Jasper Ludewig (rechts) und Doug Hamersley aus Australien standen etwas suchend von der Sparkasse in Bad Staffelstein. Wo es hingehen soll, fragen wir die beiden Radler. Nach Istanbul - über Bayreuth.
Die beiden jungen Radfahrer blickten etwas suchend umher. Aber sie schauten nicht so, als könnte man ihnen ihre Geschichte ansehen. So wie sie von der Sparkasse in der Bamberger Straße standen, hätte es auch eine Reise durch Süddeutschland sein können. Doch das täuschte.
Sie suchten einen guten Weg nach Bayreuth, antwortet Jasper auf die Frage, wo sie hinwollen. Und das in akzentfreiem, perfektem Deutsch. Doch eine Kleinigkeit lässt einen stutzen: "Wie spricht man das aus, Beiruuuth?", hakt er nach und man merkt, er meint Bayreuth: Sie stammen nicht aus Europa.
Wo es hingehen soll? "Nach Istanbul." Und wo sie herkommen? "Aus Kopenhagen." Und wo sie herstammen? "Aus Australien." Und dann lachen Jasper und Doug so entspannt, als hätten sie sich gerade eine gemütliche Fahrt von Kronach aus Richtung Bamberg vorgenommen.
Wo sie herkommen? Jasper muss kurz nachdenken: "Aus Hildburghausen."
Ortsnamen zählen auf dieser Fahrt wenig, die Eindrücke viel. Der Grund, warum sie unterwegs sind, klingt ganz einfach: Beide sind Architekturstudenten in Sydney und 24 Jahre alt, die nach ihrem Bachelor-Abschluss eine kleine Pause einlegen wollten, bevor es an den Master geht. "Prokrastination", meint Doug. Aber ein Aufschieben ist es eigentlich nicht.
Man wolle die Länder einfach kennenlernen, sehen, wie Häuser gebaut werden, Orte struktuiert sind, wie sich Menschen in der Landschaft ihr Leben einrichten. Das Ende ihrer Reise in Istanbul habe dabei durchaus Symbolcharakter: "Hier endet Europa", sagt Jaspser. Der Startpunkt dagegen wurde nach eher praktischen Gesichtspunkten ausgewählt: "In Stockholm haben wir Freunde", aber ansonsten wollten sich die beiden nicht so lange in Skandinavien aufhalten.
"Dort ist es einfach zu teuer."
Denn bei aller Freude am Reisen müssen die beiden ein strenges Kostenmanagement einhalten. Dazu gehörte auch der günstige Transfer: 900 Dollar zahlte jeder für die Flugreise von Sydney samt Rad nach Dänemark. Übernachtet wird bei Leuten, die über ein Internetportal Reisenden einen Platz im Garten für das Zelt und eine Dusche anbieten, manchmal am Wegesrand. Sie haben sich das Geld durch Aushilfsjobs finanziert, Doug arbeitete in einer Bäckerei, Jasper als Gärtner. Auch beim Essen wird gespart: "Gestern haben wir sechs Euro dafür ausgegeben, und Wasser gibt es ja überall", sagt Jasper. Mexikanische Küche, viel Pasta - das gibt Kraft, um die Tagesetappen von 100 Kilometern mit den samt Gepäck etwa 40 bis 50 Kilogramm schweren Rädern zu absolvieren. Start der Reise war am 15. Juni, am 10.
Oktober wollen sie in Istanbul sein.
Gab es Probleme auf der Reise? "In Berlin musste ich einige Teile an meinem Rad erneuern, ich war davor ein halbes Jahr in Kolumbien und Argentinien unterwegs und bin dazu vorher noch nicht gekommen", sagt Doug. Ob seine Reise durch Südamerika nicht gefährlich gewesen sei? Nein, versichert er, es gebe dort Gegenden, in denen man sich sicher bewegen könne. Die habe er gezielt angefahren.
Ob einem nach solchen Eindrücken ein Ort wie Bad Staffelstein nicht recht gewöhnlich vorkomme? "Es ist sehr interessant für mich, auf andere Art als in Südamerika. Anders als Jasper habe ich keine deutschen Wurzeln." Jaspers Eltern wanderten 1985 aus - das erklärt auch sein gutes Deutsch. Die Städte und Orte in Europa hätten Geschichte. "Bei uns in Australien ist alles 1950er-Jahre", ergänzt Jasper.
Wie es weitergeht: Doug möchte von Istanbul samt dem Rad nach China fliegen, Jasper nach Japan, wo er auch seine Freundin trifft, die dann weiter mit ihm und Rad durch das Land reist. "Für uns als Australier ist Asien sehr nah, wir haben da eine viel engere Bindung als Europäer." Aber jetzt müssen sie los, "wir wollen unsere Gastgeber in Bayreuth nicht zu lange warten lassen."