Die Theatergruppe Schwürbitz zeigte in ihrem "Weißen Rössl" am Bad Staffelsteiner Kurparksee dramaturgische Perlen. Der fränkische Dialekt störte unseren Kritiker an manchen Stellen. Eine Aufführung mit Licht und Schatten.
Ausverkauft - gut. Tolles Bühnenbild - auch gut. Häufig fränkische Mundart in österreichischer Handlung - weniger gut. Die Inszenierung von "Im weißen Rössl" durch die Theatergruppe Schwürbitz auf der Seebühne im Kurpark bot am Wochenende einen Singspielklassiker, nette Regieeinfälle und großes Statistenaufgebot. Und Licht und Schatten.
In der vordersten Reihe saß am Freitag ein Mann, der sehr wahrscheinlich noch am besten sagen konnte, ob das "Weiße Rössl" gut getroffen war. Thomas Selinger ist nicht einfach nur ein Künstler, der derzeit eine Ausstellung im Kurpark laufen hat. Der Mann ist ein Insider, Kenner der Materie und das ganz besonders aus der Sicht des Zahlkellners Leopold, jener heiter-tragischen Bühnenfigur, die singen muss und leiden kann.
Selinger war selbst angestellt im berühmten "Rössl" und wird in einer der Pausen lachend Leopold-Darsteller Manfred König in den Arm nehmen.
Die Herren kennen einander, denn Selinger hat das Plakat für die Aufführung entworfen. "Da ist Herzblut drin", befindet der einstige Kellner und heutige Maler Selinger zur Aufführung. "Seit Monaten verfolge ich das über Facebook", sagt er und erinnert sich an die Phasen der Entstehung, in denen er in Salzburg mitgefiebert habe.
Mal ein Ohr zudrücken Das typische Gelb des Hauses wurde im Bühnenbild eingefangen, die Hektik und der schnelle Gast im Haus auch. Darüber hinaus erlebten nahezu 1000 Gäste im Halbrund des Kurparks bei bestem Wetter eine Aufführung, bei der sich gelegentlich die Frage stellte, wie man zu ihr stehen soll.
Einerseits sind Herzblut und zeitaufwendiges Engagement einer Laienschauspielgruppe wertzuschätzen. Andererseits hat man auch zehn Euro Eintritt gezahlt. Und dann darf man sich eben doch daran stören, wenn Wirtin Josepha Vogelhuber (gespielt von Andrea Appel) in aller fränkischer Breite bei ihrer Anweisung an einen Bediensteten von "Gebäck" spricht, aber Gepäck meint. Selbst dem ansonsten recht passabel berlinernden Trikotagenfabrikanten Giesecke (Stefan Motschenhuber) entfuhr bei der Essensbestellung ein "Kartoffelbuffer mit Breiselbeeren". Arbeit für Regisseurin Gabi Freitag. In den Gesangseinlagen überzeugte der von der Liebe zur Rössl-Wirtin geschundene Zahlkellner, dessen Tonlage auf halbem Wege zwischen Tenor und Bariton lag. Ansonsten musste das Publikum auch mal ein Ohr zudrücken.
Aber die berühmten Melodien von Ralph Benatzkys (1884-1957) Singspiel sind berühmt genug, um doch zu erfreuen: Im weißen Rössl am Wolfgangsee, Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein und viele mehr.
Highlights? Die gab es, Perlen sogar, echte dramaturgische Kühnheiten mitunter. Dann, als sich zwei Darsteller über vier Meter Entfernung einen Hut zuwarfen. Das kann man proben - gewährleisten und wiederholen kann man das Fangen auf der Bühne nicht. Vabanque, Risiko, Theater.
Der Kaiser im Schelch Spätestens beim Auftritt von Kaiser Franz Joseph II (Flori Hofmann) war klar, warum der Kurpark samt See die passende Kulisse war. In einem Schelch vorangestakt, mit zwei Schützen als Wache und huldvoll winkend betrat der Monarch die Bühne vom Eingang kommend, durch sein Statistenvolk schreitend. Gütig hat er zu sein, der Monarch, lebensklug und menschelnd.
Seine Einsichten sollten es sein, die der Wirtin Anstoß gaben, sich bei all den Liebesirrungen und Ränken um sie herum ihrem Zahlkellner doch noch zuzuwenden. Dafür musste Flori Hofmann singen, rührend gar sein "´s ist einmal im Leben so".
Was bleibt unterm Strich? Gute Regieeinfällen, Wertschätzung für sechsmonatige Proben, Massenaufgebot mit Schelch und Böllerschützen, ein tolles Kostüm- und Bühnenbild und die Erinnerung an einen bunten Sommerabend. Herzblut, würde Thomas Selinger zusammenfassend sagen.
Hallo an alle,
ich verstehe die ganze Aufregung über die Kritik des Herrn Häggberg nicht. Als ich den Artikel gelesen habe, leider konnte ich zu der Aufführung nicht persönlich kommen, dachte ich, dass muss ein toller Abend gewesen sein. Tolle Ideen des Regisseurs, tolles Bühnen- und Kostümbild usw usw. Also unter dem Strich habe ich etwas Tolles verpasst.
Nun wird sich hier darüber aufgeregt, dass die Schauspieler das eine oder andere Mal in den fränkischen Dialekt verfallen sind. Statt das sich die Schwürbitzer Laienspielgruppe jetzt über ihren Erfolg freut und sich sagt: "Da hat Herr Häggberg Recht mit dem Fränkischen und wir werden daran arbeiten" Nein, da redet man sich dann auf einmal auf das LAIEN heraus. Dazu gibt es zu sagen, dass ich es immer sehr schade finde, dass die Protagonisten auf der eine Seite wie Schauspieler behandelt und angesehen werden wollen, und auch hart und intensic an einer Aufführung arbeiten und wenn es dann mal eine kleine Kritikgibt, dann sind sie auf einmal ja "nur" Laien.
Generell möchte ich nur sagen, wer den Mut hat auf eine Bühne zu gehen und sich darzustellen, der muss auch mit ehrlicher Kritik umgehen können, um sich weiterentwickeln zu können.
Viele Grüße
Frank Ziegler
Sehr geehrter Herr Häggberg,
drei fundierte Einträge in diesem Forum, ein Sturm der Entrüstung über Ihre Berichterstattung auf Facebook.
Was muss passieren, dass Sie an dieser Stelle ein paar Zeilen schreiben?
Ich denke, es ist klar geworden, dass die allermeistern Menschen glauben, dass Sie sich vergaloppiert hatten.
Entweder, Sie begründen Ihre Meinung oder sie überdenken sie.
Sich nicht zu äußern ist entweder Feigheit oder Arroganz.
Dieses Forum ist doch hoffentlich unter anderem so gedacht, dass man sich mit dem Autor austauscht.
Wäre schade, wenn Sie stumm blieben.
Stefan Fleischmann
Sehr geehrter Herr Häggberg,
sie als Redakteur wissen sicher, dass Kritik, auch wenn sie nicht übermäßig ausfällt, beim Leser eher im Gedächtnis bleibt, als "nur" löbliche Berichterstattung.
Ich zolle den Laienschauspielern und allen, die im Umfeld an diesem Spektakel beteiligt waren, meine Hochachtung für ihren Einsatz hinsichtlich Probenarbeit, Bühnenbild, Aufbau und Organisation.
Und wenn Sie sich über das "Gebäck" lustig machen, so kann dieses Wort für einen Franken durchaus zweierlei Bedeutung besitzen, aber der Zuschauer, auch wenn er kein Franke ist, weiß aus dem Zusammenhang, dass damit nicht die Plätzchen gemeint sind, die die Treppe hochgetragen werden sollen.
Wenn Sie in Zukunft beim nächsten "Singspiel" auf der Bühne mitwirken möchten, fragen Sie doch einmal an,vielleicht findet man ja für Sie eine passende Rolle.
Max Seubold
Ja, wenn man lange genug löffelt, findet man in jeder Suppe ein Haar.
Die Suppe am vergangenen Freitag war nicht von Alfons Schuhbeck, sondern sie war hervorragende fränkische Hausmannskost. Fast alle sind glücklich und zufrieden vom Tisch aufgestanden.
Wo wir schon von Perfektion reden: Horst Sünkel hat nicht den Sigishein, sondern den Sigismund verkörpert und angebandelt hat er nicht mit Ottilie, sondern mit Klärchen. Einem, der derart gut alle Fehler im Stück erkennt, der hätte sich so was bis an den häuslichen Schreibtisch merken können. Es wäre auch im Programmheft nachzulesen gewesen.
ARBEIT FÜR IHREN CHEFREDAKTEUR, HERR HÄGGBERG!
Stefan Fleischmann, Privatmeinung
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