommt man nur noch durch persönliche Kontakte im Umfeld an neue Auszubildende." In den kommenden fünf bis sieben Jahren werden rund 17 Prozent der Beschäftigten im Baugewerbe in Rente gehen, weiß Schubert-Raab aus den Zahlen der Soka-Bau. Das ist eine Urlaubs- und Lohnausgleichskasse der Bauwirtschaft und eine Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes.
Hinter dem langen Namen steht ein einfaches Prinzip: Die Firmen zahlen einen Beitrag ein, aus dem Mitarbeiter Urlaubsgeld plus eine 25 prozentige Zulage sowie eine zusätzliche Altersrente erhalten. So bekommen die Bauarbeiter zuverlässig ihr Geld auch bei Firmenwechseln oder Insolvenzen. Nur drei Prozent könnte man wohl langfristig durch Ausbildung und Übernahmen ersetzen, sagt Schubert-Raab. Denn Industriefirmen locken mit guten Angeboten, so dass auch nach der Ausbildung Mitarbeiter die Branche wechseln.
Leuten, die bauen wollen, und Kommunen rät Schubert-Raab vor allem zu einem: mehr Flexibilität bei der Planung: "Wenn ich in einem Zeitfenster von von sechs bis sieben Monaten eine viermonatige Baumaßnahme durchführen kann, dann habe ich als Firma auch ein starkes Interesse, ein gutes Angebot abzugeben."