Neues Domizil für Männer mit Kutten in Buch am Forst

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Foto: Andreas Welz
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Die Schankstube der Gaststätte "Zur Buche" ist nicht mehr wiederzuerkennen. Foto: Andreas Welz
Die Schankstube der Gaststätte "Zur Buche" ist nicht mehr wiederzuerkennen. Foto: Andreas Welz
 
Neben das Kreuz sollen Bilder verstorbener Mitglieder aufgehängt werden. Fotos: Andreas Welz
Neben das Kreuz sollen Bilder verstorbener Mitglieder aufgehängt werden.  Fotos: Andreas Welz
 
Die Abzeichen der Hells Angels auf den Kutten sind nach dem Verbot wieder erlaubt. Foto: Andreas Welz
Die Abzeichen der Hells Angels auf den Kutten sind nach dem Verbot wieder erlaubt. Foto: Andreas Welz
 

Die Gaststätte "Zur Buche" wurde von den Hells Angels und der Blood Red Section hergerichtet. Die Türen sollen sich nicht nur für Mitglieder öffnen.

Dumpfes Dröhnen erfüllt die Luft, als schwere Motorräder am Samstag in die Ortsmitte von Buch am Forst rollen. Die letzten Schläge der Turmuhr hört man nicht mehr, als rund 130 Biker vor der Maria-Magdalena-Kirche und der Gaststätte "Zur Buche" ihre Maschinen stoppen.

Das lange verwaiste Wirtshaus in der Ortsmitte ist das Ziel der Hell Angels und der Blood Red Section aus Oberfranken und Südthüringen, die auf ihrer traditionellen Maiausfahrt das neue Vereinsheim des Lichtenfelser Motorradclubs in Buch ansteuern.

Stolz tragen sie den Totenkopf auf den Kutten. Das Verbot der Abzeichen ist in Bayern wieder aufgehoben worden. Auch in der "Buche" hängen Plakate mit dem Furcht einflößenden Logo.
Auch die Anhänger der Blood Red Section tragen ein ähnliches Logo - auch einen Totenkopf, allerdings mit wehenden Haaren, der wohl den Fahrtwind symbolisieren soll.

Gleich hinter der Eingangstür des historischen Wirtshauses hängt ein Holzkreuz, in der Mitte ein Plastikschädel, dem ein paar Zähne fehlen. Dort sollen die Fotos der gestorbenen Mitglieder mit dem Schriftzug "Ruhe in Frieden" aufgehängt werden. "Das ist nicht furchterregend sondern cool", sagt der Präsident der Hells Angels aus Hof-City, Andreas "Ande" Rammig. "Wir sind keine Outlaw Motorcycle Gangs. Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Wir sind keine Kriminellen und haben auch mit Drogen und anderen illegalen Dingen nichts am Hut", sagt Rammig und unterstreicht: "Uns geht es um die Gemeinschaft und das Motorradfahren, das ist alles. Alles andere sind Lügen." Auch wenn sie ihr Leben mit eigenen Regeln führen würden, beachtete man die Gesetze. "Interne Probleme regeln wir auch intern und rennen nicht direkt zur Polizei", macht der Boss aus Hof deutlich.


Das wahre Leben der Hells Angels

Er empfiehlt die CD "Taucht ein in unsere Welt" mit der Band "Engelblut". Sänger sei Olli, der Präsident des Blood Red Section MC. In zehn Deutschrock-Liedern singe die 2013 gegründete Band vom wahren Leben der Hells Angels. Ihre soziale Einstellung werde deutlich, wenn sie Blut oder Knochenmark spenden, wie kürzlich in Bayreuth, unterstreicht Ande.

70 Prozent der Motorräder tragen den Schriftzug "Harley Davidson" auf dem Tank. 98 Prozent sind Chopper mit der langen, vergleichsweise flach angestellten Vorderradgabel, wie sie aus dem Film "Easy Rider" bekannt sind.
Viele haben eine modifizierte Auspuffanlage, doch der typische Sound "Potatoe, potatoe" sei erhalten geblieben. Vorgeschrieben bei den Angels oder dem Bruderclub Red blod Section sei nur die Farbe ihrer Bikes: sie müssen alle schwarz sein.

In der "Buche" ist Kaffeepause, die erste Station der Ausfahrt, die in Hof begonnen hat. Sie kommen aus Saalfeld, Plauen, Neustadt an der Waldnaab, Bayreuth, Wunsiedel, Lichtenfels und Coburg.

Alkohol ist verpönt. Auf den Tischen stehen Thermoskannen, Pappbecher und Kekse. Der Jüngste ist 20, der Älteste 62 Jahre alt, im Schnitt Familienväter so um die 40. Die rund einen Kilometer lange Biker-Schlange wird zum Mittag in Blumenrod erwartet, wo die Coburger ihr Domizil in einem alten Bauernhaus aufgeschlagen haben. Über Wunsiedel fahren sie 240 Kilometern nach Hof. In Buch am Forst stand die "Mittlere Wirtschaft" lange zum Verkauf. Interessierte winkten schnell ab, weil das Gebäude über keine Heizung verfügt und auch sonst nicht in bestem Zustand sei.

Der Motorradclub Lichtenfels hatte sein Vereinsheim in Seubelsdorf in einer Halle der Firma Welsch in Seubelsdorf, erläutert der Präsident der Blutroten, Michael Horn: "Wir wollten etwa Eigenes haben und kündigten mit bestem Einvernehmen des Vermieters den Vertrag", unterstreicht er. Im Internet sei man auf die Buche gestoßen. "Da haben wir zugegriffen und mit der Raiffeisenbank Lichtenfels-Itzgrund den Vertrag mit dem Notar gemacht", sagt der gebürtige Bucher.

Die Sanierungs- und Renovierungsarbeiten laufen auf Hochtouren. Als erstes wurden die Wände und Decken in den Clubfarben Rot und Weiß angemalt. Im ehemaligen Vereinszimmer entstand eine Bar. Im Obergeschoss wurden die Räumlichkeiten für Übernachtungen hergerichtet. Den "Capo", Roland Wäschenfelder, wollte man nicht auf die Straße setzen. Da sei man human und beweise soziale Verantwortung, sagt der Präsident.
In Zukunft wolle man auch den Saal nutzen. Die Bevölkerung in Buch wird in Zukunft wieder in ihr altes Wirtshaus gehen können - allerdings nur an Freitagen. Bis Mitte Juli muss aber noch gewerkelt werden. Eine Schankerlaubnis ist beantragt. Die Eröffnung soll zur Kirchweih am dritten Sonntag im Juli mit einem Tag der offenen Tür gefeiert werden.