Das Gaunerpärchen Chantal und Mannie kommt zwar nicht an das große Geld, das Publikum in Altenkunstadt aber auf seine Kosten.
Das Radio läuft: "Es ist nicht auszuschließen, dass sich die Bankräuber mit den Lebensmitteln der Frau auf der Flucht befinden." - Manni und Chantal sind etwas überrascht, dass die Stimme aus dem Radio nicht von ihrem Banküberfall berichtet. Offenbar muss ein weiteres Gaunerpärchen auf die gleiche Idee gekommen sein. Doch die Schadenfreude über die vermeintlich dumme Konkurrenz währt nur kurz.
Diese Szene aus der Krimikomödie "Zwei wie Bonnie und Clyde" bescherte am Samstag den Besuchern in der ehemaligen Synagoge in Altenkunstadt einen höchstvergnüglichen Theaterabend. Die beiden träumen vom großen Geld, von einer Hochzeit in Las Vegas und einem Leben unter Palmen - doch dafür musste erstmal eine Bank geknackt werden. Manni, gespielt von Alex Teuber, hat eigentlich an alles gedacht. Doch was nutzt der schönste Plan, wenn alles schief läuft.
Statt der erhofften 100 000 Euro sind in der Beute-Tüte ein Pfund Kaffee, zwei Rollen Klopapier und zwei Dosen Fertiggerichte. Zu allem Überfluss hat sich Chantal, gespielt von Katrin Seidel, auf der Flucht auch noch verfahren. So landen sie in einem ehemaligen Schuhlager - weit draußen vor der Stadt. Auch wenn die erbeutete Plastiktüte nicht das erhoffte große Geld enthält: "Wir müssen uns zumindest keine Gedanken darüber machen, womit wir uns den Hintern abwischen", stellt Manni sarkastisch fest.
Doch so leicht lässt er sich nicht unterkriegen. Beim ersten Überfall hat es halt nicht geklappt, also wird niemand auf den Gedanken kommen, dass die gleiche Bank ein zweites Mal Opfer eines Bankraubs werden könnte. "Montag schlagen wir ein zweites Mal zu, wir zwei wie Bonnie und Clyde." Mannis Vergleich mit dem berühmten amerikanischen Gangsterpärchen gefällt Chantal sehr gut.
Zu dumm, das Chantal nicht gerade die Hellste ist, deshalb bringt sie ihren Partner mitunter zur Verzweiflung.
Mit großen Kulleraugen
Die beiden Schauspieler des Fränkischen Theatersommers Katrin Seidel und Alex Teubner agieren in dem Zwei-Personen-Stück mit viel Gespür für Pointen, Situationskomik und Wortwitz. Mit entwaffneter Treuherzigkeit, großen Kulleraugen und grenzenlosem Selbstbewusstsein antwortet Chantal auf Mannis "Kannst du dir das merken?" mehr als einmal mit: "Ich bin doch nicht blöd." Um im nächsten Moment genau das Gegenteil zu beweisen. Manni, ein Kerl wie ein Bär, zerfließt unter Chantals Tränenausbrüchen wie Butter in der Sonne. Wen wundert es, dass auch der zweite Raubversuch scheitert. Doch Manni gibt nicht auf.
So stürzen sich beide zur Freude der Zuschauer ein drittes Mal ins Abenteuer "Banküberfall" - aber natürlich nicht ohne entsprechende Vorbereitung. Nur hat Chantal wieder einmal nicht genau hingehört. Zwischen reißfesten und blickdichten Strumpfmasken ist ein himmelweiter Unterschied und das Fluchtauto sollte man besser nicht absaufen lassen. Wer weiß, wann es wieder anspringt. Innerhalb von vier Tagen haben Chantal und Manni dreimal versucht, eine Bank zu überfallen: Jedes Mal gingen sie leer aus. Dennoch gehören sie zu den meist gesuchtesten Geldräubern des Landes. Also wollen die beiden fliehen.
Doch bevor sie das alte Schuhlager verlassen, will sich Chantal noch ein Paar Schuhe mitnehmen und macht dabei eine unglaubliche Entdeckung. Dass damit zumindest für sie ein Happy End in Sicht ist, verdankt sie eher dem Schicksal als ihrer Intelligenz.
Für Manni dagegen trifft das Sprichwort zu: "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt." Das Altenkunstadter Publikum erlebte einen Theaterabend, der nur für die Lachmuskeln etwas anstrengend war. Am Ende durften sich Seidel und Teubner über minutenlangen Applaus freuen.