Tourismus: neues Büro, neue Ideen

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Sachgebietsleiterin Andrea Musiol (rechts) und Theresa Baldauf im neuen Tourismusbüro des Landkreises im Gebäude der Staatlichen Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung Foto: Popp
Sachgebietsleiterin Andrea Musiol (rechts) und Theresa Baldauf im neuen Tourismusbüro des Landkreises im Gebäude der Staatlichen Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung Foto: Popp
Der Außenbereich mit dem Weg, der zum neuen Tourismusbüro hinführt, soll noch besser gestaltet werden Foto: Popp
Der Außenbereich mit dem Weg, der zum neuen Tourismusbüro hinführt, soll noch besser gestaltet werden Foto: Popp
 
Das Türschild weist auf die drei Bereiche hin, die miteinander vernetzt sind. Der Kreisfachberater Michael Stromer ist immer freitags von 8 bis 12 Uhr in den neuen Räumen anzutreffen. Foto: Popp
Das Türschild weist auf die drei Bereiche hin, die miteinander vernetzt sind. Der Kreisfachberater Michael Stromer ist immer freitags von 8 bis 12 Uhr in den neuen Räumen anzutreffen. Foto: Popp
 

Der noch junge Gebietsausschuss Obermain-Jura leistet eine vielschichtige Arbeit für die Region.

Der separate Eingang ist schon korrekt beschildert, doch der Weg zur neuen Anlaufstelle im Seitentrakt der Staatlichen Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung wird noch zögerlich beschritten. Bald soll es im Außenbereich, am Parkplatz des Landratsamtes, deutlicher werden, wo es langgeht, wenn es um Tourismus im Landkreis geht.
"Tourismusregion Obermain-Jura - Der Gottesgarten", "Volkshochschule im Landkreis Lichtenfels" und "Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege" ist an der Haustür der ehemaligen Direktorenwohnung zu lesen. Drei Anlaufstellen, die nicht nur einen Büroverbund unter der Sachgebietsleitung von Andrea Musiol bilden. Sie sind auch in ihren Aufgaben eng vernetzt, Synergien sollen genutzt werden. Die Unterbringung in den neuen Räumen war dem vermehrten Platzbedarf im Landratsamtsgebäude geschuldet, wie Geschäftsleiter Günter Ebert erläutert.
Er spricht vor dem Ausschuss für Kreisentwicklung, Wirtschaft und Infrastruktur, als dieser seine Sitzung in dem neu gestalteten Trakt hält. Die Schülerzahlen an der Berufsfachschule hätten das Abzwacken der Räume erlaubt.


"Schönstes Büro" des Amtes

Die Umbaukosten von 165 000 Euro plus Büromöbel hält Ebert für gut angelegtes Geld. Die bisherigen Büros für Tourismus in einem schmalen Flur im Erdgeschoss des Landratsamtes beziehungsweise für die VHS im dritten Stock waren in seinen Augen ungünstig gelegen.

Nun also eine repräsentative Lösung. An das "schönste Büro" der Behörde werden auch hohe Erwartungen gestellt. Wie macht sich der erst im Juni 2015 ins Leben gerufene eigene Gebietsausschuss, welche Projekte konnten schon angeschoben werden? Andrea Musiol kann eine ganze Palette von neuem und attraktivem Werbematerial für die Region vorweisen. Da geht es um Wanderwege, um Schilder, einen handlichen Museumsführer, das aktuelle Biermagazin und einen 100-seitigen Genussführer, der im Juni erscheinen wird. In Vorbereitung ist die Präsenz bei der Landesgartenschau in Bayreuth sowie beim Bratwurstgipfel in Pegnitz. Zu ihrer Netzwerkarbeit gehört ferner die Zusammenarbeit mit Vermietern, mit der Obermain-Therme und örtlichen Tourist-Informationen.

Immer wieder stelle sich die Frage: Was wolle man überhaupt bewerben und wer sei die Zielgruppe, so Landrat Christian Meißner (CSU). Dies gelte es zu diskutieren, weshalb er Schnellschüsse nicht für angemessen hält. Ein Markenbildungsprozess sei nie einfach, "aber wir kommen voran". Meißner merkt an, der Landkreis könne kein Hotel bauen. Zu den Bemühungen um mehr Gäste gehöre aber auch die Frage nach ausreichenden Übernachtungsangeboten.

Kreisrat Günter Reinlein (SPD) zollt dem Team für seine Arbeit Respekt. Man könne gut einen roten Faden erkennen. Dass Andrea Musiol Regionalkoordinatorin und Geschäftsführerin der Leader-Arbeitsgruppe (für EU-geförderte Projekte) ist, wird als sinnvolle Kombination angesehen. Mehr Engagement im Bereich Tourismusförderung könnte aber eine personelle Verstärkung erforderlich machen.


Bevölkerungsentwicklung "gar nicht so schlecht"

Zwei gute Nachrichten gibt es im Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung des Landkreises. Erstens: Sämtliche Prognosen waren bislang schlechter als die tatsächlichen Zahlen. Zweitens: Der Rückgang liegt nicht daran, dass Menschen der Region den Rücken kehren, sondern "nur" daran, dass weniger Kinder geboren werden als Menschen sterben. Andreas Grosch vom Landratsamt erläutert die aktuellen Zahlen, die das Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung vorgelegt hat. Die Entwicklung sei gar nicht so schlecht. Der Landkreis brauche im Jahr 300 Zuzüge, um dauerhaft einen positiven Trend vorweisen zu können, fasste der gelernte Wirtschaftsgeograph zusammen. Seit einem Jahr registriert man sogar einen Anstieg der Bevölkerungszahl. Im Juni 2015 wurden 66 679 Einwohner gezählt, 137 mehr im Jahr zuvor.

"Es geht in die richtige Richtung", stellt Landrat Christian Meißner fest. "Wir sind es wert, dass man herzieht." Natürlich spielen bei den Zahlen auch Asylbewerber eine Rolle, obwohl die meisten Zuweisungen erst nach dem genannten Stichtag erfolgten. Aber die derzeit 731 Asylbewerber sind Landkreisbürger - auch wenn man noch nicht sagen kann, ob sie bleiben werden.
Der Landkreis könne nur Impulse geben, um Familien zu gewinnen, betont Andreas Grosch. Ausschlaggebende Faktoren seien unter anderem Wohnraum, Kaufkraft und attraktive Arbeitsplätze.


Wichtiges Angebot

Als wichtiges Angebot betrachtet Wirtschaftsförderer Helmut Kurz das Info-Paket "MyLichtenfels". Über eine eigene Facebook-Seite hält der Landkreis Kontakt zu jungen Leuten, die es aus beruflichen Gründen oder zur Ausbildung woandershin verschlagen hat. Sie erfahren, was am Obermain los ist, können Kontakt halten. Dahinter steht die Absicht, sie einmal für eine Rückkehr zu gewinnen.


Befragung zur Mobilität

Im Mai startet eine bundesweite Befragung des Infas-Instituts Bonn zum Thema Mobilität. An den Ergebnissen, die 2018 erwartet werden, hat auch der Landkreis Lichtenfels Interesse, weshalb er sich mit 28 000 Euro beteiligt. Wer befragt wird, wird nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Die Teilnahme ist freiwillig. Angaben werden nur anonymisiert genutzt, wie versichert wird.