Michlaare Dialeggt auf der Alm

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Kaum wiederzuerkennen: Klara, die Zwillingsschwester von Katharina (Kerstin Schelhorn in einer Doppelrolle) ist aus Amerika zurückgekehrt. Kilian (Udo Rosenbauer) will nicht erkannt werden und hat sich verkleidet, Thomas (Uwe Nemmert) gibt sich alpenländisch. Fotos: Klaus Gagel
Kaum wiederzuerkennen: Klara, die Zwillingsschwester von Katharina (Kerstin Schelhorn in einer Doppelrolle) ist aus Amerika zurückgekehrt. Kilian (Udo Rosenbauer) will nicht erkannt werden und hat sich verkleidet, Thomas (Uwe Nemmert) gibt sich alpenländisch. Fotos: Klaus Gagel
Schlaftrunken betritt Gabi (Ute Schedel) die Bühne. Edith (Christiane Betz-Grünwald) und Kilian (Udo Rosenbauer) sind amüsiert. Foto: Klaus Gagel
Schlaftrunken betritt Gabi (Ute Schedel) die Bühne. Edith (Christiane Betz-Grünwald) und Kilian (Udo Rosenbauer) sind amüsiert.  Foto: Klaus Gagel
 
Der Architekt Schlau (Hans-Georg Borchert) kümmert sich um die einsame Wanderin Edith (Christian Betz-Grünwald). Bürgermeister Julius Hofpichler (Pfarrer Roland Höhr) schaut interessiert zu. Foto: Klaus Gagel
Der Architekt Schlau (Hans-Georg Borchert) kümmert sich um die einsame Wanderin Edith (Christian Betz-Grünwald). Bürgermeister Julius Hofpichler (Pfarrer Roland Höhr) schaut interessiert zu. Foto: Klaus Gagel
 
Die Ruhe auf seiner Almhütte würde deren Besitzer Kilian (Udo Rosenbauer) notfalls mit dem Gewehr verteidigen. Links: Sein Neffe Franz (Luca Rosenbauer), rechts: Seine Schwester Gabi (Ute Schdel). Foto: Klaus Gagel
Die Ruhe auf seiner Almhütte würde deren Besitzer Kilian (Udo Rosenbauer) notfalls mit dem Gewehr verteidigen. Links: Sein Neffe Franz (Luca Rosenbauer), rechts: Seine Schwester Gabi (Ute Schdel).  Foto: Klaus Gagel
 
Überrascht stellt Bürgermeister Julius Hofpichler (Pfarrer Roland Höhr) fest was sich so alles im Koffer seiner Sekretärin befindet. Foto: Klaus Gagel
Überrascht stellt Bürgermeister Julius Hofpichler (Pfarrer Roland Höhr) fest was sich so alles im Koffer seiner Sekretärin befindet. Foto: Klaus Gagel
 
Zum Abschied gab´s für Dekan Johannes Grünwald ein Foto,, welches ihn als Kellner Giovanni aus einem früheren Stück zeigt. Links, Gerhard Backert (Soffleur) und Renate Rosenbauer (Autorin und Regie). Foto: Klaus Gagel
Zum Abschied gab´s für Dekan Johannes Grünwald ein Foto,, welches ihn als Kellner Giovanni aus einem früheren Stück zeigt. Links, Gerhard Backert (Soffleur) und Renate Rosenbauer (Autorin und Regie).  Foto: Klaus Gagel
 
Als Überraschungsgast taucht Walburga (Angela Kießling), die Wirtin von der Nachbaralm auf. Foto: Klaus Gagel
Als Überraschungsgast taucht Walburga (Angela Kießling), die Wirtin von der Nachbaralm auf.  Foto: Klaus Gagel
 

Ausverkauft war der jüngste Lachschlager der Theatergruppe, die wieder einige Knallerbsen bescherte.

"Ausverkauft" hieß es schon lange vor der Premiere. Der Erfolg war vorprogrammiert, auch wenn sich die Besetzung der Theatergruppe in den 18 Jahren ihres Bestehens immer wieder verändert hat. So stand dieses Mal Christiane Betz-Grünwald, die Ehefrau des scheidenden Dekans Johannes Grünwald, wohl zum letzten Mal auf der Michelauer Bühne. Für sie gab es einen besonders herzlichen Applaus und für ihren Ehemann ein Abschiedsfoto aus seiner früheren Rolle.
"Woss macht a Michelaare auf aane Almhütt'n?" lautete die Frage, die die Autorin des Mundartstücks, Renate Rosenbauer, in den Raum gestellt hatte. Wie immer führte sie als Autorin auch diesmal Regie.
Ihr wesentliches Gestaltungsmittel ist dabei der Michlaare Dialeggt. Für die Akteure auf der Bühne nicht leicht zu lesen und für Auswärtige und Zugereiste noch schwerer zu verstehen.
Im Grunde sind es die liebenswerten Gegensätze zwischen Mann und Frau sowie die teilweise tiefe Kluft zwischen Erwartungen und Wirklichkeit, die den besten Stoff für eine derartige Komödie liefern.
Da ist auf der einen Seite der liebenswerte Chaot Kilian (Udo Rosenbauer), der in erster Linie seine Ruhe will. Er ist der Hektik seiner Heimatgemeinde entflohen und sucht sein Lebensglück auf einer abgelegenen Almhütte, wo er alle Fünfe gerade sein lässt. Das spiegelt sich auch im aufwendigen Bühnenbild: schmutzige Wäsche, Unkraut, Hackstock und in dem großen Schild "Betreten verboten."
Doch mit seiner Ruhe ist es jäh vorbei. Nicht nur, dass ihm der Bürgermeister Julius Hofpichler (Pfarrer Roland Höhr) und der Architekt Josef Schlau (Hans Georg Borchert) heftig zusetzen. Beide drängen ihn zur Unterschrift für einen Skilift und den Umbau der Hütte zu einem Grandhotel.
Zu allem Überfluss hat sich auch seine Schwester Gabi (Ute Schedel) mit ihrem Neffen Franz (Luca Rosenbauer) auf die Suche nach dem Verschollenen gemacht, zumal in Michelau das Gerücht von einer Grandhotel Almhütte, die Kilian gehören soll, die Runde macht. Davon haben auch die drei ehemaligen Kartbrüder von Kilian gehört. Gerhard (Helmut Fischer), Thomas (Uwe Nemmert) und Michael (Dirk Rosenbauer) erinnern sich nur zu gut, dass ihr Freund Kilian noch Kartschulden bei ihnen hat. Es sind zwar nur 4,50 Euro, aber auf ein paar Nullen kommt es ja nicht an und so steigert sich die Forderung letztendlich auf 4500 Euro. Das allein sorgt schon für Turbulenzen zumal auch der Bürgermeister und sein Architekt nicht locker lassen.


Sturkopf Kilian

Doch Kilian bleibt starrköpfig und ist sogar bereit sein Hausrecht mit Waffengewalt zu verteidigen. Schließlich merken auch der Bürgermeister und sein Architekt, dass es nur den Frauen gelingen kann, den alten Sturkopf Kilian umzustimmen. Ein Rehbraten im Dorfgasthaus "Zum Hirschen" wird für Kilians Schwester Gabi als Belohnung ausgesetzt.
Doch auch zahlenmäßig gewinnen die Frauen die Oberhand. Als einsame Wanderin hat Edith (Christiane Betz Grünwald) die Alm erreicht und sorgt mit einem verstauchten Knöchel für Aufregung. Klara (Kerstin Schelhorn), die Zwillingsschwester von Katharina, ist aus Amerika zurückgekehrt und liebäugelt zunächst mit dem Architekten Josef und gleich anschließend mit Kilians Kumpel Michael. Sie hält ihn für Kilian und sieht sich schon als neue Almwirtin.
Der holden Weiblichkeit zugeneigt zeigt sich auch Gerhard (Helmut Fischer). Er kümmert sich rührend um den verknacksten Fuß von Edith, weiß aber auch die Gastfreundschaft der Wirtin Walburga von der Nachbaralm (Angela Kießling tritt hier als Überraschungsgast auf) zu schätzen.
Letztlich muss sich Kilian der weiblichen Übermacht beugen. "Aa salbe gebrennt's Schnäpsle als Anschporn" setzt die Sekretärin Katharina als Stimmungsmacher ein und als sich der Vorhang zum dritten Akt hebt, hat sich das Bühnenbild total verändert. Rund um die Hütte ist aufgeräumt, Bierbänke mit Auflage stehen bereit und Tische mit Tischdecke warten auf die Gäste.
Katharina hat das Zepter übernommen. Endlich ist auch ihr Schnaps, den sie bisher "schwarz" gebrannt hat, legitimiert. Nur so einen attraktiven Kellner wie den Giovanni, den sie in Rom kennengelernt hat, hätte sie gern auf der renovierten Alm.
Der Steckbrief zeigt unverwechselbar das Konterfei von Dekan Johannes Grünwald. Zur Gaudi des Publikums entwickelt sich daraus eine der vielen Knallerbsen des Stücks. Edith erkennt in dem feurigen Giovanni ihren Ehemann, der tatsächlich eine Zeit lang in Rom als Kellner gearbeitet hat.
Auch sonst lebt das Stück von etlichen netten Details, die ebenso wie die deftigen Wortgefechte Heiterkeit auslösen. So als Bürgermeister Julius mit einem gut dimensionierten Büstenhalter auf der Bühne auftaucht oder die Gemeinde Michelau aus Unkenntnis nach Sachsen oder Thüringen verlegt.
Seine Sekretärin Katharina (Kerstin Schellhorn in einer Doppelrolle) bemüht sich um Schadensbegrenzung. Auch die Kleidung der Akteure erinnert szenenweise etwas an Karneval. Vom Hippiekostüm bis hin zum Nachthemd ist alles dabei.