Die Unterwelt von Marktzeuln ist ein weit verzweigtes Labyrinth von Höhlen, Stollen und Kellern, das bereits im Mittelalter entstanden sein soll. Licht ins Dunkel brachte der Höhlenforscher Bernhard Häck vom Landesamt für Denkmalpflege in München. Bei seinem Vortrag im katholischen Pfarrsaal berichtete er über erste Ergebnisse seiner Hohlraumerforschung.
"Es gibt unbekannte Keller und Stollen in Marktzeuln, sie verlaufen unter den Straßen, Häusern und entlang des Mains", sagte er. Einige Keller seien sehr alt, viele wurden aber erst in den frühen Jahren des 20. Jahrhundert angelegt oder alte Keller erweitert. Der Untergrund sei ein Spiegelbild der Oberfläche, stellte Häck fest. An den Kellern könne man die Besiedlung des Ortes zurückverfolgen. "Nach meiner Erkenntnis ist die Entstehung Marktzeulns anders als bisher angenommen", betonte er.
Einige Keller dienten nicht der Vorratshaltung, sondern waren Zwischenlager für Kauf- und Handelsleute. Der Main und die Rodach waren Hauptschlagadern für den Warenumschlag im Mittelalter. Hier führten wichtige Handelswege vorbei. So könnten die Keller an der Rodach im Bereich des Marktzeulner Schützenhauses als Zwischenlager benutzt worden sein. Flöße waren wichtige Transportmittel.
Die Waren wurden in den Kellern eingelagert und dann mit Fuhrwerken weiter transportiert. Die Kelleranlage am Main wurde ursprünglich für die Warenlagerung gebaut, erläuterte Häck.
Die Podeste rechts und links seien erst später eingebaut worden. Sie dienten dann später als Vorratsräum für Lebensmittel und wurden von der Ortsbevölkerung genutzt. Auch andere Funktionen waren denkbar. Interessant sei auch, dass neben den Kellern auch Stollen in den Fels gehauen wurde. Dies lasse auf eine mögliche bergmännische Tätigkeit schließen, zum Beispiel zum Abbau von Erz oder Mineralien. Die Gänge seien zunächst grob gehauen und dann die Wände geglättet. Häck zeigte Bilder von vergleichbaren Anlagen.
Der Instandhaltung der Keller widmete der Referent ein umfangreiches Kapitel. Aus Sicherheitsgründen sollten die Keller untersucht werden.
Zwar waren die Urkeller statisch unbedenklich, aber durch den Anbau von weiteren Kellern könnte sich die Statik verändert haben. Hinzu komme die langsam fortschreitende Zerstörung des heimischen Burgsandsteins. Besonders Feuchtigkeit sei die Hauptursache dafür. Auch der nachträgliche Einbau von Stahlträgern sei problematisch.
Anhand einer Steinsäule, in die ein Eisenpfahl eingesetzt wurde, machte er deutlich, dass der Sandstein eine Verbindung nicht zuließ. Kosmetische Maßnahmen wie Verputzen von Rissen oder Ummantelung mit einem Stahlband sei wirkungslos. Bernhard Häck empfahl den Hausbesitzern, ihre Keller untersuchen zu lassen und, wenn erforderlich, zu sanieren.
awe