"Monstergewächshaus": Der Stadtrat Weismain jubelt

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Dort, wo sich jetzt ein Acker und ein Wald befinden, könnte einmal ein riesiges Gewächshaus stehen. Die Gemüsebauern Scherzer und Boss aus Nürnberg wollen dort ein solches errichten. Edith und Josef Voll sowie Edwin Bergmann wollen das Vorhaben verhindern, dass sie für überdimensioniert halten. Foto: Stephan Stöckel.
Dort, wo sich jetzt ein Acker und ein Wald befinden, könnte einmal ein riesiges Gewächshaus stehen. Die Gemüsebauern Scherzer und Boss aus Nürnberg wollen dort ein solches errichten. Edith und Josef Voll sowie Edwin Bergmann wollen das Vorhaben verhindern, dass sie für überdimensioniert halten. Foto: Stephan Stöckel.

Der Stadtrat Weismain zeigt wachsende Begeisterung für des Projekt "Monstergewächshaus" auf dem Jura und gibt grünes Licht.

Während die Bürgerinitiative "Monstergewächshaus" das Vorhaben der Gemüsebauern Scherzer und Boss ablehnt, auf dem Jura bei Fesselsdorf ein großes Treibhaus für den Gemüseanbau zu errichten, wurden die Antragsteller vom Stadtrat mit offenen Armen empfangen. "Wenn wir das Vorhaben hinbekommen, dann wäre das wie ein Sechser im Lotto", resümierte Bürgermeister Udo Dauer (CSU) nach der Präsentation durch Stefan Scherzer, seinem Vater Peter und Fritz Boss, dem Cousin von Stefan Scherzer.
So wie er dachte die Mehrheit im Stadtrat, der am Donnerstagabend allerdings leicht dezimiert war: Michael Bienlein, Alfons Deuber, Jürgen Dietz und Michael Müller (alle CSU) waren verhindert.
Die beiden Neinstimmen zur Bauvoranfrage kamen von Gabriele Huber und Anita Rauch (GUB), die ohne Angaben von Gründen ihre Hand gegen das Vorhaben erhoben hatten.
Seniorchef Peter Scherzer, der Wind von dem Bürgerprotest bekommen hatte, verstand die Welt nicht mehr: "Wir wollen einen sauberen Betrieb ohne Lärm und Dreck errichten und dagegen regt sich Widerstand. Das verstehe, wer will." Sein Sohn Stefan lud "alle Skeptiker", wie er es wörtlich formulierte, zu einer Busfahrt nach Dinkelsbühl ein, wo die Firma Scherzer bereits erfolgreich ein Gewächshaus betreibt. "In Dinkelsbühl gibt es keinen Stress mit den Bürgern", stellte der Redner klar.


Keine Bodenversiegelung

Während die Bürgerinitiative von osteuropäischen Gastarbeitern spricht, war in der Präsentation der drei Gemüsebauern immer nur von "Arbeitskräften" die Rede, die regional abgegriffen werden sollen. Sie sollen den Ausführungen der Referenten zufolge in Wohnhäusern neben dem Gewächshaus untergebracht werden. Stefan Scherzer schilderte den Stadträten und den zahlreichen Zuhörern, das geplante Anbauverfahren. "Die Tomaten sollen außerhalb eines gewachsenen Bodens kultiviert werden", sagte der Experte. Der Juraboden soll mit Folie abgedeckt werden. Zu einer Versiegelung mit Beton werde es nicht kommen. 50 Prozent der Fläche sollene mit Rollschirmen belichtet werden, um auch im Dezember ernten zu können.
Janine Bruncker (GUB) sprach das Thema Bewässerung an. Stefan Scherzer räumte ein, dass man in trockenen Jahren manchmal auf Fremdwasser zurückgreifen müsse. Den Bau eines Brunnens schloss der Redner nicht aus, sofern Wasser auf dem Jura vorhanden sei. "In der Hochsaison verbrauchen wir rund 800 bis 1000 Kubikmeter Wasser", nannte er auf Nachfrage von Michael Dreiseitel (SPD) konkrete Zahlen.
"Können Sie schon abschätzen, wie viel Gewerbesteuer sie zahlen werden?", wollte Brunecker wissen. Konkrete Zahlen ließen sich die drei Herren indes nicht entlocken. Befürchtungen, es könne zu einem erhöhten Lkw-Verkehr kommen, wies der Experte zurück. "Zwei bis drei Fahrzeuge am Tag - das ist der normale Lieferverkehr zur Abholung der Gemüseprodukte. Nur während der Pflanzung kommt es zu einem erhöhten Lkw-Verkehr. Rund 20 Fahrzeuge verteilen sich dann auf zwei Tage", sagte er.
Die Mitglieder der Bürgerinitiative reagierten enttäuscht auf das Votum. Josef Voll kritisierte die Art der Präsentation.
"Vom Bürgermeister und den drei Herren aus Mittelfranken wurde kein Wort darüber verloren, dass dem Bau der Anlage sechs Hektar Wald zum Opfer fallen, der als natürliche Lärmschutz zur   A70 dient", kritisierte er.
Voll unterstellte den Referenten, eine "Verkaufsshow" durchgezogen zu haben. Auch mit dem Bürgermeister ging Voll hart ins Gericht: "Er sieht nur die Dollars auf seinem Auge." Dass die Stadt große Steuereinnahmen haben werde, bezweifelte der Fesselsdorfer. "Landwirtschaftliche Betriebe zahlen in der Regel keine Steuern. Wie es bei einer GmbH ist, weiß ich nicht. Allerdings gibt es viele Hintertürchen, wenn es darum geht, die Steuerlast zu minimieren."
Für Edwin Bergmann aus Fesselsdorf steht fest: "Hier wurde überhaupt nicht auf die Belange der Bürger eingegangen" . stö