Ein bisschen Wehmut lag im Abschied. Denn die Schachtage auf Schloss Schney sind zu Ende und man wird sich hier erst wieder in einem Jahr begegnen: Der Bänker, der diesem Hobby frönt, der einstige Junkie, den das Schach wieder ans Leben band - oder der Mediziner, der noch Ambitionen in diesem Sport hat.
Schach verbindet, lautet ein Slogan dieses Sports. Das dazu passende Plakat hängt am Glasfenster der Franken-Akademie.
Blickt man dort hinaus, sieht man auf Häuser, die idyllisch in den Hang gebaut wurden. In der Zeit vom 3.-6. Januar blickten viele aus dem Fenster, aber das Idyll wurde wohl kaum wahrgenommen. Zu sehr waren die Spieler, wenn sie vom Geschehen auf den 64 Feldern aufsahen, bei ihren Plänen und Hoffnungen. Hunderte Partien wurden gespielt und nahezu immer waren es auch Spieler aus dem Landkreis, die vordere Plätze erreichten. Die Ausbeute war groß.
Youngster behält die Übersicht Benjamin Zerr hat gut lachen. Der 15-Jährige geht mit einem Pokal nach Hause. Mal wieder, denn der Michelauer wiederholte seinen Vorjahreserfolg als Sieger der U16. "Ich trainiere beim Schachkader in Kronach.
Wir machen sehr viele Taktikaufgaben", erklärt der Kreisligaspieler der SG Michelau/Seubelsdorf. Die Übersicht bei taktischen Handgemengen hat der Teenager, der eher ruhige Positionen bevorzugt, sieben Runden lang behalten. Am Schluss genügte ihm ein Unentschieden zum Titelgewinn. "Das habe ich geschoben", gibt er freimütig zu, denn da wollte er "nix riskieren". Geschoben, das heißt mit dem Gegner zum Erhalt zumindest eines fehlenden halben Punktes vereinbart.
Klaus Beier gelingt zweiter Turniersieg nicht Im Schach ist das erlaubt und mehr als ein Remis war auch für Klaus Beier nicht drin. Vor zwei Jahren wurde sein Name auf den großen Pokal aufgebracht, diesmal hat es um einen halben Punkt nicht zur zweiten Namensplakette gereicht. Dabei lag Brisanz in seiner Schlussrundenbegegnung gegen den späteren Turniersieger Ralf-Michael Großhans.
Noch vor wenigen Wochen musste sich Beier diesem in der Bezirksoberliga geschlagen geben. Nun hätte es eine Revanche in letzter Runde um den Turniersieg werden können. Daraus wurde nichts, schnell gelang es dem Weidhausener, die Luft aus der Stellung zu lassen und alle Hoffnungen auf Gewinnversuche zunichte zu machen. Das probate Mittel, um sich den Turniersieg zu sichern.
Michalek hat Ambitionen Auf den Turniersieg spekuliert auch Mikhal Michalek. Irgendwann, vielleicht im nächsten Jahr. Der 32-jährige Mediziner aus Lichtenfels hat noch Ziele: "Du verbringst viel Zeit mit Schach - also dann mach's richtig", sagte er sich. Einen Meistertitel traut er sich zu, den eines Fide-Meisters des Weltschachverbandes.
Fide-Meister Gerald Löw gewinnt Blitzturnier Einen solchen Titel besitzt Gerald Löw, ehemaliger oberfränkischer Meister. Er findet sich zum Blitzturnier ein.
Es ist eine lieb gewordene Tradition, die die Schachtage beschließen. Und viele kommen, die sich dieses Ereignis nicht nehmen lassen. Männer, die im Ligageschehen der oberfränkischen Spielklassen mitunter kaum noch mitmischen. Oder solche, die für diese Ligen zu stark sind. So wie Jan Krensing vom Zweitligisten TSV Bindlach - auch er Fide-Meister, auch er dem Blitzturnier verbunden. Er gewann es haushoch, mit 27 Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage. Danach werden noch drei Pokale vergeben und danach geht man auseinander. Das Plakat mit dem Slogan wird die nächsten Tage auch abgenommen werden. Die Franken-Akademie macht sich bereit für neue, für andere Gäste.
MH