Die Staatsregierung war vor Ort, aber sie muss nicht eingreifen. Im insolventen Unternehmen Scherer und Trier ist man zu Recht optimistisch.
Die Aussagen der Teilnehmer an einem Informationsbesuch der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner im Landratsamt fügten sich wie Teile eines Puzzles zusammen, das ein freundliches Bild ergibt: Scherer und Trier hat die Chance, aus eigener Kraft in eine neue Zukunft zu finden.
"Ich habe vieles gehört, was mich hoffnungsvoll stimmt. Aber es bleibt natürlich dabei, dass es sich bei Scherer und Trier um ein Unternehmen in Insolvenz handelt", zog Landrat Christian Meißner (CSU) ein Fazit.
Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU), die CSU-Europa-Abgeordnete Monika Hohlmeier (CSU), der Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner (CSU) sowie die Landtagsabgeordnete Susann Biedefeld (SPD) konnten sich auf die Rolle als Zuhörer beschränken. Um Scherer und Trier zu retten, wird momentan keine staatliche Unterstützung benötigt. Wohl auch nicht, wenn kein Insolvenzgeld mehr bezahlt wird.
Auftragslage ist gut Auch sind derzeit keine Arbeitsplätze in Gefahr, wie Insolvenzverwalter Jürgen Exner betonte. Die Auftragslage sei sehr gut, was der Geschäftsführer Technik, Logistik und Qualität, Wolfgang Fiebig, ebenfalls unterstrich. Franz Peter Sichler hob den neuen Haustarifvertrag hervor, der den Beschäftigten dort sogar höhere Löhne bringe.
Betriebsratsvorsitzender Peter Leipold sagte, dass die Belegschaft weiterhin sehr motiviert sei. "Es handelt sich nicht um einen klassischen Insolvenzfall", sagte Exner. Er habe keinen Investitionsstau oder ähnliche Dinge vorgefunden, die es in insolventen Betrieben oft gebe.
Erste Gespräche Der Start sei gelungen, nun sei man auf der Suche nach Interessenten. Die Zahl der Anfragen sei hoch. "Es gibt inzwischen erste Gespräche, doch zwischen Gesprächen und Verhandlungen liegt ein großer Schritt." Scherer und Trier sei ein klassischer Restrukturierungsfall.
Der Spezialist für Kunststoffteile und zweitgrößte Arbeitgeber im Landkreis hatte am Montag, 10. März, einen Antrag auf vorläufige Insolvenz gestellt. In dem Unternehmen sind in Michelau rund 2000 Personen beschäftigt, darunter 180 Auszubildende.
Kommentar: Die Richtung steht fest An diesem Freitag im kleinen Sitzungssaal des Landratsamtes kam man sich fast wie auf der Bilanzkonferenz eines erfolgreichen Unternehmens vor: volle Auftragsbücher, motivierte Mitarbeiter, Lohnerhöhungen, Spitzenprodukte, große Nachfrage, viel Know How.
Einem Unternehmen, das in den vergangenen vier Jahren rund 50 Millionen Euro investierte, kann man nicht vorwerfen, in dem Bereich zu wenig getan zu haben. Die Namen der Kunden, darunter führende Autohersteller, zeigen, dass die Produkte aus Michelau gefragt sind. Wie kann so eine Firma in Insolvenz geraten?
Zudem noch mit einem eigenen Haustarif?