Janorschke als mittelfränkisches Zugpferd

3 Min
Franken im Herzen - und auch auf dem Rahmen der Rennmaschine von Janorschke. Fotos: Udo Schilling
Franken im Herzen - und auch auf dem Rahmen der Rennmaschine von Janorschke. Fotos: Udo Schilling
 
 
 

Der 29-jährige Altenkunstadter lässt beim Amateurteam Herrmann im mittelfränkischen Baiersdorf seine Karriere ausklingen.

"In den letzten zehn Jahren hat sich mein Leben nach dem Radsport gerichtet, jetzt richtet sich der Radsport nach meinem Job", sagte Grischa Janorschke vor Kurzem. Bis in den Herbst war der 29-jährige Altenkunstadter als Profi unterwegs. Zuletzt beim Schweizer Zweitdivisionär Team-Roth. Im vergangenen Jahrzehnt war der Oberfranke bei verschiedenen zweit- und drittklassigen Rennställen unter Vertrag und auf der ganzen Welt unterwegs.


Jetzt ein Fulltimejob

Inzwischen ist Janorschke verheiratet, lebt in Nürnberg und arbeitet in Vollzeit bei der Firma Arndt in Fürth. Beim Unternehmen aus der Sicherheitsbranche wird der Radsportler zurzeit als Außendienstler angelernt.
Dass man nicht von heute auf morgen von 100 auf Null seinen bisherigen Lebensinhalt reduzieren kann, war klar. Dass Janorschke nun im mittelfränkischen Baiersdorf für das Herrmann-Radteam in die Pedale tritt, war so nicht geplant.

Peter Renner, Vorsitzender des als eingetragener Verein konzipierten Teams, fragte bereits im Juni 2016, zwei Wochen vor der deutschen Meisterschaft bei Janorschke an, ob er sich vorstellen könne, in seinem Team zu starten. "Da war noch gar nicht klar, dass ich meine Profikarriere beende", sagte der Altenkunstadter.


Team ein eingetragener Verein

So kehrt Janorschke, der das Abc des Radfahrens beim RVC Altenkunstadt gelernt hat, zu den Wurzeln - dem Vereinssport - zurück. "Ich möchte den Radsport in Franken voranbringen", sagte er bei der Teamvorstellung in den Ausstellungsräumen des Haupt- und Namenssponsors in Baiersdorf. Der radsportverrückte Stefan Herrmann hört's gerne. Herrmann will eines der stärksten Teams in Bayern stellen. Aber auch der Nachwuchs liegt dem Sponsor am Herzen. So rollieren derzeit 19 Talente von der U13 bis zur U19 mit dem blauen Trikot durch die fränkischen Lande.

Mit den Elite-Fahrern startet das Team in der Bundesliga. Früher als reine U23-Liga konzipiert, wurde der Wettbewerb mit neun Rennen für alle Altersklassen geöffnet. "Hier wollen wir angreifen und oben mitfahren", postuliert Peter Renner ein Ziel des Teams. Der Verein stellt seinen Fahrern dazu professionelles Material zur Verfügung. Auf einem Carbon-Rad, wie es Weltmeister Peter Sargan fährt, sind auch die "Herrmänner" unterwegs. "Das Material kann daher keine Ausrede sein", sagt Renner, der als Vorsitzender in seine dritte Saison geht.


Korndörfer seit Beginn dabei

Ein Mann der ersten Stunde im Team ist auch Benjamin Korndörfer. Der aus Kulmbach stammende 28-Jährige bezeichnete das Team als "das am besten organisierte Amateurteam in Deutschland". "Jetzt ist alles viel professioneller geworden, als es am Anfang war", sagt der Sprinter. Dass nun viele neue Fahrer hinzugekommen sind, "finde ich gut. Es motiviert. Man kennt sich noch nicht und will keine schlechte Leistung abliefern".

Robert Müller ist vom Profi-Team Heizomat nach Baiersdorf gewechselt. Vor allem wegen Grischa Janorschke. "Als ich vor 18 Jahren beim ersten Training gewesen bin, war er schon dabei." Sportsfreunde aus Kindertagen also. Ein Rückschritt sei der Wechsel nicht: "In der Bundesliga fährt das Team für den, der am besten drauf ist." Als radsportverrückt würde sich der aus Küps (Lkr. Kronach) stammende Müller nicht bezeichnen, doch "zehn Stunden Radfahren am Stück, das ergibt sich bei mir einfach so", sagt der 30-Jährige, der 2016 insgesamt 30 000 Kilometer im Sattel gesessen war und als Gesamtfünfter der Bundesliga weiß, was auf ihn zukommt.

Weitere Erfahrung bringen die beiden Ex-Profis Alexander Meier vom österreichischen Team Hrinkov und Florian Nowak (Team Stuttgart) ins fränkische Team ein. Mit sechs U23-Fahrern, die fast alle aus Franken stammen, stufen die Verantwortlichen des Vereins das Team als konkurrenzfähig ein.


Janorschke Zugpferd und Vorbild

Als Zugpferd fungiert Grischa Janorschke. Der 29-Jährige soll die jungen Fahrer an den Hochleistungssport heranführen. Der Respekt vor den Leistungen Janorschkes ist jedenfalls da. Vor allem mit Grischa zu fahren, "ist sehr beeindruckend", sagt etwa der 19-jährige Florian Gindhart.

Der 18-jährige Marc Clauss äußert sich vor seiner ersten Saison bei den Erwachsenen: "Gerade von Grischa und Robert kann ich viel lernen. Es ist eine neue Herausforderung."
Anfang Februar geht's für die "Herrmänner" mit der Vorbereitung los: Zwei Wochen Trainingslager auf Mallorca. Da wird auch Janorschke dabei sein. Beim ersten Saisonrennen, eine Rundfahrt der zweiten Kategorie in Kroatien, wird der 29-Jährige aussetzen.

"Ich habe so viele Rundfahrten in meinem Leben bestritten. Da sollen mal die Jungen ran", sagte der Neu-Mittelfranke, der sich aber - wie alle seine Teammitglieder - auf den Saisonhöhepunkt vor der Haustür freut. Die bayerischen Radmeisterschaften finden am 7. Mai in Baiersdorf statt.