Die Zimmerstutzen-Schützen nehmen die Organisation für die Traditionsveranstaltung auf dem Burgberg in die Hand. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
Als Winfried Weinbeer im Sommer 2014 den Bieranstich zur Berger Kerwa vornahm, da hatte er schon eine Ahnung, dass es das letzte Mal sein könnte, dass er dies in seiner Funktion als Vorsitzender des Feuerwehrvereins Burgberg tut. Er habe gespürt, sagt er heute, dass es eine Tendenz unter den maßgeblichen Helfern hab, sich von dieser Aufgabe zurückzuziehen.
Für die Zimmerstutzen-Schützen, die seit 30 Jahren mit ihrem Jedermannschießen einen festen Programmpunkt der Kerwa stellen, war der tatsächliche Rückzug im Folgejahr dann doch ein Paukenschlag. Ihr Schießwettbewerb würde völlig rahmenlos dastehen. "Wir haben es etwa drei Wochen vorher erfahren", erinnert sich Schützenmeister Patrick Erhardt.
Er habe kurzfristig den Beirat einberufen und ihn vor die Wahl gestellt: "Entweder lassen wir's komplett ausfallen, oder wir organisieren selbst etwas Kleines." Man entschied sich für eine "Mini-Kerwa" mit Ausschank, Grill und Kuchen, die zumindest am Sonntag auf große Resonanz stieß. "Unser Garten war noch nie so voll", erzählt Erhardt. Kurz vorher hatte man aber auch "den ganzen Burgberg abgeklappert", und die selbst gedruckten Flyer verteilt, um bekannt zu machen, dass das Fest trotzdem stattfinden würde. "Viele Familie waren positiv überrascht", weiß der Schützenmeister.
In diesem Jahr wollen er und sein Team um Lisa Eisenwiener und Karsten Busch es richtig anpacken und stecken schon mittendrin in den Vorbereitungen. So ein viertägiges Fest will gut geplant sein und braucht entsprechenden Vorlauf. Stattfinden wird die Berger Kerwa wie gewohnt am Wochenende des Jakobustags, vom 22. bis 25. Juli.
Ein Gottesdienst in der Jakobskapelle auf dem Burgberg gehört dazu. Natürlich auch wieder das Kerwa-Schießen.
Zum Auftakt ist ein langer Musikabend für Jüngere und Junggebliebene vorgesehen. Vier Bands sollen dabei spielen, zwei davon stehen bereits fest. Beide sind aus Lichtenfels bzw. dem Landkreis: die Deutschrock-Band "Asphalt", und "Infected Authoritah", die eher dem Genre Metal zuzuordnen ist. Für die Gruppen ist der Anlass auch eine Chance, einem breiteren Publikum bekannt zu werden. Nach 23 Uhr ist ein Tanzauftritt mit Feuerfackeln geplant. Für Sonntag und Montag wurden zwei Alleinunterhalter verpflichtet. Den Abschluss wird wieder die Preisverleihung zum Jedermannschießen bilden. Gerne möchten die Zimmerstutzen-Schützen auch die Anregung aufgreifen, am Samstag und Sonntag eine Kinderbetreuung auf die Beine zu stellen.
Sogar eine eigene Homepage soll die Berger Kerwa erhalten, auf der man alle Termine, sobald sie feststehen, nachlesen kann.
Alleingelassen fühlt sich Patrick Erhardt nicht. Im vergangenen Jahr hätten sich mehr als ein Dutzend neue, jüngere Mitglieder dem Schützenverein angeschlossen, die voller Elan seien und mithelfen wollten, den Traditionsverein lebendig zu halten. Und dies in unsteten Zeiten, denn noch immer sind die Zimmerstutzen-Schützen auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Über ihrem angestammten Domizil Bergschloss schwebt das Damoklesschwert Abriss.
Noch immer kein neues Domizil
Bis tatsächlich die Bagger anrücken könnten, gilt zwar weiterhin ein Nutzungsvertrag für die Vereinsräume. Doch eine gewisse Anspannung bleibt. Ins Visier genommene Alternativen sind alles andere als konkret. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt Patrick Erhardt.
"Man darf nicht den Kopf in den Sand stecken."
Keine Option ist für die Schützen vom Burgberg ein Zusammenschluss mit dem größten Lichtenfelser Schützenverein, der Königlich-privilegierten Scharfschützengesellschaft. Obwohl der Anteil der Schützen am Burgberg mit Doppelmitgliedschaft auf an die 30 Prozent geschätzt wird, ist ihnen ihre Eigenständigkeit wichtig. Es soll aber ein Angebot der Königlich-Privilegierten für die Nutzung von deren moderner Schießstätte als eigenständiger Verein gegeben haben. Was die Zukunft auch bringt: Mit der Berger Kerwa 2016 wollen die Zimmerstutzen-Schützen mal wieder ins Gespräch kommen. Je eher möglichst viele Leute davon wissen, desto besser, findet der junge Schützenmeister.
Den FFW-Verein gibt's weiterhin
Winfried Weinbeer wird gerne die Berger Kerwa unter neuer Flagge besuchen, wie er wissen lässt. Denn Lichtenfels' Dritter Bürgermeister ist nicht nur beim früheren Ausrichter, der Feuerwehr, engagiert. Er ist auch Mitglied der Zimmerstutzen-Schützen. Außerdem versichert er, die weiteren gesellschaftlichen Aktivitäten des Feuerwehrvereins der inzwischen aufgelösten aktiven Wehr vom Burgberg hätten mit dem Rückzug bei der Kerwa nichts zu tun. Man wolle weiterhin soziale Zwecke unterstützen und den vorösterlichen Brauch des Todaustragens pflegen.