Alexander Grau, Trainer des Landesligisten FC Lichtenfels, geht gelassen in die neue Saison - ein Gespräch mit dem 39-Jährigen.
Am morgigen Samstag beginnt auf Verbandsebene die Fußballsaison. Der FC Lichtenfels startet in seine zweite Spielzeit in der Landesliga. Im vergangenen Jahr belegte der Traditionsclub vom Obermain in der Gruppe Nordwest den achten Rang. Nach der "Umsiedlung" in die Gruppe Nordost beginnt am Samstag (15 Uhr) die neue Runde für die Lichtenfelser. Dazu führten wir eine Gespräch mit Trainer Alexander Grau, der zusammen mit Christian Goller im Gespann die sportliche Verantwortung trägt.
Die zweite Saison in einer Liga - so heißt es - ist immer die schwerste. Was erwarten Sie von der zweiten Spielzeit in der Landesliga mit dem FC Lichtenfels? Alexander Grau: Es ist doch eine komplett andere Liga durch unsere Umsiedlung in die Nordost-Gruppe. Bis auf den SV Memmelsdorf sind es hier komplett neue Gegner. Ich erwarte wieder eine schwierige Saison, denn gerade die Teams aus dem Raum Erlangen/Fürth/Nürnberg sind sehr stark. Die ersten sieben Plätze in der letztjährigen Nordost-Tabelle haben Mannschaften aus dieser Region belegt. Sie haben hier einen klaren Standortvorteil. Hier fällt schon öfter ein sehr guter Spieler für einen Landesligisten ab, der es nicht in einen Profikader geschafft hat. Auch finanziell ist die Metropolregion Nürnberg besser ausgestattet als Vereine aus dem Norden Oberfrankens. Deshalb bin ich schon zufrieden, wenn wir wieder über dem Strich bleiben.
Machen Sie sich selbst Druck, erneut den Klassenerhalt schaffen zu wollen? Druck würde ich nicht sagen. Jeder will natürlich in der Liga bleiben und nächste Saison nicht in der Bezirksliga spielen. Uns als Trainer hat es einen riesen Spaß gemacht und es war für uns eine spannende, neue Erfahrung in der Landesliga zu coachen. Natürlich habe ich den Ehrgeiz, so hoch wie möglich zu trainieren, aber Druck mache ich mir nicht.
Mit Rang 8 in der Vorsaison haben Sie die Messlatte mit ihrem Trainerkollegen Christian Goller ja selbst sehr hoch gelegt. Die Vereinsverantwortlichen bemessen den Erfolg nicht nach einem Tabellenplatz. Von den Klubverantwortlichen haben wir in der vergangenen Spielzeit keinen Druck bekommen. Wenn die Saison ähnlich wie die letzte verläuft und es springt nur Platz 11 oder 12 heraus, sind alle zufrieden. Wir haben jedenfalls keine Vorgabe seitens des Klubs, einen bestimmten Tabellenrang zu erreichen.
Warum schafft der FC Lichtenfels den Ligaverbleib in der Saison 2017/18?Die Erfahrung aus dem letzten Jahr hilft schon enorm. Wir hatten uns zu Beginn der vergangenen Saison extrem schwer getan, in die Liga zu finden, überhaupt zu punkten. Da wir relativ unverändert in die Saison gehen, bin ich zuversichtlich. Ich sehe es auch nicht als Nachteil, dass es neue Gegner sind, dann schleicht sich keine Routine ein. Es gibt aber keine Garantie, dass es wieder so läuft. Es ist aber von Vorteil, dass alle im Klub ruhig bleiben, denn solche Nebenkriegsschauplätze braucht keiner.
Was lief in der Vorbereitung gut? Wir waren durchaus zufrieden. Die Trainingsbeteiligung war hoch. Mit diesem Pfund konnten wir schon in der Vorsaison wuchern. Wir hatten den Vorteil, dass wir Ausfälle gut kompensieren konnten. Derzeit sind alle fit, so dass wir zwei, drei Spielern sagen müssen, dass sie am Samstag nicht dabei sind. Als Devise für die Saison wollen wir uns als Mannschaft fußballerische verbessern, mehr Ballkontrolle und -besitz haben und uns nicht hinten rein stellen. Dass das nicht von heute auf morgen passiert, haben wir uns dies als Überschrift für das kommende Jahr gegeben.
Und womit waren Sie noch nicht zufrieden?Klar gibt es gute und schlechte Leistungen in der Vorbereitung. Aber ich bin noch nicht so lange kein Spieler mehr und weiß, dass der Trainer vor den Testspielen viel fordert, der Spieler aber nicht immer hundertprozentig bei der Sache ist. Es kommt auch immer auf den Zeitpunkt der Vorbereitung und den körperlichen Zustand an. Wenn wir das letzte Spiel gegen Saas Bayreuth, das wir 0:1 verloren, als Maßstab nehmen, kann ich nicht zufrieden sein. Aber in den beiden Pokalspielen gegen Ligakonkurrenten haben wir überzeugt. Die Mannschaft hat gezeigt, dass, wenn es um etwas geht, sie Leistung bringt.
Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen Goller und Grau in der Praxis, sprich im Training und bei einem Spiel, wenn es keinen echten Chef gibt?Christian und ich kennen uns seit 15 Jahren, sind befreundet und haben fußballerisch die gleiche Denkweise. Wir stimmen uns vor jedem Training ab, wer welchen Part übernimmt und wer welche Schwerpunkte setzt. Wenn wir uns mal nicht einig sind, diskutieren wir das aus und finden eine Lösung. Das klappt seit zwei Jahren und soll auch in der dritten Saison so funktionieren.
Die Fragen stellte unser
Redaktionsmitglied Udo Schilling