Perspektiven aus einem Koffer

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Michael Pabst und das mobile Sprachlern- und Trainingszentrum. Dahinter Nova-Geschäftsführerin Hanna Pabst. Foto: Ramona Popp
Michael Pabst und das mobile Sprachlern- und Trainingszentrum. Dahinter Nova-Geschäftsführerin Hanna Pabst. Foto: Ramona Popp

Michael Pabst hat ein mobiles Sprachlernzentrum entwickelt. Die Idee des Lichtenfelser Unternehmers könnte vor allem Flüchtlingen dienen.

Von seinem Büro aus sieht Michael J. Pabst die Flüchtlinge. Bis hinüber zur Gemeinschaftsunterkunft sind es keine hundert Meter Luftlinie. Weil Informationstechnik sein Business ist, überlegt er, wie man den vielen Menschen möglichst schnell Sprachkenntnisse vermitteln kann. Die herkömmliche Technik schien ihm da nicht flexibel genug. Erfindergeist war gefragt. Herausgekommen ist UMO STC in zwei schwarzen Kästen, zusammen keine 40 Kilo schwer. Die namengebenden Buchstaben stehen für Universales Mobiles Sprachlern- und TrainingsCentrum. Die Technik in zwei sogenannten "Flightcases" biete alle Möglichkeiten eines fest eingerichteten Multimedialabors. Damit kennt sich Pabst aus.

Er und seine Frau Hanna, die die Geschäftsführerin ist, stehen an der Spitze der Nova GmbH in Lichtenfels. Sie richten Multimedia- und Sprachlabore, Hörsäle und Konferenzräume ein, liefern sowohl technische Ausstattung, Hard- und Software, als auch die passenden Möbel. Ein wichtiger Markt ist hierbei Algerien, ein aufstrebendes afrikanisches Land, das viel in Bildung investiert. Etwa einmal im Monat ist Michael Pabst dort, um zu beraten oder Auftragsausführungen zu begleiten.


Wichtige Auslandsmärkte

Engstirnigkeit kann sich der Mann nicht leisten. Er managt regelmäßig Verhandlungen mit ausländischen Geschäftspartnern, in einer fremden Sprache, in einem fremden Kulturkreis. Verständnis füreinander wächst mit dem Verstehen, mit Sprache, Literatur, Austausch. Der Diplom-Ingenieur (Nachrichtentechnik) hat Respekt vor dem hohen Selbstbewusstsein der Algerier und der positiven Entwicklung, die das Land in seinen Augen genommen hat. Er erfährt dort von "intelligenten Investitionen" in den sozialen Wohnungsbau und die Förderung der Handwerkerausbildung. Und er sieht die These bestätigt: Wenn es der Bevölkerung gutgeht, gibt es keinen Grund, sich zu radikalisieren. Wenn er aus Algerien zurückkommt, erlebt er regelmäßig strenge Grenzkontrollen. Auch Flüchtlinge sollte man nicht ohne Kontrolle ins Land lassen, findet er, und spricht hier von einem Versagen der Politik in lange zurückliegender Zeit. Er sagt aber auch: "Wer auf der Flucht ist, wird kaum ein Hassprediger sein."

Zu der von manchen geäußerten Sorge einer Islamisierung hat der praktizierende Katholik eine eigene Meinung, die etwa so zu formulieren ist: Wenn das Christentum bei uns eine lebendige Tradition und eine Ausstrahlung hat, ist die Sorge unbegründet. Wenn nicht, dann liegt das ja nicht an den Muslimen.


Beitrag zur Integration

Einen Beitrag zur Integration könnte Michael Pabsts Erfindung leisten. Er hat sich Gedanken gemacht, als im Zuge des Inte grationspaktes zwischen Baye rischer Staatsregierung, Wirtschaft und Bundesagentur für Arbeit die Eingliederung von 20 000 Flüchtlingen bis 2016 in den Arbeitsmarkt vereinbart wurde. Und als in diesem Zusammenhang spezielle Sprach-und Förderprogramme angekündigt wurden. Über so viele Lehrkräfte wie nötig werde man auf die Schnelle nicht verfügen können, meint er. Das mobile Klassenzimmer aus dem Koffer, ausgestattet mit bis zu 22 Tablets und W-LAN-Router, braucht nur eine Steckdose. Zwar betont Pabst: "Technik ersetzt nicht die Lehrkraft!" Sie könne aber unterstützen, Schwierigkeiten beseitigen und ein flexibleres Unterrichten ermöglichen. Die Software beinhalte auch administrative Lösungen. Beispielsweise könne ein anderer Kollege den Kurs ohne Probleme weiterführen oder im Wechsel leiten.

Hörverstehen, Sprach-, Lese- und Schreibfertigkeit werden miteinander verknüpft. Es ist möglich, die Teilnehmer in Gruppen, den Anforderungen beziehungsweise dem Leistungsstand entsprechend, auch räumlich getrennt an unterschiedlichen Aufgaben arbeiten zu lassen. Der Lehrerlaptop ist die Steuerzentrale - und, wie man bei Nova verspricht, ganz einfach zu bedienen. Übungsaufgaben könnten den Kursteilnehmern auf den Tablets mitgegeben werden. In einer Erweiterung könnten sogar Videostreams versendet werden, etwa um an berufliche Fertigkeiten heranzuführen. Der Lichtenfelser Erfinder, der bereits mehrere Patente hält, möchte seine Idee Bildungsträgern und politischen Verantwortungsträgern unterbreiten.