Marktgraitz: Strommasten als Luftfracht

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Auf dem provisorischen Landeplatz bei der Bauschuttdeponie Schramm in Marktzeuln wird der Hubschrauber betankt. Foto: Andreas Welz
Auf dem provisorischen Landeplatz bei der Bauschuttdeponie Schramm in Marktzeuln wird der Hubschrauber betankt. Foto: Andreas Welz
Der Helikopter setzt zur Landung an. Im Hintergrund die abgelegten Strommasten der 110-kV-Leitung. Foto: Andreas Welz
Der Helikopter setzt zur Landung an. Im Hintergrund die abgelegten Strommasten der 110-kV-Leitung. Foto: Andreas Welz
 
Der Helikopter setzt einen Mast auf der Lagerfläche ab. Foto: Andreas Welz
Der Helikopter setzt einen Mast auf der Lagerfläche ab. Foto: Andreas Welz
 

Der Stromversorger Tennet baut die Masten zwischen Dörfles-Esbach und Redwitz ab. Mit Hilfe eines Hubschraubers werden sie abtransportiert.

Es knattert und dröhnt. Unten am Boden liegt das Buschwerk flach, Erde fliegt durch die Luft, oben biegen sich die Baumwipfel. Eigentlich ist für die Region um Marktzeuln erst am Nachmittag Wind angesagt, doch an der Bauschuttdeponie Schramm bläst es schon um 8 Uhr kräftig. Schuld daran ist ein roter Hubschrauber. In einer spektakulären Aktion hat der Stromversorger Tennet gestern ausgediente Strommasten zwischen Dörfles-Esbach und Redwitz per Luftfracht auf den Lagerplatz transportiert.

"Die Arbeiten für den Abbau der 110-kV-Leitung haben begonnen", sagt Bauleiter Eugen Bößerndörfer den zahlreichen Journalisten. "Nachdem in den vergangen zwei Wochen die Leiterseile auf der gesamten Strecke abmontiert worden sind, ist der erste Mast im Bereich Grub am Forst und Dörfles-Esbach abmontiert worden", erläutert der Tennet-Mann. "In diesem Bereich werden heute weitere Masten abmontiert und per Hubschrauber abtransportiert".


Vier Tonnen schwer

Es ist die fünfte Tour an diesem Morgen. Im Schlepptau hat der Kamow-Helikopter K 32 von der Schweizer Firma Heliswiss einen der 30 Meter hohen und vier Tonnen schweren Stahlkolosse. Sicher manövriert der Hubschrauberpilot mit seinem Techniker die Last über Tannenwipfel und Ackerflächen. Der Kamow mit seinen zwei gegenläufigen Rotoren und zweimal 2190 PS macht zwar ausgesprochen viel Wind, wiegt das aber mit einer anderen positiven Eigenschaft auf: Er trägt Lasten wie kaum ein anderes Fluggerät seiner Gattung. Bis zu fünf Tonnen vermag er zu heben. Für einen ausgewachsenen asiatischen Elefanten würde das locker reichen.

"Hoch qualifiziertes und motiviertes Personal, professionelle Vorbereitung der Einsätze, eine erstklassige Ausrüstung, moderne leistungsfähige Helikopter, ein hoher Sicherheitsstandard und vor allem eine präzise Einsatzdurchführung sind für uns selbstverständlich", so der Heliswiss-Ingenieur, der die Aktion vom Boden aus koordiniert. Dieser Einsatz hat selbst für hatte selbst für Bößerndörfer Seltenheitswert. Der altgediente Tennet-Mitarbeiter erklärte, warum man die Hilfe aus der Luft braucht. Der Abtransport per Lkw sei nur möglich, wenn Zufahrtswege zu den Masten gebaut würden. Das wäre bedeutend teurer als der Lufttransport. Die ehemaligen Wege, als die Leitung vor 30 Jahren gebaut wurde, sind längst verschwunden, durch die Flurbereinigung oder einfach, weil man sie später bei Wartungsarbeiten nicht mehr brauchte.


Inbetriebnahme am 17. Dezember geplant

Markus Lieberknecht, Pressesprecher der Tennet, erinnerte daran, dass die 110-kV-Leitung mit eigenen Masten nicht mehr benötigt wird, da sie an die Masten der neuen 380-kV-Leitung montiert wurde. Am 17. Dezember wurde die neue Leitung in Betrieb genommen und nach einigen Tagen die alte abgeschaltet. Inzwischen ist der Hubschrauber auf dem provisorischen Landplatz an der ehemaligen Kiesgrube gelandet. Die Rotoren bleiben in Segelstellung und laufen mit unverminderter Drehzahl weiter. Das Bodenpersonal betankt das Fluggerät, der Pilot klettert aus dem Cockpit, macht ein paar Lockerungsübungen und schon sitzt er wieder hinter dem Steuerknüppel, um seine Runden zwischen Marktzeuln und Ebersdorf bei Coburg zu drehen.