Typisierung für Lena aus Neuensee: Warten auf ein echtes Wunder

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Cornelia Grünbeck fühlte sich gut bei ihrer Stammzellenspende. Foto: Klaus Gagel
Cornelia Grünbeck fühlte sich gut bei ihrer Stammzellenspende.  Foto: Klaus Gagel

Am Sonntag läuft in der Michelauer Angerturnhalle von 10 bis 16 Uhr die Typisierungsaktion für die todkranke Lena. Cornelia Grünbeck aus Redwitz erzählt, wie sie für einen anderen Menschen zum Lebensretter wurde.

Für die kleine Lena aus Neuensee geht es um sehr viel. Das fünfjährige Mädchen aus Neuensee leidet an der lebensbedrohenden Krankheit MDS (Myelodysplastisches Syndrom). Das Kind ist dringend auf gesunde Stammzellen angewiesen, um den Blutkrebs zu besiegen. Nun wird ihr Vater Stammzellen spenden. Dennoch soll die großangelegte Typisierungsaktion am Sonntag, 6. Dezember, in der Michelauer Angerturnhalle stattfinden.
Es wäre ein echtes Wunder, wenn dabei ein genetischer Zwilling für Lena gefunden würde. Und doch wünschen sich ihre Eltern und ihre Patin, dass möglichst viele Registrierungswillige zu dieser Aktion kommen. Denn für viele Patienten ist eine Stammzellenspende die letzte Rettung.
Wie sich das anfühlt, weiß Christina Baumann, die Patin von Lena: "Jedes Mal, wenn ich Lena in Würzburg besuche, läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Was man dort alles sieht. Es gibt Kinder, die leider keinen geeigneten Spender finden, bei denen auch keine haploidentische Spende möglich ist und die dann sterben müssen, obwohl es vielleicht einen passenden Spender gegeben hätte - wäre er registriert gewesen. Es gibt so viele Eltern, die um das Leben ihres Kindes bangen und es gibt nichts Schlimmeres, als sein Kind leiden oder gar sterben sehen zu müssen." Und es macht Mut, dass es Glückstreffer, dass ein geeigneter Spender gefunden wird, immer wieder gibt. Das beweisen all die Menschen, die schon einmal durch eine Stammzellenspende zum Lebensretter geworden sind.


Längeres Telefonat

Zu ihnen gehört Cornelia Grünbeck aus Redwitz. Sie hat sich online bei der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) vor vier Jahren registrieren lassen. Dazu erhält man ein Set mit Stäbchen, mit denen man Zellen für die Typisierung aus der Mundschleimhaut abstreifen kann. Vor gut einem Jahr erhielt sie dann die Nachricht, dass sie eventuell als Spender für eine erkrankte Person in Frage käme. Sie konnte es zunächst kaum glauben, dass ausgerechnet sie in Frage kommen sollte.
Schon am nächsten Tag erhielt sie ein Päckchen mit einem Blutbesteck. In der Praxis des Hausarztes wurde zwei Blutproben genommen, die getrennt voneinander eingeschickt wurden. Nach knapp drei Wochen kam dann die I-formation, dass sie weiterhin als Spender in Frage käme. Verbunden damit war die Aufforderung zu einem längeren Telefongespräch. "Da hab ich dann gewusst, jetzt wird es etwas ernster."
Im Telefonat erfuhr sie, dass ein hohes Maß an Übereinstimmung vorlag (neun von zehn). Man würde nun gerne weitere Untersuchungen machen, die dann schon in einem Entnahmezentrum, entweder in Dresden oder in Köln, stattfinden würden. "In Dresden wurde ich dann komplett durchgecheckt"- mit EKG, Blutwerten und Ultraschall. "Ich hätte allerdings zu jedem Zeitpunkt immer Nein sagen können, was ich natürlich nicht getan habe." Daraufhin wurde sie mit einem Impfstoff, einem "Mobilisator" nach Hause geschickt. Dieser bewirkt eine Vermehrung der Stammzellen und sorgt dafür, dass diese ins Blut ausgeschwemmt werden. Da sie sich selbst nicht spritzen wollte, es sind an den fünf Tagen vor der Entnahme insgesamt neun kleine Einstiche in die Bauchdecke, kam extra der Pflegedienst, um sie zu spritzen.
Danach ging es wieder nach Dresden. Bei ihr wurden die Stammzellen direkt aus dem Blut entnommen. "Das ist wie bei einer Dialyse. Auf der einen Seite wird das Blut aus der Armvene entnommen. Dann läuft das Blut durch eine Maschine, in der die Stammzellen herauszentrifugiert werden und am anderen Arm wird das Blut dem Körper wieder zugeführt." Die lachsfarbenen Stammzellen werden in einem gesonderten Beutel gesammelt. Auch Blutplasma wird entnommen. Insgesamt verliert der Spender etwa soviel Blut wie bei einer normalen Blutspende. Das Ganze dauert rund fünf Stunden, doch Cornelia Grünbeck befand sich mit fünf weiteren Spendern in einem Raum und konnte sich die Zeit mit fernsehen vertreiben.
Danach fühlte sie sich dann doch ziemlich müde. Sie wurde weiter betreut, mit Essen und Trinken und abends erkundigten sich die Ärzte im Hotel nach ihrem Befinden. Da ging es ihr schon wieder besser. Kleinere Nebenwirkungen in Form von Schmerzen im Hüftbereich hatte lediglich vorher der Mobilisator ausgelöst. Doch die waren mit einem normalen Schmerzmittel gut beherrschbar. Kosten sind ihr durch die gesamte Aktion nicht entstanden. Selbst der Lohnausfall wurde von der DKMS übernommen.


Kein Kontakt zum Empfänger

"Natürlich treibt einen die Frage um, für wen spende ich eigentlich? Aber das erfährt man in anonymisierter Form erst nach der Spende." Von daher weiß sie, dass sie für einen 36-jährigen Mann aus Tschechien gespendet hat. Allerdings darf sie den Empfänger auf Grund eines Abkommens zwischen Deutschland und Tschechien nie kennenlernen. In Deutschland sieht die Regelung etwas anders aus, wenn dies beide wollen, aber erst nach einer Frist von zwei Jahren.
Ein Jahr lang ist sie nun als Spender für andere Empfänger gesperrt. Innerhalb der Zweijahresfrist wäre ein Briefkontakt mit dem Empfänger erlaubt. Aber nicht selten sind die Empfänger einfach überfordert mit der Situation, dass ihnen jemand das Leben gerettet hat. Der Empfänger erhält die Stammzellen im Übrigen wie eine Bluttransfusion nach einer massiven Chemotherapie. Bei ihm wandern die Spenderzellen dann ins Knochenmark. Der Genesungsprozess verläuft meist erstaunlich schnell innerhalb weniger Wochen und Monate. Inzwischen weiß sie auch, dass es ihrem Empfänger gut geht und er offensichtlich stabil ist. Für Cornelia Grünbeck ist es immer noch ein erfüllendes Gefühl, dass sie mit ihrer Spende einem anderen Menschen das Leben gerettet hat. Nach der Spende durfte sie auch auf einer Deutschlandkarte ein Fähnchen stecken. "Da habe ich die erste Fahne für Lichtenfels gestochen", erklärt sie mit berechtigtem Stolz. Inzwischen gehört sie auch dem DKMS-Spenderclub an und ist gerne bereit über ihre Erfahrungen persönlich zu berichten.
Deshalb wird sie auch bei der Typisierungsaktion am Sonntag, 6. Dezember, in der Michelauer Angerturnhalle persönlich anwesend sein. "Falls jemand Fragen hat."
Die Typisierung in der Angerturnhalle läuft von 10 bis 16 Uhr. Es ist nur ein kleiner Einstich bei dem etwa fünf Milliliter Blut entnommen werden. Spenden kann man von 17 bis 55 Jahren.
Alle die nicht an der Typisierung teilnehmen können sind hier nochmals auf des Spendenkonto der DKMS hingewiesen: DKMS Spendenkonto, Kreisspar-kasse Tübingen, IBAN DE65 6415 0020 0003 3363 55, BIC SOLADES1TUB, Stich-wort: Lena will gesund werden!