Notunterkunft in Lichtenfels: Geordnetes Leben in einer Turnhalle

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Dieses Bild ist beim Einrichten der Notunterkunft in der Sporthalle der Berufsschule entstanden. Inzwischen sind die Betten belegt. Mit Rücksicht auf die ohnedies sehr eingeschränkte Privatsphäre der Menschen verzichtete die Redaktion darauf, sie in diesem geschützten Bereich abzulichten. Fotos: Andreas Grosch /Landratsamt
Dieses Bild ist beim Einrichten der Notunterkunft in der Sporthalle der Berufsschule entstanden. Inzwischen sind die Betten belegt. Mit Rücksicht auf die ohnedies sehr eingeschränkte Privatsphäre der Menschen verzichtete die Redaktion darauf, sie in diesem geschützten Bereich abzulichten. Fotos: Andreas Grosch /Landratsamt
Die Menschen aus Bus 2, die Ende August angekommen sind, werden im Laufe dieser Woche auf dezentrale Unterkünfte im Landkreis Lichtenfels oder anderen Landkreisen verteilt. Bus 3 ist bereits da.
Die Menschen aus Bus 2, die Ende August angekommen sind, werden im Laufe dieser Woche auf dezentrale Unterkünfte im Landkreis Lichtenfels oder anderen Landkreisen verteilt. Bus 3 ist bereits da.
 
Susanne Biesenecker vom Landratsamt und Josef Schwarz bilden ein Team bei der Registrierung der Flüchtlinge und Verteilung auf Unterkünfte. Schwarz ist eigentlich schon im Ruhestand. Foto: R. Popp
Susanne Biesenecker vom Landratsamt und Josef Schwarz bilden ein Team bei der Registrierung der Flüchtlinge und Verteilung auf Unterkünfte. Schwarz ist eigentlich schon im Ruhestand. Foto: R. Popp
 
Handys aufladen - die Verbindung zu Menschen, die einem etwas bedeuten
Handys aufladen - die Verbindung zu Menschen, die einem etwas bedeuten
 
Provisorisches Untersuchungszimmer
Provisorisches Untersuchungszimmer
 
Essensausgabestelle
Essensausgabestelle
 
Ankunft von Bus 3
Ankunft von Bus 3
 
Einrichten der Notunterkunft
Einrichten der Notunterkunft
 
Überblick über die Unterkünfte für Asylbewerber im Landkreis Lichtenfels
Überblick über die Unterkünfte für Asylbewerber im Landkreis Lichtenfels
 
Spieleecke für die Kinder, die am Wochenende in der Notunterkunft angekommen sind. Foto: R. Popp
Spieleecke für die Kinder, die am Wochenende in der Notunterkunft angekommen sind. Foto: R. Popp
 

Die 50 Menschen aus dem dritten Bus, der die Notunterkunft in Lichtenfels erreicht hat, werden wohl bald auf andere Bundesländer verteilt. Derweil kümmern sich Mitarbeiter des Landkreises und Ehrenamtliche um alle, die hier sind.

Menschen, die in ihren Betten liegen, die Betten nummeriert. Dazu jeweils eine Kunststoffbox, die die selbe Nummer trägt. Darin sind die wenigen persönlichen Dinge, die diese Menschen noch haben. "Da stehst Du, Dein Leben in einer Plastiktüte", sagt der Landrat, den Moment beschreibend, als Flüchtlingsbus Nr. 3 am Samstag an der Notunterkunft eintraf. Er möchte die Privatsphäre der Menschen schützen, gleichzeitig aber die Öffentlichkeit informieren. Und für Verständnis werben. Zum einen für die Menschen, die hier in einer Turnhalle auf engstem Raum leben, die aus Syrien, Afghanistan, Pakistan und anderen Krisenländern geflohen sind, und die man "vernünftig aufnehmen und gut unterbringen" möchte. Zum anderen für die Kreisbehörde, die mit den durch das Thema Asyl auf sie zugekommenen Aufgaben bis an ihre Grenze belastet ist. Mitarbeiter wurden von anderen Sachgebieten hinzugezogen, was dazu führt, wie Landrat Christian Meißner erklärt, dass es in diesen Bereichen zu längeren Wartezeiten kommt. Über ein Drittel aller rund 270 Mitarbeiter sind derzeit hauptsächlich in Sachen Asyl beschäftigt. Normale Visa-Bearbeitung im Ausländeramt etwa, dafür muss man jetzt einen Termin vereinbaren. Drei Neueinstellungen gab es, doch vom Staat wurde das Personal nicht aufgestockt, wie Geschäftsleiter Günter Ebert in der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz wissen lässt. Der Personalschlüssel orientiert sich an der Einwohnerzahl; bei der Aufnahme von Flüchtlingen muss der kleine Landkreis aber genauso viel leisten wie größere. Für die Mitarbeiter gibt es Lob. "Das Engagement geht weit darüber hinaus, was man verlangen kann", sagt Ebert. Der Landrat sagt das auch. Von der Regierung in München verlangt er aber mehr, vor allem jene Flexibilität, die man von den unteren Ebenen verlangt.

Mit Hochdruck wird nach einer dauerhaften Notunterkunft für 100 bis 150 ankommende Asylbewerber gesucht, die es ermöglicht, die Berufsschulhalle wieder für den Sport von Schulen und Vereinen freizugeben. Alle Bürgermeister seien eingebunden, berichtet Meißner; Anwesen in Lichtenfels, Michelau und Bad Staffelstein würden geprüft. Bis Anfang des Schuljahres werde der Wechsel aber nicht gelingen.

Dann wird an der Berufsschule die erste Berufsintegrationsklasse für Asylbewerber starten, mit 20 Schülern. Mehr Plätze wurden nicht genehmigt, wie Schulleiter Lichy berichtet - obwohl es mehr Bedarf gäbe. "Momentan verwalten wir den Mangel", fasst der Landrat zusammen.

Aber das tun sie, so gut es geht. Eine Ärztin untersucht und versorgt die Neuankömmlinge in einem kleinen Trainingsraum, und dem Team für die Registrierung gehört auch ein Pensionär an. Josef Schwarz war 30 Jahre bei der Regierung beschäftigt, hat Asylbewerberheime betreut. Er strahlt Ruhe und Souveränität aus, kann sich auch ohne Dolmetscher verständigen. Mit Ruhestand ist es vorerst vorbei.


Appell an die Bevölkerung

Mit 577 Asylbewerbern und 44 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen hat der Landkreis seine Quote derzeit übererfüllt. Dies gab Landrat Meißner (CSU) bei einer Pressekonferenz am Montag bekannt. Deshalb erhalte er keine weiteren Zuweisungen außerhalb des Notfallplanes. In der Sporthalle der Berufsschule ist eine Belegung mit 130 Personen möglich, wovon wechselnd Gebrauch gemacht wird. Ein Ersatz für die Halle wird gesucht. Der Lichtenfelser Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) versicherte: "Wir helfen, wo wir können". Man brauche einen Schulterschluss zwischen Bevölkerung und politisch Verantwortlichen; darum bitte er, und für das, was geleistet werde, danke er. Die Menschen würden ihre Heimat nicht "wegen einem Apfel und einem Ei und auch nicht wegen 1500 Euro" verlassen.