Der Kreisvorsitzende der SPD Lichtenfels wird am Samstag mit dem Kronacher Ralf Pohl bei der Wahl zum Direktkandidaten zur Landtagswahl konkurrieren
Es ist durchaus ein ungewöhnlicher Ort, den sich Sebastian Müller zur Feier seines Geburtstags ausgesucht hat. Am Samstag wird er 30 Jahre alt und am selben Abend wird er auf der Nominierungsversammlung der SPD-Kreisverbände Lichtenfels und Kronach in Theisenort (Kreis Kronach) sein. Als Bewerber um die Direktkandidatur für die Landtagswahl im Wahlkreis Kronach/Lichtenfels. Und der Veranstaltungsort ist auch noch der Wohnort seines Mitbewerbers um diese Position: Ralf Pohl.
Sebastian Müller dreht sich mit etwas bescheidenem Blick zur Seite, als das an diesem Mittwoch am Tisch in einem Café in der Lichtenfelser Innenstadt zur Sprache kommt. Es soll ja um Inhalte gehen, nicht nur um ihn. Der Kreisvorstand hat Müller am Abend zuvor einstimmig das Vertrauen ausgesprochen. Der Lichtenfelser Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) ist gekommen, SPD-Stadtrat und Ex-Landratskandidat Arnt-Uwe Schille, Monika Faber als stellvertretende Landrätin, die stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende Eveline Zeis. Familienzentren in der Stadt, die Hilfsangebote bündeln, eine bessere Verkehrsanbindung im ländlichen Raum, eine zügige Verwirklichung des Baus der B 173, Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung, bessere Pflege für ältere Menschen. Müller geht seine Themen durch. Aber ob sich sein Mitbewerber Ralf Pohl nicht den selben Bereichen widmen werde? "Ich kämpfe nicht gegen ihn, sondern für meine Ziele und meine Person. Ich möchte nicht spalten, sondern zusammenbringen."
Eine Kampfkandidatur, die einen wird? Und das auf einer Veranstaltung, auf der Lichtenfelser Ortsvereine rund ein Viertel der Stimmen haben werden, die Kronacher wegen der höheren Mitgliederzahl der SPD aber drei Viertel? Müller hatte sein Interesse schon vorher in einer Mail an die Kronacher SPD-Ortsvereine angesprochen - in Absprache mit dem Kronacher Kreisverband, von dem er auch die Adressen bekam. Diese Mail hatte im Vorfeld für Unruhe gesorgt, weil sich Müller zu diesem Zeitpunkt noch nicht öffentlich äußern wollte. Doch es war klar: Zwischen den beiden Kreisverbänden in Kronach und Lichtenfels scheint es Gesprächsbedarf zu geben. Doch worüber? "Die Idee zur Kandidatur von Sebastian Müller ist durch Diskussionen im Kreisverband entstanden", sagt Monika Faber. Inhaltlich stark, aber persönlich nicht so mitreißend, beschreibt Eveline Zeis Pohl, der bereits 2013 angetreten war. 24,2 Prozent holte er, das Mandat ging mit 48,3 Prozent an Jürgen Baumgärtner (CSU). "Wir sind überzeugt, dass Sebastian Müller beim Wähler gut ankommt."
Andreas Hügerich sagt: "Sebastian Müller ist ein Brückenbauer, ein Mann der gefordert ist, auch einmal über Parteigrenzen hinwegzuspringen, um der Region zu helfen. Probleme können nur gemeinsam gelöst werden". Arnt-Uwe Schille hebt hervor, dass Müller kein Mensch sei, der Berührungsängste habe: "Er besitzt das offene Wesen, dass Leute mit ihm in Kontakt kommen wollen." Müller leitet das Bürgermeisteramt der Stadt Lichtenfels, ist ledig. Kreisvorsitzender ist der Diplom-Verwaltungswirt seit drei Jahren, in der Partei seit zwölf.
Müller selber sagt, er habe die Arbeit der ehemaligen Landtagsabgeordneten Christa Steiger als Vorbild vor Augen, die gut in beiden Landkreisen vertreten gewesen sei. Das scheinen, fasst man die Aussagen der Vier zusammen, die Lichtenfelser aktuell zu vermissen. Er nimmt auch Bezug auf die allgemeine Lage der SPD: "Wir müssen etwas verändern, mit den Bürgern und Ortsverbänden wieder mehr ins Gespräch kommen und Vorschläge und Kritik in die Politik mitnehmen."