Die Stadtwerke Lichtenfels bauen in ihre Hauptwasserversorgungsanlage eine zentrale Enthärtung. Rund 1,1 Millionen Euro kostet das. Eine Investition mit Für und Wider.
Die Entscheidung ist im vergangenen Jahr gefallen, die Auftragsvergabe bereits erfolgt. Im Frühjahr 2016 soll die zentrale Wasserenthärtungsanlage im Hochbehälter bei Schwabthal ihre Arbeit aufnehmen. Platz ist dort genug vorhanden. Indem man auf 440 Kubikmeter Speichervolumen verzichtet, kann man sich einen Erweiterungsbau sparen. Die Speicherkapazität von 860 Kubikmetern ist immer noch völlig ausreichend, wie Stadtwerke-Leiter Dietmar Weiß betont. Für die städtische Wasserversorgung gibt es insgesamt neun Hochbehälter.
Oft geäußerter Wunsch Der Wunsch nach weicherem Wasser sei immer wieder von Bürgern an die Stadtwerke herangetragen worden, berichtet Weiß. Auch im Zusammenhang mit dem Neubau des Klinikums sei eine entsprechende Anfrage gestellt worden.
Noch vor der letzten Kommunalwahl beschäftigte sich der Stadtrat unter damaliger Zusammensetzung mit dem Thema. Bereits im Jahr 2012 wurde ein Ingenieurbüro mit einer Studie beauftragt. Es empfahl eine Anlage, die mittels Membranverfahren arbeitet und sich durch relativ geringen Wartungs- und Platzbedarf auszeichne.
1,1 Millionen Euro wird die Anlage kosten, eventuell höhere Betriebskosten nicht eingerechnet. "Wir wollen eine Verbesserung erzielen", sagt Stadtkämmerer Johann Pantel und merkt an, dass Einzelmaßnahmen der Verbraucher zur Wasserenthärtung beziehungsweise im Umgang mit hartem Wasser in Summe mehr kosten würden als die zentrale Enthärtung.
Das Lichtenfelser Wasser, beziehungsweise jenes, das die meisten Einwohner der Kreisstadt in ihre Wohnungen geliefert bekommen, stammt aus den Schwabthaler Quellen und weist einen Härtegrad von 17,8 auf. Das ist im Härtebereich "hart" keineswegs ein Spitzenwert.
In Teilbereichen der Stadt Würzburg fließt Wasser mit 43 Grad deutscher Härte (dH) aus dem Hahn.
Aber gerade, wer schon weicheres Wasser gewohnt war, nimmt Begleiterscheinungen eines höheren Härtegrades besonders wahr. Vor neun Jahren wurde beispielsweise in der Gemeinde Michelau eine erbitterte Diskussion geführt. Die Einwohner des Gemeindeteils Schwürbitz wollten lieber mit dem teureren Fernwasser als mit Wasser aus dem Michelauer Brunnen versorgt werden - weil Letzteres schlechter sei. Mit "schlechter" meinte man kalkhaltiger, und das ist es, um 11,5 Härtegrade. Die Argumente der Gemeindeverwaltung ließen sich aber nicht ignorieren: Auf 32 000 Euro pro Jahr bezifferte sie die Ersparnis durch weniger Zukauf und mehr Eigenversorgung.
Vielerorts hartes Wasser Viele Trinkwasserbrunnen im Landkreis liefern Wasser im Härtebereich hart, und es ist gängige Praxis, dass ein Stadt- oder Gemeindegebiet mit Wasser verschiedener Herkunft versorgt wird. In Ebensfeld beispielsweise werden nur ein paar Straßenzüge eigenversorgt, dort muss man mit rund 20 Härtegraden rechnen. Der Ortsteil Freiberg bezieht ebenfalls hartes Wasser aus der Wasserversorgung "Banzer Gruppe". Der restliche und weitaus größte Teil des Gemeindegebietes ist an die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) angeschlossen.
Das Wasser stammt nicht aus einer Quelle oder einem Tiefbrunnen, sondern aus der Talsperre Mauthaus, auch Ködeltalsperre genannt. Es muss deshalb zwingend mehrere Filterstufen durchlaufen, sprich: aufbereitet werden.
Entscheidend für die Wasserhärte ist - neben dem Magnesiumgehalt - der Anteil an Calcium.
Wasser mit einem hohen Calciumgehalt verursacht vor allem nach Erhitzung auf über 60 Grad die typischen weißen Ablagerungen. Erst sind sie sandig, dann wird daraus harter Kesselstein, dem man im Wasserkocher mit säurehaltigem Entkalker oder Essig zu Leibe rückt.
Was für Geräte lästig ist, ist für den menschlichen Organismus durchaus wertvoll. Manche achten beim Kauf eines Mineralwassers sogar besonders auf einen hohen Gehalt an Magnesium und Calcium, auch wenn die Aufnahme aus der Nahrung wohl die entscheidendere Rolle spielt. Laut Trinkwasserverordnung dürfen bis zu 400 Milligramm Calcium pro Liter enthalten sein.
Im Wasser aus den Schwabthaler Quellen sind es "nur" 80 Milligramm. Dennoch soll durch die zentrale Enthärtungsanlage der Härtegrad von 17,8 auf 10 gesenkt werden.
Für die Stadtwerke hat das nach der bereits genannten Studie den Vorteil, dass Eigenwasser und Fernwasser im Bedarfsfall - bei Rohrbrüchen oder Engpässen - künftig problemlos gemischt werden können. Bislang ist das aufgrund eines sehr unterschiedlichen ph-Wertes nur kontrolliert möglich, um keine Ablösungen der Deckschichten im Netz auszulösen.
Vorteil im Haushalt Auch für die Haushalte wird das weichere Wasser Vorteile bringen: geringeren Wasch- und Entkalkungsmittelbedarf, geringeren Reinigungsaufwand bei Geräten und Armaturen. Nicht zuletzt auch einen um etwa zehn Prozent niedrigeren Nitratgehalt, der sich allerdings aktuell auf unproblematische 25 mg pro Liter beläuft (erlaubt sind 50mg).
Aber zum Nulltarif gibt es das nicht, denn der Einbau der Anlage und auch die zusätzlichen Betriebskosten müssen umgelegt werden.
Da sich die Stadt Lichtenfels für einen dreijährigen Kalkulationsrhythmus entschieden hat, ist bei der nächsten turnusgemäßen Neuberechnung 2017 von einer spürbaren Anhebung des Wasserpreises auszugehen. Dann kann jeder, der hier wohnt, selbst für sich die Rechnung aufmachen, ob und wie sehr er von der zentralen Enthärtungsanlage profitiert.