"So ein schöner Beruf!"

2 Min
Kristina Rauch mit zwei ihrer drei Meisterstücke, einem Weidenkorb mit neonfarbenen Akzenten und Schultergurt zum Umhängen sowie der klassischen gewürfelten Truhe. Die Prüfung hat sie vor wenigen Wochen abgelegt. Foto: Popp
Kristina Rauch mit zwei ihrer drei Meisterstücke, einem Weidenkorb mit neonfarbenen Akzenten und Schultergurt zum Umhängen sowie der klassischen gewürfelten Truhe. Die Prüfung hat sie vor wenigen Wochen abgelegt. Foto: Popp
Dieses Rattan-Sitzmöbel mit bunter Sitzfläche aus Textilmaterial ist eines von drei Meisterstücken, die Kristina Rauch abzuliefern hatte. Foto: Popp
Dieses Rattan-Sitzmöbel mit bunter Sitzfläche aus Textilmaterial ist eines von drei Meisterstücken, die Kristina Rauch abzuliefern hatte. Foto: Popp
 

Kristina Rauch hat als Flechtwerkgestalterin die Meisterprüfung bestanden. Trotz aller Begeisterung wird sie ihr Geld zunächst mit anderer Arbeit verdienen.

Die Begeisterung für ihr Handwerk merkt man Kristina Rauch an. Als 21-Jährige hatte sie damit begonnen, das Flechten an der Berufsfachschule in Lichtenfels von der Pike auf zu lernen. Heute, sechs Jahre später, hat sie den Meisterbrief in der Tasche und auch noch zwei Jahre Berufserfahrung in Werkstätten für Menschen mit Behinderung gesammelt. Die drei Meisterstücke, die Bestandteil der Prüfung waren, geben Zeugnis von der Bandbreite der Möglichkeiten im Flechthandwerk: Da ist die Truhe aus Weide in Würfelgeflecht - schon seit Jahrzehnten eine Aufgabe für den Handwerksnachwuchs. Je akkurater, desto besser. Dann das Möbelstück aus dreidimensional in Form gebogenen Rattanstöcken. Kristina Rauch hat es farbig lackiert und mit einer bunten, textilen Sitzfläche in Häkeloptik versehen. Als Drittes stellte sie während der dreiwöchigen Prüfungszeit unter Aufsicht einen Weidenkorb mit neonfarbenen Akzenten her, der dank des Schultergurtes die Funktion einer Umhängetasche hat. "Ja, es war schon schwer, aber machbar", lautet ihr Fazit. Vor allem die Zeitvorgaben habe sie als stressig empfunden.

Zeit ist Geld - das gilt bei diesem Handwerk ganz besonders, da das Material gegenüber der zeitintensiven Arbeit kaum ins Gewicht fällt. Um gegenüber der Konkurrenz aus Billiglohnländern bestehen zu können, müssen heimische Flechthandwerker sich mit ihren Produkten abheben, Nischen besetzen, Wünsche erfüllen, sich immer etwas Neues einfallen lassen.


Kleingewerbe angemeldet

Trotzdem wird man damit nicht reich - für viele ist es schwer, von diesem Handwerk zu leben. Das wusste Kristina Rauch schon, bevor sie sich für die Ausbildung entschieden hatte. Nun will sie einen Weg finden, als Handwerksmeisterin Fuß zu fassen. Nach eingehender Überlegung und Beratung durch die Kammer wird sie ihren Lebensunterhalt aber zunächst mit anderer Arbeit verdienen. Durch ihre Ausbildung zur Ergotherapeutin, die sie nach der 11. Klasse Gymnasium absolvierte, und die kaufmännischen Kenntnisse aus der Meisterschule ist sie breiter aufgestellt und nicht auf eine Tätigkeit festgelegt. Ihren flechterischen Ambitionen möchte sie sich im Nebenerwerb widmen. Im Keller des Elternhauses, in dem sie auch eine eigene Wohnung hat, wird ihre Werkstatt sein. Zuerst seien ihre Eltern nicht so begeistert davon gewesen, dass sie nach einer ersten Berufsausbildung noch eine zweite folgen lassen wollte, berichtet die heute 27-Jährige. Doch bald hätten sie sie unterstützt, vielleicht auch eingedenk der Tatsache, dass man beide Abschlüsse einmal miteinander verbinden könnte. Für zwei Jahre war das sogar schon der Fall: Da arbeitete Kristina Rauch als Vertretung in einer Freiburger Behinderteneinrichtung. Sie sieht sich aber inzwischen eher als Handwerksmeisterin denn als Ergotherapeutin. Im Grunde habe sie immer schon mit einem Handwerksberuf geliebäugelt, erzählt sie. Und sie steht hinter ihrer Entscheidung: "Es ist so ein schöner Beruf, so vielseitig!" Man sei ja auch Gestalter und beschränke sich nicht nur aufs Körbe flechten. Sie findet es schade, dass das Interesse daran - zumindest was die klassische Ausbildung betrifft - zurückgegangen sei. Flechtkurse hingegen erfreuen sich ja recht großer Beliebtheit. Das nutzen die Handwerkskollegen oftmals als zusätzliche Einnahmequelle.