„Wir sind davon kalt erwischt worden“, sagt eine Regiomed-Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. Claudia Auer behandelt inzwischen Patientinnen am MVZ für Gynäkologie und Geburtshilfe im Bayreuther Rotmain-Center. Zu den Beweggründen ihrer Kündigung äußerte sich Auer gegenüber unserer Redaktion nicht.
Nach Auskunft einer Regiomed-Sprecherin rechtfertigten Auer und Konrad ihre Kündigungen beide mit „persönlichen Gründen“. Man habe diese zu respektieren.
Bis zum heutigen Tag ist dem Klinikverbund nicht gelungen, die beiden Halbtagesstellen von Konrad und Auer neu zu besetzen. Im MVZ Lichtenfels praktiziert deshalb mit Anna Kittel weiterhin nur eine einzige Frauenärztin .
Im Endeffekt hat Regiomed das gynäkologische Versorgungsangebot im Landkreis Lichtenfels um die beiden Halbtagsstellen von Auer und Konrad verknappt. Beabsichtigt habe man dies nicht, diese Feststellung ist Regiomed wichtig. „Wir wollen die beiden Stellen nachbesetzen“, sagt eine Sprecherin. Wann? „Am liebsten sofort. Aber der Markt ist leider wie leer gefegt“, sagt die Sprecherin.
Schnelle Lösungen
Zwar nehmen die beiden von Regiomed betriebenen MVZs in Lichtenfels und Bad Staffelstein ehemalige Patientinnen aus Burgkunstadt „je nach Kapazität und vorheriger Anfrage“ auf. Bei „Schwangerschaften oder akuten Problemen“ verspricht eine Regiomed-Sprecherin sogar „schnelle und unbürokratische Lösungen“. Bei „normalen Vorsorgeuntersuchungen“ dagegen beträgt die Wartezeit im MVZ Bad Staffelstein „cirka sechs Monate“. Das antwortet das MVZ auf Anfrage unserer Redaktion.
So lange wollte sich Heib nicht gedulden. Sie hat sich aus diesem Grund in Lichtenfels eine neue Frauenärztin gesucht. Dass die Patientenakten aus der Burgkunstadter Praxis inzwischen im Archiv des Klinikums Lichtenfels lagern und von dort aktiv angefordert werden müssen, erfuhr Heib auch erst von einer Bekannten. Regiomed dagegen habe sie darüber nicht informiert. „Ich finde das unmöglich“, sagt Heib.
Das sieht im Übrigen Emmi Zeulner genau so. Die CSU-Bundestagsabgeordnete ist vom Lichtenfelser Kreistag in den Aufsichtsrat von Regiomed berufen worden. Gegenüber unserer Redaktion sagt sie: „In der Kommunikation mit den Patientinnen aus Burgkunstadt ist sicherlich vieles nicht optimal gelaufen. Dafür gilt es sich zu entschuldigen.“ Das Ende des gynäkologischen MVZ in Burgkunstadt interpretiert Sylvia Heib als ein weiteres Symptom einer besorgniserregenden Entwicklung: „Die medizinische Versorgung in unserer Gegend wird immer schlechter.“
Die Praxisschließung trifft bei vielen Burgkunstadterinnen einen Nerv. Dies spiegelt sich auch in der „Heimatmonitor“-Umfrage vom Fränkischen Tag. Mit einem Wert von 3,2 stellten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Burgkunstadt der Gesundheitsversorgung in ihrer Stadt ein schlechtes Zeugnis aus. Damit liegt Burgkunstadt unter dem Durchschnittswert im Landkreis Lichtenfels. Dieser liegt bei 4,6.
Auch in der Gynäkologie entfaltet das oft abstrakt bleibende Wort vom „Fachkräftemangel“ inzwischen lebenspraktische Konsequenzen. Angesichts dessen will Zeulner die Schließung der Praxis als einen Beitrag zur Versorgungssicherheit im Landkreis Lichtenfels verstanden wissen. Nach Zeulners Vorstellungen soll das MVZ in Lichtenfels Schritt für Schritt zu einem Familienzentrum erweitert werden: „Auch Hebammen sollten zum Team gehören“, sagt sie. Die Burgkunstadter Bürgermeisterin Christine Frieß will sich mit diesen Absichten nicht zufrieden geben. Ihr Anspruch bleibt eine wohnortnahe Ärzteversorgung: „Ich will, dass es wieder eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt in Burgkunstadt gibt“, sagt sie.