Die Pfarrer aus dem evangelischen Dekanat Michelau nehmen zur aktuellen Flüchtlingspolitik Stellung. Sie fordern ein europaweites Zuwanderungsgesetz und rufen zu einem Miteinander auf. Lesen Sie ihren Offenen Brief im Wortlaut.
Die Debatten um die Flüchtlingspolitik werden täglich geführt. Sie bestimmen Talkrunden im Fernsehen, Leserbriefseiten in Zeitungen und Meinungsforen im Internet. Vor allem dort herrscht oft ein sehr rauer Ton. Dekan Johannes Grünwald weiß, dass auch im hiesigen Landkreis Menschen abfällige Meinungen gegenüber Flüchtlingen vertreten, er hat den Aufmarsch der Rechten kürzlich in
Lichtenfels zur Kenntnis genommen und sieht auch die Kirche gefordert, hier Position zu beziehen. Gemeinsam mit allen Pfarrerinnen und Pfarrern des evangelisch-lutherischen Dekanats Michelau hat er einen Brief formuliert, der an die Vorsitzenden der im Bundestag vertretenen Parteien geschickt sowie in der Region öffentlich gemacht wurde.
Das Thema Flüchtlinge begegne ihnen in der Seelsorge immer wieder und beschäftige sie seit längerem, sagt Grünwald.
Letztlich habe Pfarrer Roland Höhr (Michelau) den Anstoß zu dem Brief gegeben. "Wir sind nicht die besseren Politiker", betont Johannes Grünwald. "Sonst wären wir ja in die Politik gegangen. Wir sind auch nicht so naiv, zu sagen, wir haben die Lösung." Er und seine Kollegen sehen sich und alle Christen aber zu Menschlichkeit verpflichtet. "Mit großer Sorge beobachten wir die derzeitige Situation des Umgangs mit Fremden und Flüchtlingen in unserem Land und in der europäischen Union", schreiben sie in ihrem Brief. Gerade nach den Vorfällen in Köln an Silvester gebe es viele Äußerungen, mit denen versucht werde, Flüchtlinge zu kriminalisieren beziehungsweise die Angst vor ihnen zu schüren.
Begegnung statt Vorurteile
"Die Stimmung in unserer Gemeinschaft ist durchwachsen und droht zu kippen." Die Pfarrer rufen deshalb die Politiker zu einer Versachlichung der Diskussion auf. Sie betonen auch, dass sie in ihren Kirchengemeinden durchweg positive Erfahrungen mit Flüchtlingen machen. "Die Menschen hier vor Ort gehen offen auf sie zu und erfahren eine Erweiterung ihres Horizontes." Geschildert wird die Integrationsarbeit, die auf vielfältige Weise geleistet wird. "Wo Deutsche und Flüchtlinge miteinander kommunizieren, werden Ängste und Vorurteile schnell abgebaut." Konkret treten die Pfarrer für ein europaweites Zuwanderungsgesetz und gegen nationalstaatliche Abschottung ein. Die Gründe der Flucht müssten vor Ort bekämpft werden.
"Dabei halten wir es für unumgänglich, nicht nur in Bezug auf die Wirtschaft global zu denken, sondern vielmehr noch in Bezug auf die Menschenrechte und unsere Verantwortung für den Frieden in der Welt."
Auch wer nicht in Deutschland bleiben könne, müsse menschenwürdig behandelt werden, betont der Michelauer Dekan. Die vieldiskutierte Obergrenze ist für ihn keine Lösung. Wer damit ernst mache, instrumentalisiere die Schwächsten, um Druck auf andere auszuüben. Wie sollte man so eine Obergrenze denn vernünftig einhalten können?
Diese Meinung teil übrigens der katholische Dekan, Pfarrer Michael Schüpferling, der ebenfalls die europäische Gemeinschaft gefordert sieht. "Eine Obergrenze bringt uns nichts." Was solle man denn mit den Überzähligen machen?
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Eine Frage lieber Herr Dekan - wieviele Flüchltinge haben sie in kirchliche Einrichtungen schon untergebracht.
und wie sieht die konkrete Hilfe aus die Sie den Flüchtlingen anbieten.
oder sollen es die Gemeindemitglieder richten ?